ROTTWEIL – Rar sind diejenigen geworden, die aus eigener Erfahrung als Zeitzeugen von ihren Erlebnissen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialsten erzählen können. Umso wertvoller war der von der Initiative Gedenkstätte Eckerwald organisierte Besuch von Eugeniusz Dabrowski am Droste-Hülshoff-Gymnasium. In der Realschule war Jadwiga Matysiak zu Gast und berichtete über ihre Kindheit im Konzentrationslager Auschwitz.
Eugeniusz Dabrowski schilderte den Schülern der Klassen 9b und 9d eindrücklich seine Erinnerungen. In ihrer Warschauer Wohnung verbargen seine Eltern in der Besatzungszeit einen jungen Juden. Nachdem die Gestapo davon erfuhr, begann für die Familie ein Martyrium. Der mittlerweile 90-jährige Dabrowski gibt seine Erinnerungen an die junge Generation weiter und setzt sich dafür ein, das Gedenken wach zu halten. Damit sich Geschichte nicht wiederholt.
Für die aktive Unterstützung jüdischer Mitmenschen während der Besatzungszeit erhielt Familie Dombrowski die Yad-Vashem-Medaille als „Gerechte der Völker“. „Würden Sie heute noch einmal so handeln wie damals, auch mit dem Wissen um die Konsequenzen für die Familie?“, fragten ihn die Schüler. Ja, antwortete er, er selbst, genauso wie viele andere Polen, seien immer bereit gewesen andere in Schutz zu nehmen. Trotz allem, ergänzt er, verbinden ihn heute wieder viele Kontakte und Freundschaften mit Deutschland. „Zeit heilt die Wunden“, meint er zum Abschluss, fordert aber gleichzeitig die junge Generation dazu auf sich für Frieden, Freundschaft, Toleranz und Versöhnung als Basis für das Zusammenleben der Menschen einzusetzen. Wenn wir diese Werte leben, wird sich das, was er erleben musste, nicht wiederholen, ist seine eindringliche Botschaft.

Gespannte Stille herrschte im Klassenzimmer, als Jadwiga Matysiak den Realschülern über ihre Kindheit im Konzentrationslager Auschwitz berichtete: Jadwiga selbst war erst zweieinhalb Jahre alt als sie ins Konzentrationslager kam. Und doch haben sich viele der traumatischen Erlebnisse ins Gedächtnis der heute 76-Jährigen eingegraben. Immer wieder habe sie einzelne Bilder vor sich.
Jadwiga betonte, dass die Häftlinge untereinander sehr viel Solidarität gezeigt haben, ohne die viele nicht überlebt hätten. Die Nazis hätten die Leute verletzt, getötet, gefoltert oder schlimmeres getan, aber die Menschlichkeit hätten sie nicht besiegen können. Für sie sei diese Erfahrung sehr wichtig geworden und daher sei es ihr wichtig, dazu beizutragen, dass dieser schreckliche Abschnitt der Geschichte nicht vergessen werde und dass unsere Generation dafür sorge, dass sich so etwas nie wieder wiederholen darf. Ihr selbst helfe es zudem, ihre traumatischen Kindheitserlebnisse zu verarbeiten.
Ein Dank galt neben Jadwiga Matysiak auch der Initiative Gedenkstätte Eckerwald, vertreten durch den früheren Konrektor der Realschule, Bulach. Durch ihr Engagement wird eine derart intensive Begegnung mit Überlebenden der Konzentrationslager für die Schüler erst möglich.