Die schlechte Nachricht zuerst: Die Baustelle am Paradiesplatz wird die Verkehrsteilnehmer zwei Monate länger plagen als ursprünglich geplant. Bei einer Baustellenbesichtigung mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr musste Gerhard Holzbaur vom Regierungspräsidium Freiburg berichten, dass sich die Bauarbeiten am Einlaufbereich bis Ende Oktober hinziehen werden. Ursprünglich sollte Ende August der Verkehr wieder zumindest auf zwei Fahrspuren an der Baustelle vorbei fließen können. „Wir sind etwas im Verzug“, gestand er.
Eine alte Mauer taugt nichts mehr
Zwei Gründe nannte Holzbaur für die Verzögerung: Zum einen hätten die Versorger länger gebraucht, bis sie ihre Strom-, Gas- und Wasser-Um-Leitungen verlegt hatten und gravierender: „Eine Stützmauer am Bacheinlauf ist nicht stabil genug gebaut, um sie für das spätere Brückenbauwerk dort nutzen zu können.“ Bauleiter Uwe Storz erklärt, bei der Baustelle handle es sich nun einmal um eine Sanierung. „Und da erkennt man halt immer erst, was drunter war, wenn man es geöffnet hat.“

In diesem Fall war die sichtbare Mauer eben keine massive Betonwand sondern bestand weitgehend aus bröseligem Schotter. Nun muss der Bereich neu geplant und die Statik berechnet werden. Und das koste Zeit.
Im Winter soll der Verkehr vierspurig fließen
Nach den bisherigen Überlegungen werde man dann aber im November die Bauarbeiten oben an der Straße einstellen, den Verkehr über die Winterzeit wieder normal rollen lassen und im kommenden Frühjahr die Baustelle erneut einrichten. Es seien „empfindliche Arbeiten am Beton“ nötig, die im Winter nicht zu machen seien.

Bauwerk muss saniert werden
Zu Beginn der Begehung hatte Holzbaur noch einmal die gesamte Baumaßnahme erläutert: Die Göttelbachverdolung stammt zum Teil aus dem Jahr 1908, zum Teil aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie wurde auch schon in den 70er Jahren saniert.

Es gehe um den Erhalt und die Wiederherstellung des Bauwerks, erläuterte er auf eine Frage von OB Eisenlohr. Der Beton ist teilweise spröde, die Fugen nicht mehr dicht. „Wasser dringt von oben ein.“ Auch die gepflasterte Bachsohle werde ausgebessert.


Alarmanlage warnt bei Starkregen
Oben werde der gesamte Bacheinlauf derzeit abgebrochen und dann ein Stück davon neu aufgebaut. Dort beim Einlauf haben die Bauleute eine massive Betonwand aufgebaut. Der Göttelbach wird durch zwei dicke Rohrstränge an der Baustelle vorbeigeleitet. Ein Sensor schlägt Alarm, wenn das Wasser hinter dem Damm nach einem Regen ansteigt.

Eine Alarmanlage im Tunnel mit Sirene und Alarmlicht signalisiere den Arbeitern: „Hoppla, jetzt wird es knapp, jetzt muss ich da raus“, so Holzbaur. Über zwei Notausstiege können die Bauarbeiter aus dem etwa 280 Meter langen Tunnel ans Licht klettern. Dafür haben sie 20 Minuten Zeit, weiß Frank Dieterle von der Baufirma DiZwo.

Schmutzwasser wird aufgefangen
Während die beiden Rohre mit dem Wasser des Göttelbachs in der Schiltach münden, hält eine zweite Staumauer das bei den Betonsanierungsarbeiten anfallende Schmutzwasser zurück. „Wir pumpen das hoch in eine Neutralisierungsanlage und leiten es dann in den Abwasserkanal.“

Die Anlage steht in der Nähe des Schlosses und sorgt mit Hilfe von CO2 dafür, dass der pH-Wert des Wassers wieder bei normalen 7 liegt. Die acht Mitarbeiter der Firma Dizwo verwenden für die Betonsanierung einen Hochdruckwasserstrahl. Seit dieser Woche haben die Arbeiten im Untergrund begonnen.

Auch Schramberg zahlt
Für die Sanierungsarbeiten sind Gesamtkosten von etwa 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Weil ein Teil der Verdolung auf städtischem Gebiet verläuft, beteiligt sich die Stadt mit knapp 18 Prozent an den Kosten. „Wir erwarten aber einen 50-Prozent-Zuschuss vom Land“, so Konrad Ginter von der Abteilung Tiefbau.

Am Ende der Besichtigung dankte Eisenlohr für den „interessanten Einblick“. Holzbaur versprach, dass die Arbeiten trotz Urlaubszeit weitergingen. In vier Wochen werde man erneut zu einer Begehung einladen und über den weiteren Baufortschritt berichten.