Mehr als 45 Jahre hat Franz Schneider in der Landwirtschaft der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn gearbeitet, seit 1991 leitete er den Betrieb; nun wurde der 62-Jährige feierlich von Stiftungsvorstand, Schwestern des Klosters und einer Vertreterin des Landwirtschaftsamtes verabschiedet. Sein Sohn Tobias Schneider übernimmt den Stab, so die Stiftung in einer Pressemitteilung.
Etwa 60 Mitarbeiter standen im Elisabetha-Glöckler-Saal in Heiligenbronn Schlange, um sich von Franz Schneider persönlich zu verabschieden und ihm für seinen Ruhestand alles Gute und Gottes Segen zu wünschen. Da hätte es der sehr persönlichen Laudatio von Vorstand Hubert Bernhard fast nicht mehr bedurft, um zu zeigen, welch‘ wichtige Rolle Franz Schneider im Leben von Kloster und Stiftung spielte.
Vor 47 Jahren begann er in der klösterlichen Landwirtschaft die Lehre bei seinem Vater und damaligen Betriebsleiter, Eugen Schneider. Nach Ausbildung und Studium kehrte der junge Landwirt 1980 auf das Klosterareal zurück und übernahm 1991 die Leitung der Landwirtschaft, als sein Vater in den Ruhestand ging. Ein weiterer Meilenstein seines Schaffens war die Auslagerung des Betriebes St. Wendelin aus dem Klosterareal im Jahr 2001. Der nächste große Schritt steht bevor: die Umstellung auf die Bioproduktion im kommenden Sommer. Ein Quantensprung sei das für den 120 Hektar großen Hof, betonte Bernhard.
Unermüdliches Engagement, Geduld und Umsicht
Unermüdliches Engagement bescheinigte der Vorstand seinem langjährigen Mitarbeiter, nebst großem Fleiß, Bodenständigkeit, Geduld und Umsicht. „Oft waren Sie der Erste und der Letzte auf dem Hof, haben die Ställe geöffnet, die Tiere versorgt und die schwere Arbeit auf den Feldern verrichtet.“ Schneiders „emsige Hände waren bei Wind und Wetter im Einsatz, sorgten für wertvolle Lebensmittel, die sich Mitarbeiter, Bewohner und Gäste täglich auf der Zunge zergehen lassen können“, beschrieb Bernhard Schneiders Arbeit.
Sein ausdauerndes und einfühlsames Wesen im Umgang mit Menschen mit Behinderung sowie sein Geschick in der Personalführung hob Bernhard besonders hervor. Den Ruhestand hätten sich Schneider und seine Ehefrau Sabine nun redlich verdient. Ein Gutschein für ein Wochenende im Allgäu passe da sicher als Abschiedsgeschenk. „Dort können Sie endlich machen, was Sie wollen“, schloss Bernhard unter dem Gelächter der Anwesenden.
Die großen Veränderungen in der Landwirtschaft habe Franz Schneider immer mit viel Hirnschmalz, Gesprächen und einem Gespür für die Marktentwicklung gemeistert, attestierte ihm Isabella Glasneck, die Vertreterin des Rottweiler Landwirtschaftsamtes, in ihrer Abschiedsrede. Auch schwierige Auszubildende seien bei ihm als Mensch und Mitglied des Prüfungsausschusses in guten Händen gewesen; nie habe man bei Anfragen ein Nein gehört.
Besonders sei ihr die Tierseuchenübung zur afrikanischen Schweinepest in Erinnerung geblieben, erinnerte sie sich und brachte damit die Gäste zum Schmunzeln. Nun freue sie sich, mit Sohn Tobias weiterhin zusammen zu arbeiten. „Ihrem bestens qualifizierten Nachfolger“, wie sie Franz Schneider versicherte, der mit Mutter Zita, Ehefrau Sabine und den Söhnen Tobias und Benjamin seine Verabschiedung sichtlich genoss.
Mit dem Sonnengesang des Heiligen Franziskus verabschiedete eine eigens gebildete Schwesternschola den Landwirtschaftsmeister. Mit der Geschichte des Wissenschaftlers, der den Zugang zur Natur entdeckt, schlugen die Schwestern zudem den Bogen zu Schneiders Wirken in und mit der Natur: „Sie haben mit Ihrer Arbeit die Schöpfung gelebt“, fasste Generaloberin Schwester Agnes Löber zusammen. Neben persönlichen Segenswünschen der Schwestern hatte sie noch eine Einladung für einen Nachmittag im Kloster mitgebracht: „allein oder mit Ihrer Familie, das entscheiden Sie.“
Viele Veränderungen
In seiner eigenen Rede hob Schneider schlaglichtartig die Veränderungen der vergangenen über vier Jahrzehnte hervor. Als er in der Landwirtschaft zu arbeiten begann, seien noch Schwestern auf dem Hof tätig gewesen. „Die Mastschweine waren in St. Konrad untergebracht, dem heutigen Sitz der Verwaltung. 35 Kühe versorgten damals das Kloster mit Milch, Butter und Sahne“, erinnert er sich. Auch, dass die Milchproduktion 1991 eingestellt wurde, hat er notiert.
An die Anfänge der Direktvermarktung 1995 auf einer Bierbank in der Schwesternküche geht er ein und dankt in dem Zug seinen Mitarbeitern auf dem Hof sowie Metzgermeister Paul Fehrenbacher und dem Team im Hofladen. Sein besonderer Dank aber gilt der Familie, die manchen Urlaub verschieben musste, weil die Ernte Vorrang hatte. Beim anschließenden gemeinsamen Essen nutzen viele Weggefährten die Möglichkeit, mit Schneider ein paar Worte zu wechseln, auch wenn der rüstige Rentner sicher noch häufig bei der Stiftung und im Kloster zu Gast sein wird. Die Einladung der Schwestern steht schließlich.