„Planen, umplanen, informieren und zu guter Letzt dann doch wieder absagen.“ Das habe das Volkshochschuljahr 2021 geprägt, so die Leiterin der VHS Claudia Schmid im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates. Es war das zweite Jahr unter Coronabedingungen. Und das umplanen und informieren sei „fast schon zur Routine“ der Kolleginnen und Kursleitenden geworden.
In den Zahlen lässt sich die Pandemie ablesen. 4400 Unterrichtseinheiten und 138 Kurse im Jahr 2021. Im Jahr vor Corona 2019 veranstaltete die Schramberger VHS 252 Kurse und 8000 Unterrichtseinheiten. „Die Ausfallquote hat sich von zehn auf 30 Prozent erhöht“, so Schmid.
Digital, hybrid, Präsenz
Auch habe sich der Schwerpunkt von Gesundheit auf Sprachen verlagert. Im zweiten Corona-Jahr hätten Sprach- und Integrationskurse sehr früh wieder starten dürfen. Bei den Gesundheitskursen seien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorsichtig gewesen. Die Euphorie des ersten Jahres für Onlinekurse habe 2021 „stark nachgelassen“.
Inzwischen habe die VHS zwei Räume für den digitalen, hybriden Unterricht mit Landesförderung ausstatten können. Außerdem habe die VHS einen Klassensatz Laptops gekauft.
Während des Lockdowns habe die VHS die fünf festangestellten Dozentinnen für die Integrationskurse über Kurzarbeit weiter beschäftigt. Sie konnten nach dem Lock down sofort weiter machen und mussten sich keine anderen Jobs suchen.
Bei den „normalen“ Kursangeboten habe es nach jeder neuen Coronaverordnung Unsicherheiten gegeben, ob und unter welchen Bedingungen die Kurse stattfinden können. Neben der Digitalisierung hält Schmid es aber für wichtig, dass die vhs Schramberg das Präsenzlernen mit dem Austausch und den persönlichen Begegnungen fördert und erhält.
Sie sei optimistisch, dass nach „digital ist normal“ auch das hybride Lernen bald normal sein wird, die Mischung aus Online- und Präsenz-Lernen also. Dann könnten die Kursteilnehmenden je nach Pandemie selbst entscheiden, in welcher Form sie teilnehmen möchten.
Hilfe vom Land
Dank Landesförderung sei es 2021 möglich gewesen, auch Kurse mit geringen Teilnehmerzahlen abzuhalten. Das Land habe seinen jährlichen Zuschuss von 60.000 Euro um 20.000 Euro wegen Corona aufgestockt.
Schließlich dankte Schmid den Kolleginnen Anne Nannen und Michaela Wedel und den Dozentinnen und Dozenten „für ihr Engagement in diesem besonderen Jahr“.
Diesem Dank schlossen sich neben Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr die Sprecherinnen und Sprecher von SPD-Buntspecht, Freie Liste und CDU.

Integrationskurse dringend gesucht
Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) sagte, die Stadt könne stolz auf die VHS sein und dass es trotz Corona so gut gelaufen sei. Im Zusammenhang mit den Integrationskursen („wir können gar nicht genug davon haben“) forderte sie auch ein Angebot für Jugendliche. „Die Schulen allein können das nicht schaffen.“
Schmid bestätigte, sie könnte „rund um die Uhr“ Integrationskurse anbieten, aber es fehle an Räumen und Lehrkräften. Eine Dozentin habe auf volle Stelle aufgestockt, eine weiter sei hinzu gekommen. Bei den Jugendlichen fördere die VHS in Einzelfällen.
Um den neu ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine schnell zu helfen, seien Deutschkurse improvisiert worden. Der Mangel an Integrationskursangeboten sei überall zu spüren. Es gebe im Land Wartezeiten bis zu einem Jahr. Auch die Fluktuation bei den Geflüchteten sei ein Problem: „Wir müssen oft flexibel reagieren.“
Hoffen auf ruhigeres Fahrwasser
Udo Neudeck (Freie Liste) hofft, dass die VHS nun wieder „in ruhigeres Fahrwasser kommt“. Er wunderte sich über die hohe Ausfallquote von 80 Prozent im Bereich EDV und fragte, ob die Angebote vielleicht nicht mehr zeitgemäß seien.
Schmid entgegnete, wegen des Trends biete die VHS weniger Kurse an und denke an neue Angebote wie „Kehrwoche für Ihren PC“. Oder in Kooperation mit der Stiftung St. Franziskus einen Kurs „Wie skype ich richtig?“
Jürgen Winter (CDU) fragte, weshalb der Bereich Politik und Gesellschaft so schwach besetzt sei. Das stimme ihn traurig, denn der politische Diskurs unabhängig von Parteien sei so wichtig: „Social Media lässt einen solchen Diskurs nicht aufkommen.“ Schmid dankte für die Anregung und versprach: „Ich werde auf Sie zukommen.“