SCHRAMBERG – Kurz nach 11 war es so weit: Schrambergs OB hat die Macht an die Narrenzunft übergeben. Einige hundert Untertanen hatten sich vor dem Rathaus versammelt, um dem Schauspiel beizuwohnen. Doch zuvor hat Thomas Herzog noch eine aufregende Rede gehalten und eine wichtige Aufgabe erfüllt.
Zunächst aber erklang der Narrenmarsch, gespielt wie immer von der Stadtmusik – Pustekuchen, aus Tennenbronn waren die Alcaputtis gekommen und ein Lanztraktor zog einen Bierwagen. Denn die Bachnafahrer feierten Oktoberfest. Und neben dem Elferwagen bliesen die AEler eine riesen AElermütze zum 40-Jährigen Bestehen auf und die Elferfrauen hatten eine mobile Besenwirtschaft aufgebaut. „Bis zum Wurstsalat wird’s halber Viere“, stöhnte ein Elfer vorsorglich. Es wurde halber Zweie, aber immerhin.
Schließlich kam doch noch die Stadtmusik dran und danach der OB und Thomas Herzog erinnerte dran, dass schon seit 70 Jahren Schlüsselübergabe in Schramberg gefeiert werde. Aus diesem Anlass habe die Stadt das Rednerpult aufgehübscht: „Das muss jetzt aber auch wieder 70 Jahre halten.“
HKP sorgt für Aufregung
Als er aus der „Hoorig Katz“ erfahren habe, dass der Elferrat bei der Gemeinderatswahl selbst antreten wollen als HKP = Hoorig Katz Partei, da habe ihn „fast der Schlag getroffen“ und an das denkwürdige Zitat gedacht: Ist der Furz im Hirn zu groß, geht der Schuss nach hinne los.“
Jedenfalls habe er mit seinem Team beschlossen, das Rathaus zur Besenwirtschaft zu machen: „In der BTI kommt eine Nachtbar rein, im großen Sitzungssaal spielen die Old News.“

Bevor er dann Zunftmeister Michael Melvin den Schlüssel überreichte, zapfte er noch das Fass der Bach-na-Fahrer an. die Elferfrauen vollführten ihren schaurigen Hexentanz und dann ergriff der Zunftmeister das Wort. Der Elferwagen sei heuer so voll, nicht weil die Elfer drauf stünden, sondern wegen der anstehenden Kommunalwahl: „Da wollen alle Gemeinderäte aufs Pressefoto“, hat er messerscharf erkannt.
Dank an Träger
Er dankte den Rathaus-, den Bauhof- und sonstigen Leuten, den Ordensträgern, Bedenkenträgern, Brillenträgern, Hosenträgern, Stahlträgern, Zeitungsausträgern und den Trägern des Seckeles-Gäulesorden (Aufzählung unvollständig!)
Beim Stadtumbau fiebere die ganze Bevölkerung dem Umbau entgegen. „Aber in Schramberg bewegt sich noch nix, außer den Hangrutschungen bei Regen.“
Die Hoorig Katz Partei sei für die Breite Mitte und werde alle Wünsche nach Hallen Freibädern und 40 neuen Lokalen sofort erfüllen. Finanziert werde das ganze „durch eine neue Hundesteuer für Grasdackel.“ Außerdem sei die HKP für einen Schrexit, den Austritt Schrambergs aus dem Kreis Rottweil.
Massenweise OB-Kandidaten
Zur anstehenden OB Wahl wusste Melvin von einigen Gerüchten zu berichten: Stefan Mappus sei zwar paar Mal in Schramberg gesehen worden. Aber der bewerbe sich bloß bei den Alten Säcken. Siggi Brändle gründe seine eigene „Partei der schmierigen Kochlöffel“. Özi vom Hirschbrunnen erhoffe sich stimmen mit Migrationshintergrund. Barbara Olowinsky werde genannt und Pfarrer Kocholl. Der habe aber verzichtet, als er erfahren habe, “dass es im Rathaus weder eine Mensa noch eine Kantine gibt“.
Atilio Andreotta möchte weiter Eis verkaufen und gleichzeitig im Rathaus eine ruhige Kugel schieben. Der planungswütige Rudolf plane die Gründung der „Partei der Stadtspaziergänger und der Stadtrat Jürgen Reuter habe keine Zeit: „Er muss die Tunnelbohrmaschine vom Herrenknecht am Rappenfelsen einweisen.“ Außerdem sei er „saumäßig beleidigt“, weil die anderen Stadträte sich weigern, ihm das Sträßle zu seinem Haus zu asphaltieren.
Mit dem Narrenmarsch und der Stadtmusik vorneraus zogen dann Elfer, Obernarren, OB und Stadträtinnen und -räte Richtung Bruckbeck zur Ordensverleihung, alle fleißig die gelb-schwarzen HKP-Fähnchen schwenkend.