Schramberg – Die Olympischen Spiele 1972 waren für Junghans als Zeitnehmer ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Anlässlich des 50. Jubiläums wurde im Junghans Terrassenbau Museum in Schramberg eine Sonderausstellung eröffnet, die einen Einblick in die Entwicklung der Junghans Sportzeitmessung gibt. Über die Ausstellung und die Eröffnungsfeier berichtet das Museum in einer Pressemitteilung:.
Die Schau zeige auch die Menschen, die für das Unternehmen bei unterschiedlichen Sportveranstaltungen in Europa am Start waren. Zur Eröffnung begrüßte Geschäftsführer Matthias Stotz unter anderem sieben ehemalige Mitarbeiter aus dem Team der Junghans Sportzeitmessung sowie Skisprung-Weltmeister Karl Geiger, den aktuellen JunghansMarkenbotschafter.
Das Kernteam der Junghans Sportzeitmessung im Jahr 1972 bestand aus zehn Personen, bei den Olympischen Spielen war der Uhrenhersteller sogar mit rund 70 Junghansianern vor Ort. Neben der Leichtathletik wurden auch die Zeiten bei den Segelwettbewerben in der Kieler Förde oder beim Reiten gemessen. Als Teamchef konnte Martin Lauer gewonnen werden, Weltrekordhalter über 110 Meter Hürden und Mitglied der Goldstaffel von Rom 1960.

„Als eines der führenden Unternehmen in der Quarzuhrentechnik war Junghans für die Olympischen Spiele in
München prädestiniert. Denn auch die Sportzeitmessung wird von der Elektronik dominiert“, so Matthias Stotz. Zu den Spielen kam die Uhrenserie „olympic“ auf den Markt, mit deren Gestaltung Junghans-Designer Udo Schultheiss eine neue Ära mit einer auffallenden, markanten Form- und Farbgebung einläutete.
Erste Stoppuhren in der 1920er Jahren
Die Geschichte der Junghans Sportzeitmessung begann jedoch schon Jahrzehnte zuvor. In den 1920er-Jahren fertigte das Unternehmen Stoppuhren, die außer im Sport auch in der Industrie eingesetzt wurden. In der großen Ära der Silberpfeile, ab Mitte der 1930er-Jahre, nutzte man Stoppuhren auch auf den Rennstrecken. Der große Durchbruch gelang Junghans in den 1950erJahren mit der Entwicklung der Dreikreis-Stoppuhr mit Minute, Sekunde und Zehntelsekunde.
Der Weltrekord 1956 von Willie Williams über 100 Meter in 10,1 Sekunden wurde damit gemessen. Nach intensiver Entwicklungsarbeit konnte die Modellpalette 1965 um Stoppuhren erweitert werden, die sogar Hunderstelsekunden anzeigen.
Junghans legte das Augenmerk auch auf das Thema Frühstart. In einer aufwändigen Grundlagenforschung mit eingehenden Messungen und speziell dafür konstruierten Startblöcken wurde die Reaktionszeit des Sportlers mit 0,12 bis 0,25 Sekunden ermittelt. In Abstimmung mit den Veranstaltern der Wettkämpfe setzte man daraus die Grenzreaktionszeit mit 0,1 Sekunden fest.
„Der ganz große Wurf war die Startkontrollanlage für die Leichtathleten“, so Stotz weiter. Zeitgleich mit dem Startschuss ertönte individuell per Lautsprecher im Startblock ein Ton, um unabhängig von der Laufzeit des Schalls allen zum gleichen Zeitpunkt das Signal zu geben. Ob ein Frühstart ganz objektiv erfolgt ist, wurde entsprechend angezeigt – dann wurde der Start direkt abgebrochen.
Engagement auch in der Formel 1
In den 1970er und 1980er-Jahren engagierte sich Junghans beispielsweise im Skisport oder in der Formel 1. Der Rennsport inspirierte den Uhrenhersteller zu einer eigenen Linie unter dem Namen „Grand Prix“. Angesichts des tiefgreifenden Umbruchs in der Uhrenindustrie zog sich das Unternehmen dann weitgehend aus der Zeitmessung bei großen internationalen Wettbewerben zurück.

Inzwischen verstärkt Junghans seine sportlichen Aktivitäten wieder, 2019 und 2021 als Timing Partner bei den FIS Nordischen Ski-Weltmeisterschaften und 2019 bei der Rennrodel-WM. Aktuell ist Skispringer-Ass Karl Geiger Junghans-Markenbotschafter.
In der neuen Sonderausstellung sind viele Fotos des ehemaligen Junghans SportzeitmessTeams zu sehen, Impressionen von Sportveranstaltungen und interessante Exponate wie historische Stoppuhren, die Uhrenserie Olympic und aktuelle Modelle. In kleinen Gruppen konnten die Gäste der Eröffnung die Ausstellung in Terrasse 3 des Museums entdecken – besonders beeindruckt waren die ehemaligen Mitglieder des Teams von einer original aufgebauten Sportzeitmessanlage, wie sie 1972 zum Einsatz kam.
Info:
Die Sonderausstellung „50 Jahre Sportzeitmessung“ ist während der üblichen Öffnungszeiten des Junghans Terrassenbau Museums zu sehen: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr.
Weitere Informationen unter:
www.junghans-terrassenbau-museum.de
www.junghans.de