Der Paradiesplatz beim Lichtspielhaus hieß fünf Jahre lang Friedrich-Ebert-Platz, benannt nach dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Heute vor 100 Jahren hatte Friedrich Ebert (SPD) Schramberg besucht. Im Jahr 1928, drei Jahre nach Eberts Tod hatte der Schramberger Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, den Paradiesplatz in Ebertplatz umzubenennen.
Angedacht war aber auch ein Ebertdenkmal in Form eines Brunnens beim damals noch ganz neuen Lichtspielhaus, wie Schrambergs Alt-OB Herbert O. Zinell einen langen Artikel für eine Tageszeitung schreibt. Der Plan scheiterte aber am Ausbruch der Weltwirtschaftskrise. Heute befindet sich ein Brunnen von Erich Hauser auf dem Platz, der aber auch schon seit Jahrzehnten kein Wasser mehr sprudeln lässt, weil die dünnen Kupferrohre um den mächtigen Findling kaputt sind.

Als 1933 die NSDAP an die Macht kam, machten die neuen Herren am 1. Mai 1933 den Beschluss rückgängig. Seither heißt er Platz wieder Paradiesplatz. An Eberts Besuch erinnert eine Tafel am Lichtspielhaus. Sie ist derzeit wegen de Bauarbeiten auf und unter dem Platz von einem Bauzaun verdeckt.

Friedrich Ebert war im September 1920 in Kur in Freudenstadt. Auf Einladung des Junghans-Generaldirektors Erwin Junghans kam Ebert auf eine Stippvisite nach Schramberg. Über den Besuch und die Hintergründe hat Zinell einen ausführlichen Artikel verfasst. Günter Buchholz berichtete in der Zeitschrift „d‘Kräz“ Nummer 21 vor knapp zwei Jahrzehnten über den Besuch des Reichspräsidenten. Stadtschultheiss Eugen Ritter hatte ihn im Rathaus empfangen.
Vorläufer der „sozialen Marktwirtschaft“
Ebert nahm an einer Gemeinderatssitzung teil, seine Rede ist im Protokoll verzeichnet (und in der „Kräz“ 21 nachzulesen): Er sei in den Schwarzwald gekommen, „um als schlichter Bürger die Waldluft genießen zu können“. Ebert lobte die Unternehmer und die Arbeiterschaft, denen Schramberg seine Blüte verdanke. Er führte das auch auf das besondere Verständnis der Industriellen und der Arbeiterschaft „für ein Miteinanderarbeiten“ zurück. Heute würde man das wohl „soziale Marktwirtschaft“ nennen. In der Sitzung ging es auch um die wirtschaftlich schwierige Lage der Menschen in Schramberg nach dem Zusammenbruch nach dem ersten Weltkrieg.
Ebert traf sich aber auch mit seinem Handwerkskollegen Heinrich Krön, dem Großvater und Ur-Großvater von Ernst und Heike Krön. Die beiden Sattler waren 1888 als Handwerksgesellen gemeinsam „auf die Walz“ gegangen.