Schramberg. Aus Anlass des Angriffs Russlands auf die Ukraine vor einem Jahr hatten Krystyna Saurer und Patricia Diethelm zu einem Friedensgebet in die St. Maria Kirche eingeladen. Vor einem knappen Jahr hatten die beiden in die Heilig-Geist-Kirche zu einer Andacht gebeten.
„Gemeinsam still werden, eigene Ohnmacht und Ängste teilen, Nähe und Mitmenschlichkeit spüren, das hat damals vielen gut getan“, so Saurer. Damals bedeckte eine gelb-blaue Fahne die Stufen hinauf zur Kirche. Am Freitagabend lag dort eine Regenbogenfarbe mit dem Wort Pace.

Den Initiatorinnen ging es um die Spirale der Gewalt, die sich weiter winde, „in der Ukraine und an vielen anderen Orten in der Welt, wo Kriege toben“.
In der Kirche fragte Saurer, ob wir uns an die Schreckensnachrichten gewöhnt haben? Die erschütternden zahlen von 200.000 gefallenen Soldaten, vielen tausend getöteten Zivilisten und den Millionen Menschen auf der Flucht? „Nein, wir dürfen uns nicht an Krieg und Gewalt gewöhnen“, forderte sie und appellierte an Politiker, Gesellschaft, Kirchen, Gewerkschaften auf Gewaltfreiheit und Dialog zu setzen. Wie im Pax Christi-Aufruf formuliert sei, fordere sie „einen raschen Waffenstillstand und Verhandlungen ohne Vorbedingungen“.

Patricia Diethelm lud anschließend zu einer Meditationsübung ein. Nach Musik und Schweigen las Pfarrer Rüdiger Kocholl aus dem 17. Kapitel des Johannes Evangeliums.

Krystyna Saurer sprach dann aus dem sogenannten „Friedensgebet für die Vereinten Nationen“ des amerikanischen Dichters Stephen Vincent Benét aus dem Jahr 1942. Über die internationale Solidarität heißt es da unter anderem: „Wenn ihnen die Freiheit genommen wird, ist unsere nicht sicher.“

Diethelm sprach dann ein Segensgebet für Frieden für die Ukraine, Syrien, Afrika, den Nahen Osten, Myanmar und überall, wo Kriege auf der Welt geführt würden.
Mit dem Kanon „Dona nobis pacem“ endete die Friedensandacht. Anschließend nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kerzen und trugen sie zum Mahnmal „Des Bruders Tod“ bei der Realschule.

(Dieser Beitrag stand am Samstag bereits online. Durch ein massives Problem am NRWZ-Server verschwand er über das Wochenende. Wir haben ihn nun erneut eingestellt. Die Redaktion.)
Es ist verständlich, dass der Leser Schwierigkeiten hat, den Begriff “Pace” zu verstehen, wenn er mit der Bedeutung des Wortes nicht vertraut ist. Allerdings ist es unangemessen, diesen Begriff als belanglos abzutun und stattdessen für eine Übersetzung ins Deutsche zu plädieren. Der Begriff “Pace” ist eine Abkürzung für den lateinischen Ausdruck “Pax Christi”, was auf Deutsch “Frieden Christi” bedeutet. Diese Abkürzung wird in verschiedenen Kontexten verwendet, insbesondere von der katholischen Friedensbewegung “Pax Christi”.
Vgl. auch:https://en.wikipedia.org/wiki/Peace_flag
Die politischen und militärischen Konflikte zwischen Russland und der Ukraine sind komplex und erfordern eine diplomatische Lösung, die Zeit und Geduld erfordert. Das Schramberger Friedensgebet ist eine symbolische Geste des Gebets und der Solidarität mit den Opfern des Konflikts, die darauf abzielt, Bewusstsein für die Notwendigkeit des Friedens zu schaffen und die Stimmen derer zu vereinen, die für eine diplomatische Lösung eintreten.
Es ist wahr, dass der Krieg in der Ukraine von Putin initiiert wurde und dass er mit brutaler Gewalt und Kriegsverbrechen betrieben wird. Es ist jedoch falsch zu behaupten, dass alle Verhandlungen mit einem Massenmörder peinlich und sinnlos sind. Die Diplomatie ist oft die einzige Möglichkeit, Konflikte zu lösen und Frieden zu schaffen. Die Forderung nach bedingungslosen Verhandlungen ist auch keine Kapitulation oder Nachgiebigkeit gegenüber einem aggressiven Regime, sondern eine pragmatische Herangehensweise, um das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen und eine friedliche Lösung zu erreichen.
Die Erinnerung an die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust ist ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte und Kultur. Es ist jedoch falsch, diese Vergangenheit als Rechtfertigung für die Ablehnung von Friedensinitiativen und Diplomatie in der Gegenwart zu verwenden. Die Solidarität mit der Ukraine und die Forderung nach Freilassung von politischen Gefangenen wie Alexei Navalny sind wichtige politische und moralische Standpunkte, aber sie schließen nicht aus, dass gleichzeitig Friedensinitiativen und Verhandlungen unterstützt werden können.
Letztendlich ist es wichtig, pragmatische und diplomatische Lösungen zu finden, um die Gewalt in der Ukraine zu beenden und den Frieden wiederherzustellen.
„Pace“ verstehe ich nicht. Was bedeutet das? Könnte vielleicht „Peace“ gemeint sein, dann wäre es aussagekräftiger als Pace, halt bloß verflixt schwer zu buchstabieren. Warum denn nicht „Frieden?“ Oder, wenn Edelsinn schon ein ausländisches Motto braucht, wäre мир nicht angebrachter? Wie dem auch sei, das Schramberger Friedensgebet wird Putin ins Mark treffen und ihn zum sofortigen Abzug aller Truppen aus der Ukraine sowie zum Einstellen seiner Terrorbombardierung veranlassen. Oder vielleicht doch nicht?
Der Krieg ist kein Naturereignis wie ein Erdbeben, sondern ein offen erklärter, imperialer und genozidaler Vernichtungsfeldzug Russlands, der von Putin unprovoziert losgetreten wurde und der von ihm mit außerordentlicher Erbarmungslosigkeit und kriegsverbrecherisch betrieben wird (https://www.meer.com/de/71854-putins-krieg-gegen-die-ukraine). Deshalb ist Händeringen für den Frieden und die Forderung nach bedingungslosen Verhandlungen mit einem Massenmörder bloß peinlich. Eine Solidaritätsaktion für die Ukraine (und/oder die Forderung Alexei Navalny freizulassen) wäre ein politisches und moralisches Zeichen gewesen, kein billiges Tugendsignalisieren. Weil Deutsche vor nicht allzu langer Zeit mordend durch die Ukraine gezogen sind, kommt uns eine besondere Verantwortung zu, wenn das Land wieder Opfer eines barbarischen Wahnsinnigen geworden ist. Nach dem Krieg werden sich die Ukrainer daran erinnern, wer wo gestanden und wer das „Nie wieder“ Gelübde verraten hat.