In dieser Woche haben das Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg ein sehr wertvolles Geschenk erhalten. Der Museums- und Geschichtsverein Schramberg hat das über fünf Jahrzehnte verschollene Fotoarchiv von Hans Albrecht mit etwa 2000 Bildern übergeben.
Das Fotoarchiv wurde von den 1930er- bis 1960er-Jahren von Hans Albrecht (1901 bis 1974) angelegt, der 1923 als Techniker aus Sachsen-Anhalt zu den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG nach Schramberg gekommen war. Durch die Heirat im Jahr 1930 mit Emilie Haaga, einer Tochter von Franz Xaver Haaga und Emilie Haaga, kam er in eine Familie, die eng mit der Geschichte der Stadt Schramberg verbunden war.
Sein Schwiegervater war von 1889 bis 1926 der Rentamtmann der Grafen Cajetan von Bissingen und Nippenburg, Ferdinand von Bissingen und Nippenburg und zuletzt Cajetan von Bissingen und Nippenburg und hatte an ihrer Seite das Ende der alten Adelsherrschaft im Übergang von der Monarchie im wilhelminischen Kaiserreich zur Demokratie in der Weimarer Republik erlebt. Im Doppelhaus Tiersteinstraße 5/7 befand sich bis Mitte der 1970er-Jahre im rechten Gebäudeteil das Gräflich-Bissingische Rentamt. Von den 1920er- bis 1960er-Jahren führte Emilie Albrecht im linken Gebäudeteil das beliebte „Hotel-Pension Haaga“.

Beim Aufbau des Fotoarchivs arbeitete Hans Albrecht mit dem etwa altersgleichen Fotografen Franz Kasenbacher (1898 bis 1985) zusammen, der 1925 aus Bayern nach Schramberg gekommen war. Franz Kasenbacher fertigte von vielen Bildern aus Privatbesitz Reproduktionen an, die Hans Albrecht auf einen Karton aufklebte und mit der Präzision eines Technikers beschriftete. In Gesprächen mit alten Schrambergern ermittelte er viele Namen der abgebildeten Personen, die heute nicht mehr feststellbar wären.
Herausragendes Privatarchiv
Im Lauf der Zeit entstand durch diese Sammeltätigkeit ein herausragendes Privatarchiv. Ein großer Teil der Bilder stammt von den beiden Fotografen Carl Faist I und Carl Faist II, deren Archiv bis auf einen im Jahr 2011 vom Stadtarchiv Schramberg entdeckten und erworbenen Rest leider größtenteils verloren gegangen ist. Umso wertvoller waren – und sind – die in der Sammlung von Hans Albrecht enthaltenen Originale und Reproduktionen. Zum 100-jährigen Stadtjubiläum stellte Hans Albrecht sein Bildmaterial für das „Liebes hundertjähriges Schramberg“ zur Verfügung, das vor einem begeisterten Publikum aufgeführt wurde. Auch mehrere Bilder in dem Festbuch „Das ist Schramberg“ kamen aus seinem Bestand.
Was sieben Jahre später nach dem Tod von Hans Albrecht aus dem Fotoarchiv wurde, blieb lange unbekannt, bis 2011 ein erster Teil wieder überraschend auftauchte. Hans von Zeppelin übergab dem Stadtarchiv Schramberg aus dem Nachlass seines Vaters Kurt von Zeppelin einen Bilderbestand zur Geschichte der Familie Junghans und der Uhrenfabrik Junghans, der ganz offensichtlich von Hans Albrecht angelegt worden war. Der Fund weckte die Hoffnung, dass auch der übrige Teil des Fotoarchives eines Tages wieder ans Licht kommen würde.

Am Montag dieser Woche ist diese Hoffnung nun Realität geworden, als Martin Maurer und Hans Haaser vom Museums- und Geschichtsverein Schramberg den Bestand dem Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg übergaben. Die etwa 2000 Bilder waren im Nachlass des ehemaligen Notars Günter Hölscher , eines Freundes von Hans Albrecht, erhalten geblieben. Seine Tochter Rodtraut Hölscher in Eutingen im Gäu überließ die Bilder dem Museums- und Geschichtsverein Schramberg, der sie wiederum dem Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg übergeben hat, das bereits mehrere andere bedeutende Fotoarchive verwahrt.
Einige Benutzer zeigten sich am Mittwoch im Stadtarchiv Schramberg bereits begeistert über den Zugang. Der Heimatforscher Dieter Kohlmann fand Bilder für seinen diesjährigen Beitrag zur Geschichte der alten Steige in der „D’Kräz“, der Archäologe Moritz Seeburger entdeckte der ältesten bisher bekannt gewordenen Bilder der örtlichen Burgruinen und auch der Eisenbahnforscher Klaus Lambek wurde bereits fündig. Im kommenden Jahr soll das Fotoarchiv in einem Vortrag im Jahresprogramm des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg ausführlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden.