SCHRAMBERG – Andreas Moosmann quält sich ab. Die Türe an der Karl Diehl-Halle ist für den Rollstuhlfahrer fast nicht zu öffnen. “Das ist schwer zu schaffen“, meint er schließlich und zeigt auf eine kleine Verletzung an der Hand, die er sich zu allem Überfluss noch zugezogen hat.
Diese Woche sind 16 Zehntklässler der Erhard-Junghans-Schule – am Tag nach ihren schriftlichen Prüfungen – mit standardisierten Fragebögen durch die Stadt gezogen und haben die Barrierefreiheit bei öffentlichen Gebäuden geprüft. Sie waren beim Polizeirevier, an Schulen, im Rathaus, im Museum und eben an der Karl- Diehl-Halle. Das Ziel: Schramberg möglichst „hürdenlos“ machen.
Zwar kümmere sich die Stadtverwaltung schon seit vielen Jahren um Barrierefreiheit, hatte Oberbürgermeister Thomas Herzog kürzlich versichert. Gerade für die Blinden und Sehbehinderten sei die Stadt „in engem Kontakt mit der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn“. Die Projektkoordinatorin von GIEB, Silvia Gmelin betont die Bedeutung der Barrierefreiheit für die gesellschaftliche Teilhabe: Ein Rollstuhlfahrer, der nicht wisse, ob er im Kino eine Behindertentoilette finde, werde gar nicht erst ins Kino gehen.

Das Projekt hat noch einen Nebeneffekt: Es sensibilisiert die Jugendlichen für das Thema Behinderungen. Weil bei den Überprüfungen auch Menschen mit Behinderungen dabei seien, so Gmelin, kämen direkte Kontakte zustande.
An der Karl-Diehl-Halle, das war den Schülern Elias Pfundstein und Moritz Sigusch schnell klar, hapert es noch mächtig: „Es gibt keinen Aufzug, kein behindertengerechtes Klo, nichts.“ Ein weiteres Problem fiel Juliane Kugler vom Seniorenforum auf: weit und breit kein Behindertenparkplatz. „Und der normale Parkplatz hinter der Halle ist für Rollstuhlfahrer schwer erreichbar.“
Aktion geht in den Stadtteilen weiter
Nach dem Auftakt in der Talstadt werden auch auf dem Sulgen, in Tennenbronn und Waldmössingen Schüler- oder Jugendgruppen sich auf den Weg machen und die Barrierefreiheit unter die Lupe nehmen.
In Tennenbronn wollen Hella und Grimwalt Götz sich auf Hürdensuche begeben. Um zu sehen, wie das praktisch abläuft, haben sie eine Gruppe in Schramberg begleitet. Auch für das Seniorenforum war die Aktion eine Premiere, so Barbara Olowinsky. Man werde die Fragebögen nun auswerten und nach Verbesserungsvorschlägen schauen. Nachdem an der Karl-Diehl-Halle alle Probleme in den Fragebögen eingetragen waren, ging es hinüber zum Polizeirevier. Dort gibt es zwar eine Rollstuhlrampe, doch die war für Andreas Moosmann nicht zu schaffen – sie war zu glatt.
Info: Unterstützt und vorbereitet wurden die Jugendlichen vom Seniorenform, dem JUKS³ und der Aktionsgemeinschaft GIEB aus dem Kreis Rottweil.