Schwerpunkt in Oberbürgermeister Thomas Herzogs Neujahrsansprache war die Bewerbung für die Landesgartenschau: Herzog bezeichnete sie als große Chance für die Stadt, um städtebauliche Defizite zu beseitigen. Herzog betonte aber auch, dass die in der Machbarkeitsstudie vorgestellten Ideen auch unabhängig von einer Gartenschau verwirklicht werden sollten.
In der Kastellhalle in Waldmössingen nahmen Herzog und seine Frau Anne die Neujahrswünsche der Gäste entgegen. Nach einer musikalischen Einleitung durch das Akkordeonorchester Waldmössingen mit Dirigent Witz hieß Herzog zahlreiche Vertreter aus der Kommunalpolitik, der Wirtschaft und der Verwaltung willkommen. Mit einem Zitat aus einem Schrambergfilm eröffnete er seine Ansprache: „Die Zeit steht nie still in Schramberg.“
In seinem Rückblick auf das vergangene Jahr berichtete Herzog vom erfolgreichen Stadtjubiläum, würdigte das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen und die Arbeit der Kirchen, der mehr als 200 Vereine und Organisationen. Herzog erwähnte die zahlreichen abgeschlossenen Bauvorhaben im Stadtgebiet: die sanierten Oberndorfer Straße und Sängerstraße, den Beginn der Arbeiten an der Kirchbergstraße in Waldmössingen oder das Anlegen des Premiumwanderwegs Auerhahnweg in Tennenbronn. „Erstmalig und keineswegs letztmalig“ habe Schramberg den Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ ausgerichtet.
Landesgartenschaubewerbung als große Chance
Im kommunalpolitischen Ausblick stand die Landesgartenschaubewerbung im Zentrum. Eine Landesgartenschau sei mehr als eine reine „Blümchenschau“. „Solch eine Schau bräuchte unsere Stadt nicht unbedingt. Unsere Stadt braucht nach dem Jahr des Stadtjubiläums einen dauerhaften Impuls für eine gedeihliche Stadtentwicklung“, erläuterte Herzog. Schrambergs Bewerbung sei „eine städtebauliche Notwendigkeit mit viel Energie und Esprit“. Sie habe schon jetzt Wirkung gezeigt: „Es ging ein Ruck durch die Verwaltung und wie ich meine auch durch die Bürgerschaft.“
Das Motto der Bewerbung heiße „Zeit, dass sich was dreht“ und nehme damit Bezug auf die stets innovative Schramberger Industriegeschichte, die von der Uhrenproduktion geprägt war. Es gehe um „Revitalisieren. Überwinden. Verbinden.“ Dabei soll die Innenstadt durch das „Blaue Band“ entlang der revitalisierten Schiltach und andere Projekte profitieren. Das Grüne Band hinauf auf den Sulgen und weiter nach Tennenbronn und Waldmössingen soll den Höhenunterschied und die Entfernungen überwinden helfen.
Verbinden soll die Landesgartenschau auch die inzwischen mehr als 80 Kulturen und Nationalitäten, die in Schramberg zusammen leben. Das Verbinden stehe aber auch für neue Formen der Mobilität.
Mit Blick auf Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß und Rottweils Landesgartenschau-Bewerbung betonte Herzog, er sehe darin keinen Konkurrenzdruck, sondern beide würden „sportlich fair damit umgehen“. Gleichwohl meinte er selbstbewusst, es werde „schwer, an uns vorbei zu kommen.“
Und abweichend vom Manuskript scherzte er, nachdem es sich schon beim Neujahrsempfang eingebürgert habe, dass Schramberg seinen am Vormittag und Rottweil am selben Sonntag abends die Bürger einlade, könnte man ja auch die Landesgartenschau teilen: „Morgens in Schramberg, abends in Rottweil….“
Herzog versicherte, die Verwaltung werde nicht die Entscheidung der Kommission und der Landesregierung zur Landesgartenschau abwarten, sondern schon im Frühjahr einen Fahrplan zu den einzelnen Bausteinen der Bewerbung ausarbeiten.
Schulen und Kindergärten
Neben der LGS-Bewerbung stehen 2018 weitere große Themen an. Auf dem Sulgen müssen dank steigender Geburtenzahlen Kindergartenplätze geschaffen werden. OB Herzog schlägt dafür den Umbau der Kirchplatzschule in Sulgen vor, da sei „eventuell einem Neubau im Wohnbaugebiet ‚Schoren‘ vorzuziehen“.
In diesem Jahr müsse eine Entscheidung zum Standort für einen Schulcampus fallen: Schiller- oder Graf-von-Bissingen-Straße. Welchen Wert die Stadt der Bildung beimesse, lasse sich an einer Zahl ermessen: 4,9 Millionen Euro gibt Schramberg für den Betrieb der Kindertagesstätten und Schulen aus. Hinzu kommen erhebliche Investitionen auch in diesem Jahr und den kommenden Jahren: 920.000 Euro für die Sanierung der Waldmössinger Grundschule, 300.000 Euro für das Gymnasium. Die Berneckschule muss erweitert werden.
Eine Million Euro stehe für Sanierungsgebiete zur Verfügung, gut zwei Millionen für Grundstückserwerb. Auch für den geplanten Neubau einer Mehrzweckhalle in Tennenbronn seien im Haushalt Mittel eingesetzt: 250.000 Euro für die Planung, in den kommenden Jahren 5,4 Millionen für den Bau. Er hoffe, dass die Stadt „in diesem Jahr auch bei den Themen Grunderwerb und Planungsrecht den entscheidenden Schritt weiter kommen“. Beim Freibad seien die Pläne für die Modernisierung weit gediehen. Mehr als vier Millionen Euro sollen dort die Stadtwerke investieren.
Um Familien die Möglichkeit zum Bauen zu geben, müsse die Stadt weitere Neubaugebiete anbieten. Es gäbe zwar Baulücken, doch diese seien fast alle in Privateigentum. Herzog appellierte an die Grundstückseigentümer, an Bauwillige zu verkaufen.
Talumfahrung: „Wir bleiben dran“
Seit die Talstadtumfahrung in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden sei, sei die Verwaltung fast ununterbrochen mit dem Thema beschäftigt und habe unzählige Gespräche geführt. Herzog erinnerte an die Gemeinderatsresolution und die angebotene Unterstützung bei der Planung. Er versprach: „Wir bleiben dran!“
Am Ende überreichte Herzog den Ehrenbrief der Stadt an Giuseppe Agosta. Eine Geste, die die versammelten Gäste mit langanhaltendem Beifall quittierten. (Über die Ehrung berichten wir noch gesondert.)

Die Gäste spendeten dem ausgezeichneten Orchester langanhaltenden Beifall. Nach der Rede hatte die Stadt noch zum Stehempfang geladen und viele blieben, um mit Freunden und Bekannten auf das neue Jahr anzustoßen.