Seit Jahrzehnten kämpft die Stadt Schramberg für die Talumfahrung. Eines der wichtigsten Argumente lautet, die Oberndorfer Straße in Schramberg sei ein „Nadelöhr“ auf der Strecke zwischen Rheinebene und Neckartal oder A 6 und A 81. Die Verkehrsbelastung durch Schwerlastverkehr und Autos nehme immer weiter zu, deshalb müsse die Talumfahrung dringend gebaut werden.
Doch stimmen diese Zahlen? Vor zwei Wochen berichtete die NRWZ, dass die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) an ihrer Zählstelle an der Einmündung der Goethestraße in die Oberndorfer Straße seit 2015 rückläufige Zahlen verzeichne: von 14.700 über 14.300 auf 13.500 Fahrzeuge pro Tag im Jahr 2017.
Die Prognosen lauteten ganz anders
Das widerspricht allen bisherigen Annahmen. So gingen Gutachter von Modusconsult im Jahr 2005 davon aus, dass der Straßenverkehr bis zum Jahr 2025 um 20 Prozent ansteigen werde. („Straßenverkehrsprognose 2025, Baden-Württemberg“). Auf Schramberg bezogen kamen Wissenschaftler derselben Firma 2009 auf eine Straßenbelastung von 16.200 Kfz/24h im Jahr 2010, nachzulesen im Luftreinhalteplan für die Oberndorfer Straße aus dem Jahr 2010.

Für das Jahr2020 habe das Büro Modusconsult 2003 in einem Gutachten für die Oberndorfer Straße gar „19.500 Kfz/24h prognostiziert“, heißt es dort weiter.
Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus: auf der B 462 wird nicht erst seit 2014 durch die LUBW der Verkehr gezählt. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) betreibt seit 2007 eine Dauerzählstelle kurz vor der Abfahrt Sulgen.
Das Verblüffende: Seit 2007 sind die Zahlen praktisch unverändert geblieben. Bei den Fahrzeugen insgesamt bewegt sich die Anzahl um 13.200, davon sind schwere LKWs um 1000 pro Tag. Kleine Dellen gab es 2009 möglicherweise wegen der Wirtschaftskrise und 2014 wegen der Bauarbeiten an der Bundesstraße in diesem Jahr.
Die BASt-Zahlen stimmen nicht exakt mit denen der LUBW überein, aber die LUBW-Zählstelle befindet sich in 3,1 Kilometer Entfernung zur Dauerzählstelle der BASt, so deren Sprecher Christopher Gerhard auf Nachfrage der NRWZ. Und die Sprecherin der LUBW Tatjana Erkert ergänzt: „Dazwischen liegen einige Wohngebiete, dies kann zu einer nicht zu unterschätzenden Differenz führen.“ Auch seien die Abweichungen nicht sehr gravierend. Sie längen 2015 bei gut sieben und 2016 bei gut vier Prozent. Für 2017 seien die BASt-Zahlen erst Mitte des Jahres verfügbar, so Sprecher Gerhard.

Schramberg und die B 462 sind übrigens nichts Besonderes: Die BASt hat für das gesamte Bundesgebiet und für alle Bundesstraßen und Autobahnen seit den fünfziger Jahren Daten erhoben. Bei den Autobahnen steigen die Zahlen kontinuierlich. Auch bei den Bundesstraßen ging es bis 1990 nach oben. Aber seit 1992 bleiben sie auf den Bundesstraßen praktisch unverändert: 9000 Fahrzeuge pro Tag.