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„Junghans Terrassenbau Museum: Ein Highlight für die Region“, Veröffentlicht: Freitag, 15. Juni 2018, 19.07 Uhr

Junghans Terrassenbau Museum: Ein Highlight für die Region

Illustre Gäste  hatte Hans-Jochem Steim in sein neues Museum an der Geisshalde eingeladen – darunter die ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Erwin Teufel und Stefan Mappus.

In der heutigen Kantine der Junghans Uhrenfabrik konnte Steim aber auch viele andere bekannte Vertreter aus der Politik der Wirtschaft und der Stadt Schramberg willkommen heißen. Und er verriet ein gut gehütetes Geheimnis: Direktor des Junghans Terrassenbau Museums wird der Schramberger Innenarchitekt Arkas Förstner.

Zu Mappus, dessen Mutter aus Schramberg stammte, wusste er zu berichten, dass seine Mutter auf Terrasse 7 des Baus gearbeitet hatte. Besonders dankte er Heinrich Engelmann, der mit seiner Frau Annelene aus Vechta bei Bremen angereist war, und dessen Schwarzwald-Uhrensammlung er gekauft hatte. Den Vertretern des Denkmalschutzes dankte er für deren auch finanzielle Unterstützung: „mehr als ein Tropfen auf den heißen Steim.“

Lob  fürs Unternehmertum der Familie Steim

Staatssekretärin Karin Schütz aus dem Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg lobte das „sehr schöne Ergebnis gelungener Denkmalpflege“. Ohne die Bereitschaft von Unternehmern mit Risikobereitschaft sei ein solches Projekt nicht zu schaffen. Sie erinnerte an den Architekten des Terrassenbaus Philipp Jakob Manz und daran, dass der Bau vor genau 100 Jahren 1918 fertig geworden war. Er habe damals ein „lichtdurchflutetes Gebäude“ geschaffen.

In seinem Grußwort hob Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog die lange gemeinsame Geschichte der Stadt und der Firma Junghans hervor: „Junghans ist Schramberg und Schramberg ist Junghans.“ Den Terrassenbau habe ein Schwenninger Historiker  als die „Himmelsleiter der Uhrenindustrie“ gewürdigt. Junghans sei bis heute ein „Markenbotschafter für Schramberg“.

Das Museum sei ein Beitrag zur Revitalisierung der Talstadt, die die Stadt auch im Rahmen der Landesgartenschaubewerbung vorantreiben wolle. Mit 80.000 Euro habe die Stadt den Bau des Schrägaufzugs gefördert, das sei allerdings nur  „ein kleiner Tropfen auf den heißen Steim.“

Junghans-Geschäftsführer Matthias Stotz stellte den Aufbau des Museums und die Bedeutung der verschiedenen Terrassen vor. Er würdigte die Unternehmerpersönlichkeit von Hans-Jochem Steim, der auch diese Aufgabe „ausgezeichnet bewältigt“ habe. In der Designabteilung könne man sehen, „wie viel Liebe, manche sagen Arbeit, im Detail drin steckt“.

Der Stuttgarter Architekt Uwe Brückner berichtete nach einem Besuch an einem eiskalten Oktobertag 2016 sei er von der Aufgabe sofort begeistert gewesen. Besonders, dass ähnlich wie das Guggenheim Museum in New York das Museum von oben nach unten begangen werde. Mit Erwin Teufel habe er schon das „Haus der Geschichte“ in Stuttgart auf den Weg gebracht, freute er sich über den Besucher in der ersten Reihe. Sein Ziel sei es gewesen, Uhren, Schwarzwald und Gebäude erkenntlich zu gestalten.

Der Schramberger Architekt Jürgen Bihlmaier hatte die Bauleitung inne. Er habe sich 2015 gefreut, dass „endlich mal jemand den Mut hat, das Fabrikgebäude aus seinem Schlaf zu wecken. Ihm sei es darum gegangen, den Terrassenbau zu transformieren, ohne seinen Charakter zu zerstören. Dank des Schrägaufzugs seien sieben der neun Terrassen barrierefrei zu erreichen.

Landrat Wolf Rüdiger Michel sprach in seiner Funktion als Vorsitzender der Sparkassenstiftung und überbrachte einen kleinen Beitrag zur Finanzierung der Barrierefreiheit. Er erinnerte an die schierige Transformation der Stadt Schramberg nach dem Niedergang der Uhrenindustrie in den 70er Jahren. Den Umschwung verdanke die Stadt der Initiative von Unternehmerfamilien, tüchtigen Arbeitnehmern und vernünftigen Oberbürgermeistern.

Hochleistungsnetzwerk

Arkas Förstner plauderte aus, dass Steim ihn eines Abends angerufen habe, er sitze grad mit Jürgen Bihlmaier zusammen und sie hätten über ihn gesprochen. Ob er bitte in zehn Minuten bei Junghans sein könnte. „Ab dem Moment war ich im Boot.“ Alles danach hätten sie per Handschlag besiegelt. Er sei überzeugt, dass das Museum „ein neues Museumshighlight in der Region“ werde. Dass der Umbau in so kurzer Zeit gelungen sei, mache ihn stolz. Das sei einem „Hochleistungsnetzwerk im ländlichen Raum“ zu verdanken und sei „ein Leistungsbeweis für das örtliche Handwerk“.

Beim Rundgang versichert Heinz Engelmann im Blick auf die Ausstellung seiner Sammlung, die er zum Großteil an Steim verkauft hatte: „Das bleiben immer meine Kinder“, und dreht den Zeiger an einer Schwarzwald-Uhr, „aber hier sind sie aber gut aufgehoben.“

 

 

 

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