Mittwoch, 29. November 2023
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Subiaco Kino: Open-Air – Wie wird das Wetter?

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Nach der Corona-Zwangspause organisierte das Subiaco Kino Team in diesem Jahr erstmals auf dem Junghans-Areal Open-Air-Kino-Nächte. Gabriele King vom Vorstand berichtet für die NRWZ über ihre Endrücke:

 

1.Tag: Starkregen, endlich, nach Wochen der Trockenheit.

Die Open-Air-Monoblöcke vom Subiaco werden angeliefert und im Szene-64-Raum aufgestellt. Vorne die Bühne, hinten die Theke, dazwischen die Plastikstühle. Der Raum mit seinem trashigen Industriecharme, mit dem noch leicht ölig riechenden Aroma überrascht angenehm.

Ed Bühler beginnt auf der Bühne mit seiner Gitarre ein jazziges Soloprogramm.

Der Film dieses Abends „Wunderschön“ – ein Frauenfilm. Und sie kommen zu zweit oder in kleinen Gruppen. Das Mischungsverhältnis der ZuschauerInnen: geschätzt kommt auf neun Frauen ein Mann. Entspannt wird geplaudert. Die Farbe Orange des Aperol nimmt Raum ein in der Szene.

Ed Bühlers musikalische Mischung ist einfühlsam, sie spricht an und passt. Sein letzter Song, ein Tipp seiner Frau: „You are so beautiful“.

Die Leinwand wird heruntergelassen. „Wunderschön“: Es geht um Frauen (nicht nur) und um ihren Selbstwert. Darum, wie sie sich wahrgenommen fühlen und wie sie sich selbst wahrnehmen. Am Ende des Films: selbstbewusste, zufriedene, schöne Film-Protagonistinnen.

Der Film unterhaltsam, die Stimmung gelöst, die Frauen gut aufgelegt. Viele strahlen beim Verlassen der Szene 64 wunderschön über den entspannten Abend.

2. Tag: Es regnet, die Erde braucht´s. Die Szene 64 wird wieder zum Kino-Saal.

Im Vorprogramm auf der Bühne „InAChord“.  Eine Newcomer-Band aus Tennenbronn mit sechs Musikern. Ihr zweiter Auftritt. Beim Bühnencheck spielen sie von den Rolling Stones „Paint It Black“.

Für alte Rock ’n’ Roll-Fans ist also etwas dabei! Hauptsächlich spielen sie Coversongs aus der jüngeren Rock- und Pop-Geschichte. Eine gute Mischung, sie animiert zum Mitsingen und Mitswingen.

Tatsächlich geht die Mischung des Publikums auch von ganz jung bis alt. Sie füllen den Raum. Es sind Fans, Freunde, Familie und KinogängerInnen und sie werden begeistert.

Die Komödie „Beckenrandsheriff“ (Regie Markus Rosenmüller) zeigt, wie wahre Leidenschaft (fürs Schwimmbad) Kräfte mobilisieren kann, die sich gegen kapitalorientierte Interessen durchsetzen. Mit im Paket: Flüchtlings- und Migrationsproblematik, Liebe, Bürgerengagement, Artenschutz und ein Retro-Schwimmbad.

Die Stühle sind alle besetzt. In der letzten Reihe auf den Brauereibänken sitzen die Zuschauer aufrecht und unbequem. Die Paare lehnen sich aneinander und stützen sich. Das hat doch was!

Beim Verlassen der Szene wird gefragt: Wann geht ihr nach draußen?

Wegen Regen drinnen: InAchord. Tag:

 

 

3. Tag: Der Wetterbericht zeigt an: mittags Regen, abends bewölkt.

Subiaco wird endlich vom Indoor- zum Open-Air-Kino. Auf dem Parkplatz oberhalb der Szene 64 werden 100 Stühle aufgestellt, eine 12-Meter-Leinwand, Tontechnik und ganz wichtig: der Projektor.

Ein Party-Zelt, aufgebaut für die Getränke, die Snacks und das Eis-Angebot – serviert von der Szene 64. Die Vereine „Bäretatze“ und „Rossgumbe“ backen und braten abwechselnd Flammenkuchen und Bratwurst, auch unterm Zelt.

Durch die Luftfeuchtigkeit werden die Finger und Noten klamm. Die Grieshaber Family aus Tennenbronn spielt im Vorprogramm mit Akkordeon, Klarinette, Saxophon und Gesang. Mit ihrer volkstümlichen Musik vereinen sie die badischen und schwäbischen Mentalitäten. Alte Hits aus den 50iger Jahren knüpfen an die Zeit an, in der die Dokumentation spielt.

„Baden gegen Württemberg“ – vor 70 Jahren fusioniert, dieses Jahr gefeiert. Der Film eine Mischung aus Dokumentationsaufnahmen, fiktivem Spiel und Informationen von Sachverständigen. Originell gemacht, Geschichte mit Unterhaltungspotential.

Es windet und ist feuchtkalt. 25 Kinodecken kommen zum Einsatz. Was sind die für so Viele?

4. Tag: Regenfrei. Die Situation ist entspannt.

Diner en Blanc, White Dinner, Picknick in Weiß. Aus einem Flashmob in Frankreich entstandene Picknick-Variante für Freunde und Familien. Vor der weißen Kino-Leinwand stehen sechs weiß gedeckte Tische mit weißer Deko, für das Vorprogramm des Abends.

Und sie kommen, die weiß gekleideten Gäste. Die Tische werden zu lecker gedeckten Tafeln. Alle sind besetzt und das Schlemmen beginnt.

„A la carte – Freiheit geht durch den Magen“, der Film dieses Abends: Ein Spitzenkoch verliert seinen Job bei einem Adligen. Er kehrt in seine Heimat zurück mit der Absicht, nie mehr zu kochen. Von einer lernwilligen „Undercover“-Marquise und seinem Sohn wird er aus seiner Lethargie herausgezwungen und gründet das erste Restaurant in Frankreich. Happy End. Eine letzte Kameraeinstellung zeigt viele einladend gedeckte Tische in freier Natur.

Der Bogen zum Beginn des Abends ist gespannt.

5. Tag: Die Sonne scheint. Um 19 Uhr ist es noch warm.

Kinder- und Familienprogramm für 5 Euro. Sie kommen, die Familien! Und der in ein Kino verwandelte Parkplatz wird lebendig.

Im Vorprogramm aus Mali: African Royal Ballet Djiby Kouyate Mali. Die Tanzgruppe heizt die Stimmung an. Für die Mali-Kinderhilfe. sind sie unterwegs. Sie waren Straßenkinder, wurden in einem Internat aufgenommen, konnten in einer Schule lernen, auch das Tanzen. Mit dieser Tanzausbildung verdienen sie nun Geld. Ihre Berufe: Schneider, Koch, Techniker, ein Jugendlicher studiert Architektur.

In Deutschland tanzen, wirbeln, trommeln sie, um Spenden zu generieren für weitere Schulgebäude im Kinderdorf Sun-Mali in Manankoroni.

Der Moderator macht Stimmung, den Schwarzwäldern fehlt es noch an Temperament. Die Gesangsnummern lassen das Publikum swingen. Und die alte Dame der Gruppe singt: „Je ne regrette rien“. Ich bedaure nichts. Die Zuschauer machen den Eindruck, als bedauerten sie es auch nicht, gekommen zu sein.

Um 21 Uhr ist es dunkel. „Die Gangster Gang“ treibt ihr Unwesen. Nachdem sie geschnappt werden, entscheiden sie sich „Gut-Tiere“ zu werden.

Das Lachen auf dem Szene-64-Parkplatz ebbt nicht ab.

Bis das Licht ausgeht.

6. Tag: Es ist bewölkt.

Sie strömen. Nicht die Regentropfen, die Zuschauer.

Überraschend ins Programm genommen, hat sich die Information doch noch ausgebreitet, dass das „Guglhupfgeschwader“ im Open Air Kino gespielt wird.

140 Zuschauer finden den Weg in die Szene 64.

Statt Vorprogramm gibt es „Bäretatze“-Bratwurst und Getränke von der Szene 64.

Uli Bauknecht von der Szene 64 dankt dem Subiaco Kino Team mit einem Gugelhupf für die sehr gute Zusammenarbeit. Stimmen aus dem Publikum bestärken den Wunsch nach einer Wiederholung im nächsten Jahr.

Licht aus. Film an … und wieder 90 Minuten Humor gegen den Alltags-Blues.

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