Etwa 150 Waldmössingerinnen und Waldmössinger haben am Mittwochabend die Kastellhalle bevölkert. Bei der ersten Einwohnerversammlung nach neun Jahren war es „wieder mal an der Zeit“, so Ortsvorsteherin Claudia Schmid, „eine solche Versammlung abzuhalten.“
Die Verwaltungsspitze hatte gemeinsam mit dem Ortschaftsrat fünf Themen ausgewählt, die die Verwaltungsspitze präsentierte. Fachbereichsleiter Rudolf Mager beschäftigte sich mit den Möglichkeiten, aber auch den Problemen des Gebietes Weiherwasen mit Spiel- und Sportplätzen, Erlebnisbauernhof und Kläranlage.

Er zog in seiner Präsentation den großen Bogen von der Bürgerbeteiligung über STEP 2020+ die Gartenschaubewerbung bis hin zu einem neuen Masterplan für die Stadt und ihre Stadtteile für die nächsten 20 Jahre. Er beklagte, dass in vielen Gemeinden in den Kernbereichen das Leben verloren geht, weil die Menschen auf der grünen Wiese sich ansiedelten: „Der Donut- Effekt: Außen lecker, innen leer.“ Die Landesgartenschau sei „ein hilfreiches Instrument, um an Gelder für die Stadtentwicklung zu kommen.“
Das Weiherwasengebiet könne „ein Highlight der Landesgartenschau“ werden, habe allerdings auch große (Parkverkehrs-) Probleme. Man müsse einen Weg suchen, damit die die Besucher des Spielplatzes und des Erlebnisbauernhofs die Parkplätze bei der Kastellhalle nutzen. Auch über einen Wohnmobilhafen auf dem Gelände sollte man nachdenken. Andererseits meinte Mager: „Der Weiherwasen in der jetzigen Form könnte einen Besucheransturm bei einer Landesgartenschau gar nicht aushalten.“ Mager kündige eine Zukunftswerkstatt mit dem Ortschaftsrat an, bei dem ein Masterplan erarbeitet werden soll, den er am 11. Juni beim siebten Stadtspaziergang vorstellen wolle.
Innentwicklung und Neubaugebiet
Die Innenentwicklung und ein mögliches neues Wohnviertel bei der Kehlenstraße stellte Stadtplaner Bent Liebrich vor. Ziel der Innenentwicklung, die das Land fördert, sei der geringere Flächenverbrauch. In zwei Bereichen in Waldmössingen habe die Stadt das „Flächengewinnen durch Innenentwicklung“ untersucht und auf den Weg gebracht.

Einmal etwa 30 und im zweiten Bereich sogar mehr als 70 bebaubare Flächen stünden bereit. Jetzt müsse die Stadt durch Bebauungspläne Baurecht schaffen. Weil das Verfahren Zeit brauche und die Grundstücke im Privatbesitz seien, gleichzeitig im Neubaugebiet Holderstauden-Seele nur noch zwei Bauplätze frei seien, müsse auch ein weiteres Neubaugebiet erschlossen werden, so Liebrich. In Frage käme eine Fläche bei der Kehlenstraße. Dort könnten nach einem vereinfachten Verfahren auf maximal 10.000 Quadratmetern neue Wohnhäuser gebaut werden.

Verkehrsproblem im Ortskern
Wie ein Zwei-Richtungsverkehr in der Heimbachstraße eingerichtet werden könnte, um die Situation in der Burgstraße im Berufsverkehr zu entlasten, war das Thema von Tiefbauamtschef Klaus Dezember. Er zeigte auf, dass etliche Parkplätze in der Heimbachstraße entfallen müssten und das Rechts-Abbiegen für Lastwagen am Kreisverkehr schwierig bis unmöglich wäre. Eine andere Möglichkeit, in der Burgstraße eine Links- und eine Rechtsabbiegespur einzurichten, habe ebenfalls Nachteile. Nun soll eine umfangreiche Verkehrszählung die Grundlage für genauere Pläne bringen.
ÖPNV: Besser als sein Ruf
Fachbereichsleiter Berthold Kammerer schließlich stellte dem Angebot im öffentlichen Personennahverkehr für Waldmössingen ein gutes Zeugnis aus. Vom frühen Morgen bis Mitternacht sei Waldmössingen an Schramberg, Oberndorf und Rottweil angebunden. Tagsüber und unter der Woche sogar im Stundentakt. Kammerer: „Man kommt auch spätabends noch nach Hause.“ Der ÖPNV werde von den Busunternehmern „eigenwirtschaftlich“ betrieben, muss also Geld einbringen. Auch die Tarife seien attraktiv. Eine Fahrt nach Schramberg koste 2,10 Euro. Das schaffe kaum ein Auto.
Viele Themen in der Diskussion
In der Diskussion fragten mehrere Einwohner nach dem Zwei-Richtungsverkehr. Die Staus im Berufsverkehr an der Burgstraße seien sehr lang. Insbesondere wenn Langholzfahrzeuge um die Kurve wollten gehe oft gar nichts mehr.
Franz Maurer beklagte, dass der Gedanke einer Umfahrung vom Lehen bei Heiligenbronn ins Industriegebiet nicht aufgegriffen worden sei. Er kritisierte die Entscheidung den Schulcampus nicht auf dem Sulgen sondern im Tal anzusiedeln und forderte, Waldmössingen müsse ein dritter Gemeinderatssitz zugestanden werden.

Eine Umfahrung ab Lehen würde zwischen 2,5 und drei Millionen Euro kosten, gab Dezember zu bedenken. Die Entscheidung für den Campus im Tal sei mit großer Mehrheit gefallen, betonte Oberbürgermeister Thomas Herzog. Um die Talstadt lebendig zu halten, sei die Entscheidung wichtig, versicherte Mager.

Das Fehlen von Geschäften beklagte ein anderer Besucher: Plus-Markt weg, Schlecker weg, Metzger weg. Ortsvorsteherin Schmid erinnerte daran, dass der Plus-Markt wegen unterschiedlicher Auffassungen von Betreiber und Grundeigentümer verschwunden sei. Ob Geschäfte sich ansiedeln oder wegzögen habe mit Umsatzzahlen zu tun. Darauf habe die Kommune kaum Einfluss.
Ob denn die hausärztliche Versorgung auch 2030 noch im Ort funktionieren werde, wollte ein weiterer Fragesteller wissen. Fachbereichsleiter Uwe Weisser betonte, Waldmössingen habe einen Arztsitz, die Versorgung sei auf zehn Jahre gesichert. „An Räumlichkeiten würde es nicht scheitern.“ Wegen des demografischen Wandels wurde nach möglichen Pflegeheimplätzen gefragt und Claudia Schmid konnte auf den Ortschaftsrat am Montag verweisen. Ein Investor und ein Betreiber würden da ihr Konzept für ein Pflegeheim in der Heimbachstraße 8 vorstellen.
Christoph Keller berichtete von fehlenden Kindergartenplätzen und Fachbereichsleiter Kammerer bestätigte, die Geburtenzahlen stiegen erfreulicherweise wieder: „Wir haben Engpässe.“ Allerdings erarbeite die Stadt jedes Jahr einen Kindergartenbedarfsplan und die Kindergartenkommission lege die Prioritäten fest. „Es geht nicht alles auf einmal, aber wir sind dran.“
Beim Friedhof kündigte Schmid auf eine entsprechende Frage hin den Bau einer weiteren Urnenwand auf dem Friedhof an. Über den Platz werde im Ortschaftrat noch beraten. Auch Parkplätze für Einsatzkräfte der Feuerwehr kamen zur Sprache.

Nach fast drei Stunden bedankte sich Ortsvorsteherin Schmid für die „spannenden Anregungen“ und betonte, wer weitere Ideen habe, könne jederzeit auf sie oder die Verwaltung zukommen.