Damit die Natur nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn ein neues Wohngebiet, eine Straße oder eine Fabrik gebaut werden, haben die Länder seit Mitte der 90er Jahre Ökokonten eingeführt. Wer Natur verbraucht, der soll der Natur an anderer Stelle ebenso viel wieder zurück geben, so die Idee.
Dazu ermitteln die Experten, wie viele Ökopunkte ein Gebiet vor der Bebauung wert war. Wiesen, Wald, Felder, je nachdem gibt es Ökopunkte pro Quadratmeter. Je ökologisch wertvoller desto mehr Punkte gibt es. Nach der Bebauung wird wieder geschaut: Eine Straße bekommt wenig Punkte, ein Blumengarten mehr. Dann zieht man voneinander ab, vorher nachher – und die Differenz muss über das Ökokonto ausgeglichen werden.
Dazu verwandelt eine Gemeinde beispielsweise ein bisher landwirtschaftlich genutztes Gebiet wieder in ein großes Biotop um, wie auf dem Sulgen das Gebiet Weiherwasen. Auch hier schauen die Experten vorher – nachher. Aus einer häufig gemähten, für die Natur wenig wertvollen Wiese wird ein Tümpel mit Libellen und Fischen, der ökologische Wert steigt. Der Gewinn hier wird mit dem Verlust an anderer Stelle über das Ökokonto verrechnet.

Die CDU-Fraktion hatte eine Anfrage an die Verwaltung gerichtet, weil sie wissen wollte, was die Ökopunkte bei uns und anderswo kosten. Der Gedanke: Wenn es anderswo günstiger ist, weshalb kaufen wir keine Ökopunkte bei anderen Kommunen ein?
Stadtplaner Michael Kammergruber hat im Ausschuss für Umwelt und Technik das System erklärt und anhand von Beispielen auf Schramberger Gemarkung erläutert. Neben dem Weihermoos sind die Pferschelwiesen in Waldmössingen ein großes Gebiet für Ökoausgleich. Daneben gibt es aber auch kleinere Maßnahmen, die sich positiv auf dem Ökokonto niederschlagen: Eine neue Obstbaumwiese beim Birkenhof, beispielsweise.
Die CDU-Fraktion musste eine ganze Weile auf diese Antworten warten, krankheitsbedingt hatte die Verwaltung erst jetzt einen umfassenden Bericht vorgelegt. Kammergruber rechnete am Beispiel Weiherwasen vor, dass ein Ökopunkt in Schramberg 0,144 Euro reine Ökokosten bedingt. Nehme man die Grunderwerbskosten hinzu, komme man auf 30 Cent. In Rottweil koste ein Punkt die Stadt 90 Cent, so Kammergruber, in der Region Donau/Iller sogar 1,09 Euro, ohne Grunderwerb.
CDU-Stadtrat Jürgen Kaupp (CDU) hakte nach, er wollte wissen, ob die Ökopunkte auf den Kaufpreis umgewälzt werden. So sei es, meinte Linda Niebel, Baurechtsfachfrau. Über die Erschließungsbeiträge werden auch die Ökopunkte abgerechnet. „Je günstiger wir auf eigener Gemarkung Ökopunkte hinbekommen“, ergänzte OB Thomas Herzog, „desto günstiger ist es für die Bauherren.“
Josef Günter (SPD/Buntspecht) fand es “sehr positiv, dass die Punkte auf der städtischen Gemarkung abgearbeitet werden.” Das nutze den Menschen hier, die Gemarkung werde dadurch hochwertiger. Auch die Offenhaltung der Landschaft durch Beweidung begrüßte er. Da werde es wohl in Zukunft schwieriger, Bewirtschafter zu finden.

Kaupp wollte dennoch den Verwaltungsvorschlag abgeändert sehen und das Wort grundsätzlich gestrichen haben. Es sollte nicht grundsätzlich der Ausgleich auf städtischer Gemarkung erfolgen, sondern nur “so lange die auf dem freien Markt erhältlichen Ökopunkte teurer sind.” Udo Neudeck (Freie Liste) dagegen wollte, dass die Öko-Punkte bei uns eingesetzt werden, „auch wenn es draußen billiger wäre.“ So sah es die Ausschussmehrheit und lehnte mit sieben zu drei Stimmen den Änderungsantrag ab.