Die Stiftung St. Franziskus mit ihrem Hauptsitz im Schramberger Stadtteil Heiligenbronn beschäftigt insgesamt mehr als 2400 Menschen. Beim Besuch der SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur und dem SPD-Kreisvorsitzenden Mirko Witkowski informierten die Vorstände Stefan Guhl und Dr. Thorsten Hinz über die Arbeit der Stiftung und die aktuellen Herausforderungen. Über den Besuch berichtet die Stiftung in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der SPD-Abgeordneten:
Nach einem informativen Rundgang über das Stiftungsgelände ging es in den anschließenden Gesprächen um die Themen Personalnot, Coronapandemie, einrichtungsbezogene Impflicht, Folgen des Ukraine Krieges, Energiekosten und die Refinanzierungsproblematik.
Arbeitskräftemangel
Der Bedarf an Einrichtungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf ist riesig, wie die beiden Stiftungsvorstände berichten: „Aus vielen Kommunen bekommen wir Anfragen, vor allem im Bereich der Altenhilfe.“ Die Stiftung stehe wie andere Sozialunternehmen allerdings vor der Herausforderung, Fachkräfte zu gewinnen, um die hohe Nachfrage bedienen zu können.
Allein im Bereich der Altenhilfe sind derzeit von den 900 Vollzeitstellen 70 nicht besetzt. Wichtig ist den Vorständen eine gesellschaftliche Anerkennung der Sozial- und Pflegeberufe: „Nach einer dreijährigen Ausbildung muss man von dem, was man dann verdient, leben können“, so Vorstand Guhl. Sein Vergleich: „In der Metallindustrie schaffen Sie das, aber in der Altenpflege nicht.“ Eine wichtige Rolle spielt laut Guhl auch die durch den Personalschlüssel gegebene Belastung der Mitarbeitenden.
Abschlüsse anerkennen
Türk-Nachbaur bestätigte dies und ergänzte, dass es auch um die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Der Fachkräftemangel kann ihrer Ansicht nach auch dadurch entschärft werden, dass die ausländischen Abschlüsse von in Deutschland lebenden Fachkräften schneller anerkannt werden.
Kritisch sehen die Stiftungsvorstände das Thema einrichtungsbezogene Impfpflicht. Hinz würde diese gerne ausgesetzt sehen, um nicht noch weitere Fachkräfte zu verlieren. Guhl verweist darauf, dass die Mitarbeiter seit zwei Jahren in der Belastungsspitze arbeiteten und es nicht fair sei, wenn die einrichtungsbezogene Impfpflicht zu weiteren Personalengpässen und zu Auseinandersetzungen zwischen geimpften und nicht geimpften Mitarbeitern führe.
Impfpflicht umstritten
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Türk-Nachbaur hatte auf eine allgemeine Impflicht gesetzt, die im Bundestag leider nicht durchsetzbar war. Hierzu gibt es nach ihren Worten im Bundestag auch eine Mehrheit. Sauer ist sie auf die Unionsparteien CDU und CSU: „Es ging der Union nur darum, die Ampel vorzuführen, anstatt sich um das Wohl der Menschen zu kümmern.“
Viele Unternehmer hätten aber ihre Belegschaft auch ohne die Allgemeine Impfpflicht von der Notwendigkeit der Impfung überzeugen können. „Die Quote der Ungeimpften in Einrichtungen schwankt zwischen einstelligen Prozentzahlen und reicht bis zu 30 Prozent. Dreh- und Angelpunkt sind hier oft die Arbeitgeber“, so Türk-Nachbaur.
Türk-Nachbaur lässt keinen Zweifel daran, dass sie und andere vorausgesetzt haben, dass sich Menschen, die mit vulnerablen Gruppen zu tun haben, selbstverständlich impfen lassen: „Unser Ziel ist es, dass wir so grundimmunisiert wie möglich in den Herbst gehen.“ Dieses Ziel will auch die Stiftung verfolgen. Wichtig ist den Vorständen, dass die Corona-Schutzschirme der Bundesregierung bis zum Frühjahr 2023 verlängert werden, um auf mögliche neue Infektionswellen vorbereitet zu sein.
Dank für Unterstützung im Ukraine-Krieg
Zum Abschluss war auch der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen Thema des Austausches. Türk-Nachbaur bedankte sich bei der Stiftung für die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen. Für die Stiftung St. Franziskus sei dies ein Gebot der Nächstenliebe, betonten Hinz und Guhl.
Besorgt zeigen sich die beiden Vorstände im Hinblick auf die Auswirkungen des Krieges, die sich zum Beispiel im Bereich gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten niederschlagen. Guhl und Hinz wiesen darauf hin, dass diese starken Belastungen für Sozialunternehmen gesamtgesellschaftlich aufgefangen werden müssten. „Die Bundesregierung lässt die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen in dieser Krise nicht im Stich. Wo Hilfe wegen der hohen Kosten notwendig ist, werden wir helfen“, so Türk-Nachbaur laut Pressemitteilung abschließend.