Nach nunmehr 40 Jahren als Vorsitzender des Schramberger Museums- und Geschichtsvereins hat Martin Maurer nun sein Amt in jüngere Hände übergeben. Die Mitglieder haben Annette Fuchs zu seiner Nachfolgerin gewählt – und Fuchs hat Maurer als erste Amtshandlung zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Mit diesem Zitat aus der Bibel eröffnete Stadtarchivar und Museumsleiter Carsten Kohlmann seine Laudatio. Maurer habe es oft zitiert, auch als er seine Firma nach 44 Jahren an der Spitze vor zehn Jahren an seine Söhne übergab.
Auch nun beim Übergang an der Spitze des Vereins habe er sicher häufiger an diesen Satz gedacht. Kohlmannberichtete vom großen Interesse für Geschichte des jungen Maurer und erinnerte an die schwierige Gründungsphase des Museums. Als mit dem Bau des Berufsschulzentrums auf dem Sulgen im Schloss Platz frei wurde “rückte die schon lange geplante Einrichtung eines Kulturzentrums … in greifbare Nähe.”
„Museumskrieg“ ist ausgestanden
Damals hätte es zwei unterschiedliche Vorstellungen gegeben. SPD-Oberbürgermeister Roland Geitmann auf der einen Seite habe ein modernes Museum für Technik- und Sozialgeschichte angestrebt. Die CDU-Gemeinderatsfraktion sowie der Gewerbeverein Schramberg unter der Führung von Martin Maurer auf der anderen Seite wollten im Gegensatz dazu ein klassisches Gewerbe- und Heimatmuseum. Es entwickelte sich ein jahrelanger „Museumskrieg“, der sich mit Gisela Lixfeld, der zweiten Leiterin des Museums schließlich entspannte.
Von Anfang an eine Erfolgsgeschichte war die Gründung der Zeitschrift “D’Kräz – Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg”, die inzwischen das 40-Jährige Jubiläum feiern konnte.
Kohlmann erinnerte auch an den langen Kampf Maurers um die hauptamtliche Besetzung der Stelle eines Stadtarchivars. „Im Rückblick erkennt man im unternehmerischen wie bürgerschaftlichen Wirken von Martin Maurer eine geborene Führungskraft.“
Geschichte dient der Reflexion
In Vertretung von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr dankte OB-Stellvertreter Jürgen Winter Maurer für sein jahrzehntelanges Engagement. Der Hausarzt und Philosoph dachte in seinem Grußwort darüber nach, weshalb sich Menschen für Geschichte interessieren: „Der vielleicht wichtigste Grund dürfte der sein, einen Bezug zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart und damit unserer realen Lebenssituation herzustellen – wenn man so will eine Reflexion auf das Werden dessen, was jetzt ist.“
Winter kam zum Schluss: „Durch ein Wissen über die Vergangenheit, durch ein geschichtliches Bewusstsein erhebt sich der Mensch über die raum-zeitliche Begrenztheit.“
Winter dankte schließlich allen nun aus dem Vorstand des Vereins ausscheidenden Aktiven: Heinz Broghammer, Josef Bulach, Günter Buchholz, Anneliese Müller, Hans Haaser und Martin Maurer, „die über viele Jahre hinweg Großartiges und Bleibendes für Verein und Stadt geleistet“ hätten.
Maurer: Weitere Projekte
Maurer selbst erinnerte an das Doppeljubiläum des Vereins und der Kräz. Er sei sicher, dass der Museums- und Geschichtsverein auch mit dem neuen Vorstand als bürgerschaftlicher Mitspieler eigene Projekte für die Zukunft bearbeiten werde. Maurer sah in der Denkmalpflege, der Sanierung der Falkensteiner Kapelle und dem Aufbau eines Krippenmuseums wichtige Aufgaben für die Vereinsmitglieder.

Maurer dankte den Rednern, dem Mitarbeiterteam von Museum und Archiv den Autoren der Kräz sowie dem Vorstand für die gemeinsame Arbeit.
Anschließend ehrte er Heinz Broghammer als Gründungsmitglied und ehemaligen Stellvertreter, Josef Bulach als ehemaligen Chefredakteur und Günter Buchholz als Referent und Autor vieler Fachartikel mit der „D’Kräz-Medaille“. Hans Haaser erhielt als profunder Kenner der Stadt die Medaille, genauso wie Anneliese Müller, die seit vielen Jahren für die Verwaltung und den Versand der Zeitschrift verantwortlich war.