Schramberg. Nicht immer nur in Großbetrieben wollte sich Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr informieren. Sie besuchte deshalb gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann am Dienstag die Schreinerei Graf in Sulgen.
Hauptsorge sei die Gewinnung von Facharbeitern und Auszubildenden, berichteten Silvia und Klaus Armbruster, die den Betrieb leiten. Die Erwartung, dass Geflüchtete aus der Ukraine sehr rasch im Handwerk einsteigen könnten, dämpfte Silvia Armbruster: Weil im Handwerk der Umgang mit Kunden an der Tagesordnung sei, seien Deutschkenntnisse Voraussetzung. In der Industrie sei das einfacher, meinte Klaus Armbruster: „Die Arbeit im Schreinerhandwerk ist so vielfältig, deshalb setzen wir auf die eigene Ausbildung.“

Er lobte in diesem Zusammenhang die sehr gute Ausstattung der Sulgener Berufsschule. „Davon profitieren wir sehr.“
Ralf Heinzelmann sagte nichtsdestotrotz zu, er werde Berufe der Geflüchteten abfragen. „So haben wir schon Erzieherinnen und Lehrerinnen gefunden“, ergänzte Eisenlohr. Diese arbeiteten nun in den Kitas und Schulen.
Schreiner in dritter Generation
In dritter Generation führen Silvia und Klaus Armbruster die Schreinerei, die der Großvater 1946 im Keller seines Wohnhauses an der Heiligenbronner Straße gegründet hatte. „Der Raum heißt heute noch die ‚alte Werkstatt‘“, erzählt Enkeltochter Silvia. Ihr Vater habe dann 1964 den Betrieb übernommen.
Klaus Armbruster hatte bei Ladenbau Ganter eine Lehre gemacht und unmittelbar nach der Gesellprüfung als Leiter in die Montage gekommen: „Das war ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert er sich. Als dann die Übernahme des Betriebs seiner Schwiegereltern anstand, machte er den Meister und ist seither Geschäftsführer.

Moderner Betrieb
Schon gleich sei klar gewesen, dass man ordentlich investieren muss, wenn man den Betrieb fortführen will. Beim Gang durch die helle Werkhalle ist das zu erkennen. Hochmoderne, digital gesteuerte Fräsmaschinen und Kreissägen finden sich da.
Die Absauganlage ist zentral gesteuert. Sägemehl und Hobelspäne gelangen in eine Presse und werden unter hohem Druck zu Holzbriketts gepresst. In einem Ofen direkt daneben werden sie als Heizmaterial verbrannt. „Wir heizen zu 95 Prozent mit Holz, nur fünf Prozent mit Gas“, berichtet Klaus Armbruster stolz.

Holzpreis extrem gestiegen
Derzeit beschäftigen die Armbrusters einen Meister, drei Gesellen und drei Auszubildende. Hinzu kommen Teilzeitkräfte, die gelegentlich aushelfen. Die Kundschaft komme aus einem Umkreis von etwa 40 Kilometern, schätzt Armbruster.
Zu schaffen machten den Schreinern die in diesem Jahr teilweise extrem gestiegenen Holzpreise. Teilweise habe es auch Lieferengpässe gegeben. „Auf einmal gab es keine weiß beschichteten Platten mehr“, erinnert sich Meister Michael Rauch. Inzwischen habe sich die Lage wieder etwas entspannt, aber die Preise seien immer noch auf hohem Niveau.

Wie modern heute die Schreiber arbeiten, zeigt schließlich Stefan Jehle. Er hat für die Besucherin eine CNC-Fräsmaschine so programmiert, dass sie einen stilisierten Weihnachtsbaum aus einer Tischlerplatte ausfräst. Eisenlohr darf die Platte einlegen und die Maschine starten. Mit ein bisschen Unterstützung vom Fachmann klappt das dann auch.
