Schramberg (wit) – Über viele Jahre haben sich Anneliese Bendigkeit und Helmut Belikan im Stadtrat von Schramberg für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger engagiert. Nun standen beide im Mittelpunkt eines Geburtstagsempfangs.
Eine Stunde vor der Ratssitzung hatte Oberbürgermeister Thomas Herzog ins Rathaus eingeladen. Auch diesmal waren zahlreiche Altstadträte, amtierende Stadträte, heutige und ehemalige Verwaltungsmitarbeiter sowie Angehörige der beiden Jubilare der Einladung gefolgt. Um entsprechend geehrt zu werden, muss erst ein weises Schwabenalter erreicht werden. Beide haben zwischenzeitlich ihren 75. Geburtstag gefeiert.
„Ich halte keine Schuld für dringender, als denjenigen Danke zu sagen, die sich ehrenamtlich und unentgeltlich für ihre Mitmenschen, unsere Gesellschaft und ganz besonders für Schramberg engagieren, beziehungsweise engagiert haben“, betonte OB Herzog in Anlehnung an ein Zitat des römischen Philosophen Cicero. Und weiter: „Das Ehrenamt ist Ausdruck einer Gesellschaft, in der man nicht nur an sich denkt, sondern seine Zeit und Arbeitsleistung kostenlos einbringt, um so das Miteinander zu gestalten. Sie haben dafür allem hier, hinter dieser Sitzungssaal-Tür, Ihren Sachverstand, Ihre Erfahrung und Ihren Elan eingebracht, um über die Geschicke unserer Stadt, der Sie sich verbunden fühlen, mitzubestimmen.
Herzog bedauerte, dass es heute leider nicht mehr so selbstverständlich ist, ein Ehrenamt zu übernehmen, wie noch zu jener Zeit als Anneliese Bendigkeit und Helmut Belikan dem Gemeinderat angehörten.
„Wer kennt sie nicht in Schramberg, die quirlige Anneliese Bendigkeit? Sie ist hier bekannt wie ein bunter Hund“, formulierte OB Thomas Herzog. Am 27. Juni dieses Jahres feierte sie ihren 75. Geburtstag. Bereits im Alter von 18 Jahren kam Oberschlesierin direkt nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester von Neuwied nach Schramberg ins damalige Krankenhaus. 40 Jahre lang war sie ausnahmslos als Krankenschwester tätig. Noch heute schaut sie in dem Gebäude nach dem rechten. Wegen der Liebe zu ihrem Mann Thilo blieb sie in Schramberg, hat zwei Söhne bekommen und auch fünf Enkelkinder.
In den Gemeinderat kam sie erstmalig als Nachrückerin für Peter Hahn am 7. Dezember 1995 und wurde danach mit hohen Stimmenzahlen zweimal wiedergewählt. 14 Jahre gehörte sie dem Gremium an, verfehlte ihre Wiederwahl 2009 nur knapp. Im Jahr 2013 rückte sie für den verstorbenen Stadtrat Paul Flaig nach.
Die Politik, die Mitgliedschaft in der CDU, der Frauenunion, im Frauenbeirat, der Ausstellungskommission und dem VHS-Beirat, der anstrengende Job und die Familie füllten sie allein nie aus, so OB Herzog. Selbst mit ihren 75 Jahren ist sie noch aktiv und kümmert sich mit Leidenschaft als Vorsitzende um die Künstlergruppe Palette. Ebenfalls Gründungsmitglied und von Beginn an Vorsitzende ist sie beim Tagesmütter- und Elternverein des Landkreis Rottweil.
Ein waschechter Schramberger ist Helmut Belikan. Am 26. Mai 1943 in Schramberg geboren, hier aufgewachsen und am hiesigen Gymnasium Abitur gemacht, hat er Schramberg nur für sein Studium an der Universität Tübingen verlassen. Seine erste Anstellung als Lehrer fand er an der Hauptschule in Rottweil Altstadt von 1967 bis 1968. Im Anschluss war er zwei Jahre an der Realschule Rottweil, bevor er 38 Jahre lang in Schramberg an der Realschule unterrichtete. Beschrieben wird Belikan als echter Gentleman, bei seinen Schülern war er ein beliebter Lehrer.
Aufgrund eines Zeitungsaufrufs, man suche Kandidaten für den Gemeinderat, kam er zur Kommunalpolitik. Seine politische Karriere begann 1989. Gleich im ersten Anlauf kam er in den Gemeinderat. Dem Gremium gehört er bis 2004 an. Während eines Teils dieser Zeit war er Fraktionsvorsitzender und OB-Stellvertreter.
Als Lehrer, Sportler und langjähriger Vorsitzender des Stadtverbands für Sport setzte er sich nicht nur hinter diesen Türen besonders für die Anliegen der Schulen, der Jugend und des Sports ein, wie OB Herzog in seiner Laudatio erinnerte.
Als zweifacher Familienvater lag ihm das Wohlergeben der Jugend besonders am Herzen. So regte er im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats an, den Zigarettenautomaten am Central-Kino, das im Besitz der Stadt war, abzuhängen. Dabei verwies er darauf, dass sich der Automat in unmittelbarer Nähe zur Realschule befindet und gleichzeitig auf dem Weg zwischen der Schule und dem Busbahnhof.
Drei Wahlperioden lang saß er für die Freien Wähler im Kreistag. Auch war er im Vorstand der Spielvereinigung 08 Schramberg engagiert, wo er seit 2008 Ehrenmitglied ist.
Helmut Belikan bedankte sich für die Würdigung. Sein besonderer Dank galt seiner Frau Irene, die ihn in zweifelnden Phasen aufgefangen hat. Der Blick auf die bevorstehenden Sitzungen des Gemeinderats waren „nicht immer von unbändiger Vorfreude geprägt“. Bei den aktiven Gemeinderäten warb Helmut Belikan für die Teilnahme an den „Nachsitzungen“, wo das reinigende Gespräch im Nachgang zur Sitzung sehr wertvoll sei. Er warnte vor jenen, die sich aufmachten, die Gesellschaft auseinander zu dividieren.
Anneliese Bendigkeit erinnerte sich, dass sie, als sie nach Schramberg kam, nie daran gedacht habe, politisch tätig zu werden. Ursula Plake und Sybille Drosten hätten sie dann zur Kandidatur ermuntert. „Ich hatte als Frau zu kämpfen und nicht viel zu sagen“, erinnerte sie sich an die Anfänge ihres Engagements im Gemeinderat. Sie bedauerte, dass die Städtepartnerschaften heute nicht mehr so aktiv seien, wie früher. Erfreut zeigte sie sich, dass auch der Produzent des Films: „Das Leben meiner Tochter“ extra zum Empfang von Berlin nach Schramberg gekommen ist.
Mit Sekt, Sektorange und Orangesaft wurde schließlich mit und auf die beiden Jubilare angestoßen. Während die aktuellen Stadträte um 18 Uhr im Ratssaal Platz nahmen, wurde im Foyer noch weiter gefeiert.