Schramberg. Seit vielen Jahren schon kommt immer mal wieder das Thema „Stolpersteine“ und Gedenktafeln für die Opfer des Nationalsozialismus auf. Nun hat die Fraktion der „Aktiven Bürger Schrambergs“ (ABS) dazu einen Antrag gestellt, der in der nächsten Gemeinderatssitzung beraten wird. (Update 25. Januar: Die Sitzung wird wegen Corona-Pandemie abgekürzt und der Tagespunkt verschoben.)
In einer Vorlage für den Gemeinderat geht die Verwaltung ausführlich auf das Thema ein. In Schramberg habe sich seit 1945 „eine vielgestaltige Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges entwickelt“, heißt es dort. Die Namen der gefallenen und vermissten Soldaten seien in allen Stadteilen auf Denkmälern präsent.
Erinnerungskultur
Zur Erinnerung an sechs Opfer aus dem politischen Widerstand stehe in Schramberg bereits seit 1946 ein „Ehrenmal für die Opfer des Faschismus“ . An das Schicksal der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen erinnere in Schramberg seit 1956 das „Ostkreuz“ auf dem Paradiesberg. Gedenktafeln erinnern an die Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangenen auf dem Bernecksportplatz und an die Sinti und Roma am „Zigeunerhäusle“ in Waldmössingen. In Tennenbronn erinnert man an die Familie des Pfarrers Wilhelm Carle mit einer Tafel bei der Evangelischen Kirche in Tennenbronn.
Man begehe die Volkstrauertage und seit 1997 beteilige sich die Große Kreisstadt Schramberg am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar.

Schon viele Stolpersteine eingebaut
Auf Vorschlag der „ABS“ und nach dem Willen der Verwaltung soll Schramberg soll in Zukunft mit „Stolpersteinen“ an die Opfer der Zeit des Nationalsozialismus in allen Stadt- und Ortsteilen erinnert werden. Diese „Stolpersteine“ verlegt seit 1996/97 der Kölner Künstler Gunter Demnig .
Es sind 10 x 10 Zentimeter große Pflastersteine, auf denen eine Messingtafel die wichtigsten Daten zum Schicksal von NS-Opfern enthält. Demnig fügt sie in die Gehwege vor den Gebäuden ein. Dort, wo diese Personen ihren letzten (freiwilligen) Wohnsitz hatten. Mehr als 75.000 dieser „Stolpersteine“ hat Demnig in Deutschland verlegt.
Spender würden sie häufig finanzieren, heißt es in der Vorlage weiter. Derzeit koste ein „Stolperstein“ 132 Euro. Die Wartezeit nach Auftragserteilung betrage momentan ein Dreivierteljahr, heißt es weiter in der Vorlage.
Nachforschungen bringen neue Kontakte
Bei den Recherchen kämen oft bewegende, auch immer wieder weltweite Kontakte zu Angehörigen und Nachkommen von NS-Opfern und zwischen den Generationen zustande. Die Verwaltung schätzt, dass etwa 100 Personen als NS-Opfer in Schramberg anzusehen seien, an die mit „Stolpersteinen“ erinnert werden könnte. Etwa zehn Jahre werde die Recherche ihrer Biographien, die Sammlung von Spenden und die Organisation der Verlegungen dauern.
Zum Wunsch nach einer Gedenktafel zur Erinnerung an die Fremd- und Zwangsarbeiter berichtet die Verwaltung, eine solche gebe es seit 2002 auf dem Bernecksportplatz. „Sie beschränkt sich jedoch auf ein allgemeines Gedenken und nennt keine Namen.“ Von den vermutlich 2750 Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern seien bisher die Namen kaum bekannt. Sie seien auch kaum noch festzustellen.

„Denkbar wäre aber eine Bild-Text-Tafel zur Geschichte der Luftschutzbunker und einer beispielhaften Darstellung der Geschichte des Zwangsarbeiters Iwan Iwanowitsch Kriworutschko (1926-2019) aus der Ukraine, der 1995 zum damals 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs von der Großen Kreisstadt Schramberg zu einem Besuch eingeladen war.“ Das Stadtarchiv Schramberg besitze hierzu anschauliche Fotos und Dokumente.

Die Verwaltung schlägt vor, dass das Stadtarchiv die Recherche der Biographien, das Sammeln der Spenden und die Organisation der Verlegungen übernimmt. Außerdem möchte die Stadt am Eingang zum Stollen der Luftschutzbunker im Gewerbepark Junghans eine Bild-Text-Tafel anbringen. Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, wird der Rat darüber diskutieren. (Update 25. Januar: Die Sitzung wird wegen Corona-Pandemie abgekürzt und der Tagespunklt verschoben.)