Werbung sei ein „Marketinginstrument, um Kaufwünsche zu wecken“, wusste Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog bei der Eröffnung einer neuen Sonderausstellung mit Emailleschildern im Auto- und Uhrenmuseum. Etwa 30 Gäste waren gekommen, um sich vom Emailleschildersammler Gerhard Dingler in die Schau einführen zu lassen.
Herzog erinnerte an die Geschichte der Blechschilder, die seit 1890 fast alle kleinen Läden aber auch Bahnhöfe und Bahnstrecken zierten. In Deutschland hätten etwa 300 Firmen die Schilder gefertigt, in Schramberg die Firma Schweizer. „Die Herstellungskosten waren damals enorm hoch“, so Herzog. Die „weiße Dame“ von Persil wohl die beliebteste Werbefigur.
Uralte Technik

Die Technik des Emaillierens sei zwar schon seit der Antike bekannt gewesen, die Massenproduktion aber erst seit Ende des 19. Jahrhunderts möglich gewesen. Wie wichtig die Werbung sei, habe auch Henry Ford gewusst. Der habe immer auf die Enten und Hühner verwiesen. Enten legten ganz leise ihre Eier, Hühner gackerten wie wild: „Und – alle essen Hühnereier.“
Dingler berichtete von seiner mehr als 40-jährien Sammlerleidenschaft. Etwa 3000 bis 5000 Sammler beschäftigten sich in Deutschland mit den Emailleschildern. Regelmäßige Auktionen und Tauschbörsen brächten die Sammler zusammen. Die Hoch-Zeit der Schilder sei zwischen den beiden Weltkriegen gewesen. Im „Dritten Reich“ seien die Schilder zunehmend in Verruf geraten: „Blechpest“ nannte die NS-Propaganda die Schilder. Gleichzeitig habe es kleine Schilder mit der Aufschrift: „Hier grüßt man Heil Hitler“ gegeben.
Enorme Preissteigerungen
Nach dem zweiten Weltkrieg endete die Ära der Emailleschilder. Papierplakate löten sie als preisgünstige und aktuellere Werbemöglichkeit ab. Auf frühen Emailleschildern gab es noch Preisangaben, berichtete Dingler, “das war einfach nicht mehr möglich, Preise über Jahre hin festzuschreiben.“
Das älteste Schild in der Ausstellung ist eine Werbung für den „Schwarzwälder Boten“ hergestellt von Schweizer. Sein Lieblingsschild sei eines der Schwenninger Bärenbrauerei. Der Sammlermarkt habe enorme Preissteigerungen für Emailleschilder gebracht. Seltene Schilder brächten bis zu 50.000 Euro bei Auktionen. Ob deshalb die Emailletafeln in der Schramberger Ausstellung außer Griffweite aufgehängt sind?