SCHRAMBERG – Am Freitag läutete es für die Abiturprüflinge der Beruflichen Schulen Schramberg zur letzten Runde im schriftlichen Abitur. Das vierte Prüfungsfach war an der Reihe, also Ethik, Religion, Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Physik oder Chemie, coronabedingt mit einer halben Stunde Verlängerung. Um 13 Uhr war die Erleichterung groß und im gelösten Auftreten der soeben frisch Geprüften deutlich erkennbar, die stolz mit ihren Abishirts durch die Schule gingen.
Vier der Abiturienten verraten am Freitagnachmittag im Interview, wie es ihnen bei den Prüfungen ergangen ist, wie sie sich vorbereitet haben und welche Rolle der „Corona-Bonus“ gespielt hat.
Vicktoria Shabin aus dem Sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Gymnasium (SGGG) kommt soeben aus der Prüfung im Fach Ethik. „Es lässt sich schwer sagen, wie es lief. Oft hat man das Gefühl, es war ganz gut und dann hat man es doch verhauen. Von den anderen Fächern hatte ich besonders vor meinem Profilfach Gesundheit und Pflege große Angst, weil es wirklich sehr viel ist zum Lernen und auch mehr erfordert als nur auswendig lernen. Aber mit guter Vorbereitung war auch diese Prüfung echt machbar.“ Die Abiturientin hat einen Lerntipp für zukünftige Jahrgänge: „Auch wenn man denkt, man hat keinen Zeitdruck – man hat immer Zeitdruck. Man sollte so früh wie möglich anfangen zu lernen.“
Erik Törtelyi, ebenfalls SGGG: „Englisch ist eine sicherere Wahl als Deutsch, deshalb habe ich Englisch gewählt. Es gibt immer den gleichen Aufbau und mehrere Klausurteile im Vergleich zu der einen Aufgabe in Deutsch. Wenn man da einmal etwas falsch versteht, ist alles vorbei.“
Einig sind sich alle, dass sie sich von den Lehrerinnen und Lehrern gut auf die Prüfungen vorbereitet wurden, wobei einige Klassenarbeiten sogar schwerer gewesen seien als die Abiturklausuren.
Fabio Ferroni, umwelttechnisches Gymnasium (TGU): „Deutsch ist eine Glückssache: Wenn man ein Thema hat, zu dem man viel sagen kann, kann man mehr Punkte erreichen. Das Gleiche gilt für Ethik. Mathe fand ich angenehm, ich hatte ein gutes Gefühl in der Prüfung. Hier war es nur dadurch schwieriger, dass der Mathelehrer eine Vorauswahl der Aufgaben treffen musste und dadurch die Aufgabe wegfiel, die ich eigentlich besser gekonnt hätte.“
Abteilungsleiter Bernhard Broghammer ergänzt: „Das ist allgemein nicht für gut befunden worden, dass der Lehrer eine Auswahl treffen musste. Trotz vorheriger Abstimmung mit den Schülern kann man es nicht jedem Recht machen und so hat diese als Erleichterung geplante Maßnahme letztendlich überhaupt nichts gebracht und eher die Situation verschlechtert.“
Auf die zweite Maßnahme zur Erleichterung angesprochen, nämlich eine Verlängerung der Prüfungszeit um 30 Minuten, sind sich die Schüler uneinig.
Vicktoria meint: „Also eigentlich hätte ich die Prüfungen auch in der Regelzeit geschafft, ich habe in fast allen Prüfungen früher abgegeben. Ich finde es sogar besser mit Zeitdruck, denn so verplempert man keine Zeit und arbeitet konzentriert auf das Ziel hin.“
„Naja, es kommt aber auch aufs Fach an, z. B. in Deutsch kann man die zusätzliche Zeit nutzen, um nachzudenken und noch einmal neue Ideen zu sammeln“, wirft Fabio ein.
Erik stimmt zu: „Ich habe in fast allen Fächern bis zur letzten Minute geschrieben. Insgesamt ist aber die Verlängerung kein großer Vorteil gewesen, denn was man in zwei Stunden nicht weiß, fällt einem auch in der letzten halben Stunde nicht mehr ein und wenn man alles weiß, reicht auch die Zeit.“
In die Prüfung mitgenommen haben die Abiturienten vor allem zuckerhaltige Snacks und Getränke sowie Energydrinks und Wasser. „Gut für eine Denkpause“, lacht Vicktoria.
Die Chemieprüfung dauert noch einmal eine halbe Stunde länger als die Ethikprüfung. Nach deren Ende gesellt sich Alexander Ganter (TGU) zur Runde.
Organische Chemie, Energetik und Protolyse waren die von ihm bearbeiteten Aufgaben.
Viel chemisches Rechnen, auf das er sich mit Hilfe alter Unterrichtsmitschriebe vorbereitet hat.
Alexander Ganter (TGU): „Am meisten gelernt habe ich für mein Profilfach Umwelttechnik, für das ich auch die Prüfungsvorbereitung in den Osterferien besucht habe. Mathe war die schwierigste Prüfung, aber hier fand ich den Zeitzuschlag sehr hilfreich. Auch mit der Aufgabenwahl meines Lehrers war ich zufrieden, er hat uns vorab im Unterricht abstimmen lassen.“
Das Technische Gymnasium mit dem Profil Umwelttechnik, das Alexander und Fabio die letzten drei Jahre besucht haben, wird ab dem kommenden Schuljahr auf dem Sulgen nicht mehr angeboten. „Das ist sehr schade, weil es ein sehr interessanter Schulzweig ist, bei dem ich viel gelernt habe. Die Lehrer haben das auch gut gestaltet in den letzten drei Jahren“, betont Alexander.
Am Freitag waren nun die zweiten schriftlichen Abiturprüfungen unter Corona-Bedingungen beendet. Die zwei großen Maßnahmen zur Prüfungserleichterung, mehr Zeit und eine Vorauswahl von Aufgaben, wurden von den Abiturienten kritisch betrachtet – ob sie geholfen oder vielleicht sogar eher geschadet haben, wird sich erst bei der Bekanntgabe der Noten in einigen Wochen herausstellen.