HEILIGENBRONN – Standing Ovations gab es für das Landespolizeiorchester (LPO) nach dessen Auftritt bei der stiftung st franziskus heiligenbronn. Das professionelle Blasensemble war am Samstag, 25. Mai, bereits zum zweiten Mal Gast im nahezu vollbesetzten Elisabetha-Glöckler-Saal. Die großzügigen Spenden des Benefizkonzerts fließen laut Pressemitteilung in die Anschaffung von Sportmaterialien für die Schüler im Rahmen der Spendenaktion „Wir machen Schule“.
Als „schwäbisch-badischen Abend“ kündigte Stefan R. Halder, Chefdirigent und musikalischer Leiter des LPO, den Abend an und stieg mit Patrick Egges „Schwaben-Ouvertüre“ rasant in das zweistündige Programm ein. In humorvollen Ansagen führte Halder zu den Kompositionen hin, die sich mit den unterschiedlichsten baden-württembergischen Themenfeldern beschäftigten und die Vielfalt der Blech- und Holzblasinstrumente ausloteten.
So auch der fiktive Zyklus „Mein Schwabenland“, aus dem das 29-köpfige Ensemble „Die Echaz“ intonierte. Als Liebeserklärung an „unser Ländle“ bezeichnete Halder „das romantische Tongemälde“, eine Hommage an das kleine Flüsschen, das bei Kirchentellinsfurt in den Neckar mündet. Hier verschränkten sich dramatisches Donnern und liebliches Geplätscher zu einer abwechslungsreichen Flussfahrt. Das Gewässer rauschte, gluckerte, gurgelte und tröpfelte, während an seinen Ufern die Fanfaren zur Jagd bliesen oder die Natur im nächtlichen Wald in einer kleinen Kakophonie erwachte.
Hohe Tempi, moderne Rhythmen, spannungsgeladene Tonfolgen und überraschende Wendungen kennzeichneten das vom Publikum begeistert aufgenommene Konzert. Raue Stürme und zarte Winde umspielten etwa den „Magnetberg“, dem Mario Bürki in der gleichnamigen Komposition, einer Geschichte „aus Tausend und einer Nacht“, ein Denkmal setzt. Dabei bewies Jungdirigent Elias Zuckschwerdt, dass er nicht nur exzellent die Klarinette bläst, sondern auch bravourös den Taktstock schwingt – was die Mitglieder des Musikvereins Winzeln schon lange schätzen. Seine Studienkollegin aus Trossingen, Miriam Raspe, Dirigentin in Unterkirnach, stand ihm im Dirigat bei „The Hounds of Spring“ in nichts nach. Beide Master-Studenten zeigen nun ihr Können beim internationalen Dirigentenwettbewerb in Osnabrück.

Schwungvoll swingend entführte schließlich „Ein Schwabe in New York“ in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die Zeit der großen amerikanischen Tanzsäle. Dort mag sich auch Matthias Hohner, Spross der Trossinger Fabrikantenfamilie, von der Erinnerung an seine Liebschaft abgelenkt haben. Der von der Familie nach New York zwangsverschickte junge Mann hatte nämlich in der schwäbischen Heimat die Haushälterin geschwängert und war daraufhin in Ungnade gefallen. Fynn Müller, den jungen Komponisten des Stückes, hatte Halder gleich als Solo-Trompeter mit im Ensemble wie auch den Schramberger Markus Pfundstein, der beim Solo in „Die Echaz“ seine Qualitäten als Tubist unter Beweis stellte.
Nach der Pause wurde der schwäbisch-badische Musikbogen erneut weit aufgespannt: Mit schwäbischem Volksliedgut beschäftigt sich etwa „Eine Albsinfonie“. Komponist Ralph Bernardy verknüpft in ihr 16 Volkslieder elegant zu einem temporeichen Medley, dessen dritter Satz „Soggahopf“ für hohen Wiedererkennungswert sorgte. Mit Griffen tief in die Kiste aktueller Popmusik von Roger Cicero, Xavier Naidoo, Max Mutzke und Fools Garden rundeten die zwei Medleys „A Tribute to Roger Cicero“ von Tobias Becker und das von Thomas Matthias Förster arrangierte „Bilder – The best of Baden“ das mit großer Spielfreude und Können vorgetragene Konzert ab. Halders Aufforderung zum Mitklatschen musste nicht zweimal erfolgen.
Die launig angekündigte badisch-württembergische Hymne und der Radetzky-Marsch als Zugabe sorgten abschließend für überschwängliche Begeisterung im Saal. Gernot Pfau, Stiftungs-Bereichsleiter für Arbeit, Bildung und Soziales und selber seit vielen Jahren musikalisch aktiv, verlieh seiner Hoffnung Worte, dass dieser zweite Auftritt des LPO in Heiligenbronn keinesfalls der letzte gewesen sei.