SCHRAMBERG – In „Schrambergs schönstem Zimmer“ mit Blick auf die Stadt und die blühenden Kastanienbäume vor dem Schloss trafen sich am Dienstagabend die beiden Ehrenbürger Dr. Hans-Jochem Steim und Dr. Herbert O. Zinell, Freunde, Wegbegleiter, Familienangehörige, Vertreter der Stadt, von Parteien und Organisationen und der evangelischen Kirche.
Sie waren wegen Hans Jörg Fahrner gekommen, dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen hatte und das Oberbürgermeister Thomas Herzog überreichte.
Fünf junge Blechbläser, die „Funny Five“ der Musikschule Schramberg starteten mit einer Fanfare, bevor Oberbürgermeister Thomas Herzog den neuen Ordensträger würdigte.
„Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat.“ Mit diesem Zitat von Konrad Adenauer begann Herzog und erinnerte an die Geschichte des Bundesverdienstkreuzes das 1951 gestiftet wurde. Nicht nur Prominente würden geehrt, sondern „gerade auch die Verdienste der Menschen auf der lokalen Ebene, derjenigen die weniger im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen“. Menschen eben wie Fahrner, die „ganz unprätentiös, aber umso wirkungsvoller tätig sind“.
OB Herzog würdigt Fahrners soziales Engagement
Dieser sei, kaum in Schramberg zugezogen schon 1976 im Bürgerarbeitskreis „Sulgen 1990“ und in der SPD aktiv geworden. Seit Ende 1987 war Fahrner im Gemeinderat und blieb fast 30 Jahre im Gremium. Von 1998 bis 2016 als Fraktionsvorsitzender. „Vor allem das Wohl der Schwachen in der Gesellschaft lag und liegt ihm am Herzen.“ Bei seiner Verabschiedung sei anerkennend die Bezeichnung „sozialdemokratischer Gentleman“ gefallen. Als zweiter Ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters habe er zusätzliche Aufgaben im repräsentativen Bereich für die Stadt übernommen.
Daneben sei Fahrner unter anderem in und für die Arbeiterwohlfahrt aktiv gewesen, habe die Altenarbeit gefördert, „Essen auf Rädern“ ausgebaut, sich für den Aufbau eines Jugendwerkes der Arbeiterwohlfahrt stark gemacht und in Waldmössingen ein behindertengerechtes Jugend- und Freizeitheim eingerichtet, das leider im November 2010 einem Brand zum Opfer fiel.
Zur gleichen Zeit startete er mit anderen den Aufbau des Sozialhilfewerkes für arbeitslose Jugendliche: „Ein beispielloses Projekt, ökumenisch geführt von den Kirchengemeinden“, so Herzog. Außerdem war er bei den Naturfreunden Schramberg seit über 35 Jahren, der Stadtmusik, dem JUKS³, der Haiti-Hilfe, der Musikschule, dem DRK – Ortsverband Schramberg, sowie beim Kinderschutzbund aktiv.
Auch in der Kirche aktiv

Näher ging Herzog dann auf Fahrners großes kirchliches Engagement ein. Er war von 1995 bis 2011 Mitglied im Kirchengemeinderat der Evangelischen Kirchengemeinde Sulgen, er gehört zu den Gründungsmitgliedern der ökumenischen Initiative „Markplatz Kirche“ und engagiert sich über Schramberg hinaus im Evangelischen Kirchenbezirk Sulz, ist Mitglied in der Kirchenbezirkssynode mit dem Schwerpunkt Hilfe für bedürftige Menschen, insbesondere für Flüchtlinge.
„Zeit Ihres Lebens in Schramberg, engagieren Sie sich außerordentlich und immer ohne um Ihre eigene Person ein Aufheben zu machen“, betonte Herzog. “Unsere Demokratie braucht Menschen wie Sie.“
Herzog überreichte Fahrner die Urkunde und heftete ihm das Bundesverdienstkreuz ans Revers.
Fahrner: Bei allem viel gelernt
Nach einem weiteren, nun sehr fröhlichen Stück der „Funny Five“ dankte der so Ausgezeichnete. Er sei voller Zweifel gewesen, „ob diese Ehrung viele andere nicht mehr verdient hätten“. In seiner Würdigung habe es Oberbürgermeister Herzog „allzu gut mit mir gemeint“.
Herzog habe viele Erinnerungen geweckt und meinte schmunzelnd: „Mein inzwischen erreichtes Alter mag dazu beitragen, dem zu viel an Lob, nicht zu widersprechen.“
Er verdanke die Möglichkeit zu ehrenamtlichen Tätigkeiten vielen Weggefährtinnen und Weggefährten, allen voran seiner lieben Frau und seiner Familie. „ Oft bin ich nach einer Veranstaltung mit einer neuen Aufgabe oder Funktion nach Hause gekommen, ohne dies zuvor zu besprechen, geschweige denn zu bedenken, wie viel Zeit dadurch in Anspruch genommen wird.“
Durch die ehrenamtliche Tätigkeit bei der AWO, im Selbsthilfewerk für Arbeitslose, der Diakonie und an vielen anderen Stellen, habe er persönlich viel gelernt.
„Menschen eine selbstbestimmte Teilhabe am Leben zu ermöglichen, war und ist eine Erfahrung, die ich als sehr beglückend empfinde“, so Fahrner. Nicht alles sei erhalten geblieben, viel habe sich geändert.
Willy Brandt habe in seinem Vermächtnis dies so ausgedrückt: „Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf der Höhe der Zeit zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“
Im Anschluss trug sich Fahrner ins „Goldene Buch“ der Stadt ein und feierte mit Familie, Wegbegleitern, Freunden und Verwandten in der „guten Stube“ der Stadt.
