Schramberg. Bei der nicht ganz alltäglichen Jahreshauptversammlung der Haiti-Hilfe Schramberg gab es sehr emotionale Momente, denn es ging um die Entscheidung, die Hilfen nach Haiti zum Jahresende zu beenden und den Verein aufzulösen.
Vorausgegangen war eine mehrjährige und vergebliche Suche nach jüngeren Mitgliedern, die bereit gewesen wären, die Verantwortung für die Patenschaften, Projekte und Spendengelder mit dem Vorstand zu teilen und in der Zukunft weiterzuführen.
Dies, sowie die Tatsache, dass die meisten internationalen Institutionen die Einzelpatenschaften nicht mehr unterstützen, führten zu der Entscheidung, den Verein Haiti-Hilfe Schramberg zum Jahresende 2019 aufzulösen.

Der Vorsitzende Jean-Marc Herrgott ging in seinem Bericht auf die Vereinbarungen mit dem Kindermissionswerk in Aachen ein, möglichst viele Patenkinder in Projekte wie Gehörlosenschulen und dem Waisenhaus unterzubringen. Ebenso wird die Haiti-Hilfe in anderen laufenden Projekten noch Überbrückungshilfen für das kommende Jahr bereitstellen.
Dass es für viele Patenkinder nicht das Ende bedeuten muss, zeigt die Bereitschaft einiger Paten, künftig Freundeskreise zu bilden um die Kinder in ihrer Ausbildung weiter zu unterstützen.
Kassier Albert Bäumer erläuterte in seinem Kassenbericht die Zahlen für das laufende Jahr. Er belegte aber auch sehr eindrücklich, dass, nachdem 1994 aus dem Freundeskreis Palmari der eingetragene Verein Haiti-Hilfe Schramberg wurde, bis 2019 die stattliche Summe von rund 8,8 Millionen Euro nach Haiti überwiesen wurden.
Sitzungsleiter Herbert O. Zinell hatte schon eingangs die Beschlussfähigkeit der Versammlung bestätigt und so fassten die anwesenden Mitglieder einstimmig den Beschluss, der Vereinsauflösung nach fast 40-jährigem Engagement zuzustimmen.
Nach dem Ende des offiziellen Teils dankte der Sitzungsleiter dem Vorstand für die geleistete Arbeit, vor allem Ilse und Albert Bäumer für ihr jahrzehntelanges bürgerschaftliches Engagement.
Bei seinem Rückblick für die Zeit ab 1994 verwies Jean-Marc Herrgott neben den aktuellen Informationen auf die sehr ausführliche Festschrift, die vor vier Jahren herausgegeben wurde und bat einige Zeitzeugen und Mitstreiter der ersten Stunde um ihre Erinnerungen.
Dorothee Förstner erinnert sich an den Theologiestudenten Paul Antoine, der zur Jahreswende 1979/80 zu Gast bei den Familien Bäumer und Förstner war und die Idee hatte, eine Schule in Palmari zu bauen. Er dachte dabei an eine Summe von 15.000 D-Mark. Dies führte zur Bildung eines Freundeskreises Palmari mit den Familien Bäumer, Förstner, Frommer, Dr. Grüner, Klaus Simon, Udo Schmitt und anderen mehr.

Durch unterschiedlichste Aktionen, insbesondere aber 1981 über drei Flohmärkte in Sulgen, wurden Gelder gesammelt. Vor allem der dritte und größte Markt brachte Einnahmen von rund 20.000 D-Mark. Damit konnten die Anschaffung von Geräten, der Schulbau sowie ein notwendiger Wegebau in Angriff genommen werden.
Harald und Gabriele Frommer trugen zur Erinnerung an den dritten Markt nochmals den in Gedichtform verfassten Aufruf und die ebenfalls als Dialoggedicht verfasste Begrüßungsrede aus der Feder von Harald Frommer vor. Diesem schlossen sich kurze Erinnerungen aus der Runde der Anwesenden an.
Der Vorsitzende betonte zum Abschluss nochmals die gute Nachricht, dass sich Freundeskreise für Haiti bilden werden und dass die Erfahrungen und Kontakte des Vorstands darin einfließen könnten.
Zum Abschluss galt sein Dank allen Helfern der ersten Stunde, den Helfern über 40 Jahre, dem Kindermissionswerk in Aachen, den Organisationen unterschiedlichster Art, der Stadtverwaltung, den Mitgliedern, den Paten und Spendern, den Geschäftsleuten, den Schulen und Behörden für die langjährige engagierte Unterstützung für die Kinder und das Land.