Das Stadtmuseum zeigt derzeit eine Sonderausstellung mit Produkten des „Industrie-Designers“ Udo Schultheiss, der von 1960 bis 1981 für die Uhrenfabriken Gebrüder Junghans gearbeitet hat. Am Internationalen Museumstag, dem 13. Mai hat Oberbürgermeister Thomas Herzog die Schau im Stadtmuseum eröffnet.
In einer repräsentativen Werkschau seien 250 Industrieprodukte zu sehen, vornehmlich Uhren, aber auch einige andere Objekte, so Herzog. „Die Reihe reicht von seiner ersten Wanduhr aus dem Jahr 1960 bis zu einer zuletzt entworfenen Brille, die sich noch im ‚Rohzustand‘ befindet.“

Die Ausstellung sei eine Art Pilotprojekt für die künftige Beteiligung am Museumstag, den die Stadt künftig regelmäßig begehen wolle. Mit Blick auf die Umgestaltung der Dauerausstellung, die schon lange im Gespräch sei, meinte Herzog es gelte nun auch, sich „um die Industrieprodukte aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu kümmern, die mittlerweile bereits Raritätenstatus besitzen“.
Die neue Dauerausstellung stehe unter dem Arbeitstitel „Made in Schramberg“ und soll die ältere mit der neueren Industriegeschichte vernetzen und damit eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlagen.

Die neue wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum, Annette Hehr, freute sich, dass sie im Museum „mit offenen Armen aufgenommen“ wurde. Sie wolle ihre Museumsarbeit auch der Vernetzung der bestehenden Museen in Schramberg widmen. Der internationale Museumstag mit seinem Motto passe dazu genau: „Netzwerk – neue Wege – neue Besucher.“
Beim Museumstag wollten die etwa 6500 Museen in Deutschland den Besuchern auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Es gelte „vom verstaubten Image wegzukommen. Museen müssten aktuelle Fragen bearbeiten und die Lebenswirklichkeit spiegeln. Dazu sei sie auf Anregungen aus der Bevölkerung angewiesen. „Die Schramberger sollen mitentscheiden, was sammlungswürdig ist“, so Hehr.

Museums- und Archivleiter Carsten Kohlmann erinnerte daran, dass mit der ersten Schramberger Fabrik, der Majolika vor fast 200 Jahren das Design in Schramberg bedeutsam wurde. Die Form, die Herstellung und die Kosten hatten und haben die Designer in Einklang zu bringen. Früher noch stärker als heute, da früher mit Uhren und Keramik Endprodukte für den Verbraucher geschaffen wurden, während heute überwiegend einzelne Komponenten für Maschinen oder Autos entstünden.
Udo Schultheiss sei von 1967 bis 1988 Chefdesigner bei Junghans gewesen. Er habe in mehreren Textmappen seine Gedanken zum Design zusammengefasst. Darin seien auch Firmeninterna zu finden, die verständlicher machten, was damals bei Junghans auch schlecht gelaufen sei.
Kohlmann schilderte die berufliche Laufbahn des Esslingers vom Schriftsetzer über den Studenten zum Chefdesigner, der sich nach seinem Ausscheiden bei Junghans 1988 selbständig machte und Mitte der 90er Jahre bei Wehrle-Uhren in St. Georgen Geschäftsführer wurde.
Er erinnerte an die großen Veränderungen durch die Quarztechnologie und Entwicklungen wie die RADIOCHRO als erstes Uhrenradio der Welt oder den SMOKE-ALARM als ersten Wecker mit integriertem Rauchmelder. Kohlmann erinnerte auch an die Mitarbeiter von Schultheiss wie Siegfried Wahr, der die Zifferblätter entwarf oder Martin Flaig, den Holzfachmann.
In seinen gut 40 Berufsjahren habe Schultheiss mehr als 4000 Produkte entwickelt. Eie Auswahl von etwa 250 zeige die Ausstellung.

Schultheiss selbst bekannte, er habe „keine Antiquitäten“ zeigen wollen. Er erwähnte seine Vorbilder im Design: Peter Berens, den Pionier des modernen Industriedesigns, Luigi Colani, dessen runde Formen in den 80er Jahren stilbildend waren, und Bruno Sacco von Daimler-Benz. Er betonte aber auch, dass ein Designer ohne seine Mitarbeiter seine Ziele nicht erreichen könne.
Er wunderte sich schließlich, dass bei der Armbanduhr die Mechanik wieder wichtig sei. Das sei, wie wenn Volkswagen wieder ein luftgekühltes Auto herausbrächte. Die Zukunft der Armbanduhr liege in Japan und den USA, ist Schultheiss überzeugt. Dort würden GPS- beziehungsweise satellitengestützte Uhren entwickelt.

Bei einem Rundgang überzeugte sich die überschaubare Gruppe der Eröffnungsbesucher von der Qualität der Designs bei Uhren, aber auch für Zahnputzbecher, Seifenschalen oder Heizungsthermostaten.
Info: Die Ausstellung dauert bis zum 9. September. Sie ist im Schloss Schramberg von Dienstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage von 11 bis 17 Uhr zu sehen.