Neun statt zehn Mannschaften sind es noch in der Handball-Bezirksliga: Die HSG Rottweil hat ihr zweite Männermannschaft zurückgezogen. Schuld daran ist die Corona-Pandemie, wie Trainer Max Haberkorn mitteilt.
„Seit der Corona-Pandemie haben wir stetig fallende Zahlen in den Spielerlisten – von ganz unten bei den Minis bis hin zu unserer ersten Mannschaft“, schreibt Haberkorn. Schon zu Beginn der Saison musste sich Spieler aus der ersten Mannschaft verabschieden – teils wegen Verletzung, teils aus beruflichen Gründen. „Die Folge davon war natürlich, dass vier bis fünf Spieler unserer zweiten Mannschaft nach oben nachgerückt sind. Diese aber waren mit zwei bis drei weiteren Spielern der Grundbaustein, die den Stammkader der zweiten Mannschaft hätten bilden sollen.“ Ein Team, das die HSG mit Studenten und A-Jugend-Spielern zu einer soliden Bezirksliga-Mannschaft formen wollte.
Trainer weg
„Unser Projekt mit dem Trainer unserer zweiten Mannschaft, der international hochklassige Mannschaften gecoacht hat, lief leider auch nicht nach Plan. Er musste bereits im Oktober wieder zurück in die Heimat. Somit standen wir gleich im ersten Monat der Saison ohne Trainer und Spieler da.“ Und erst mal ohne Punkte – das allererste Saisonspiel musste angesagt werden, dann setzte es auswärts dicke Niederlagen wie das 15:44 bei Hossingen-Meßstetten, wo die Rottweiler mit gerade sieben Spielern angetreten waren, und das 17:45 bei der HSG Neckartal.
Haberkorn springt ein
„Für mich persönlich ist die HSG Rottweil eine Herzensangelegenheit, weshalb ich dann die zweite Mannschaft als Spielertrainer übernommen habe“, berichtet Haberkorn, der eigentlich zum Kader des Landesliga-Teams gehört. Als Spieler war dann aber die Saison gelaufen: „Ich musste direkt im zweiten Spiel wieder eine Sprunggelenksfraktion hinnehmen. Und somit war die Saison für mich … gelaufen, und ich landete, wie viele andere Spieler, auf der Verletztenliste.“
Auf der Suche nach potenziellen Spielern ist er das HSG Archiv durchgegangen „und konnte nur mit wenig Erfolg passive Spieler davon überzeugen, wieder den Ball in die Hand zu nehmen… Eine spielfähige, jedoch nicht konkurrenzfähige Mannschaft konnte gestellt werden2, berichtet Haberkorn.
Immerhin datiert aus dieser Zeit der einzige Sieg in der Saison, ein 34:28 gegen die HWB Winterlingen/Bitz, mit Florian Wycisk und Felix Vogt als jeweils achtfache Torschützen. Das war am 31. Oktober.
2022 nur noch ein Spiel
Im laufenden Jahr hat Haberkorn dann nur noch einmal eine spielfähige Mannschaft zusammen bekommen: Am 23. Januar gab es ein respektables 35:37 gegen die HSG Fridingen/Mühlheim 2. „Regelmäßige Coronapositive haben dafür gesorgt, dass wir die Spiele noch mal verschieben konnten, jedoch wären es immer noch 13 Spiele gewesen, die wir absolvieren mussten. Aus meiner Sicht, der jetzt sehr lange für den Erhalt der Mannschaft gekämpft hat, eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Somit haben wir die Reißleine gezogen und die Mannschaft abgemeldet“ – das bittere Ende der Saison.
Wie geht es nun weiter?
„Wir müssen wieder ganz von vorne anfangen“, weiß Haberkorn. Die erste HSG-Mannschaft ist in der Landesliga Abstiegskandidat Nummer eins. „Die dritte und zukünftige zweite Mannschaft spielt mit vielen AH-Spielern in der untersten Liga auf Spaß-Niveau.“ Haberkorn ist aber zuversichtlich: „Wir haben absolut die Qualität in unseren Reihen, wieder dorthin zu kommen, wo wir in der Saison vor der Pandemie waren. Jetzt gilt es, ehemalige Spieler wieder vom Handball zu begeistern und zu überreden das neue Hobbygerät Fahrrad wieder in der Garage zu parken oder maximal dafür zu nutzen, um ins Handballtraining zu fahren.“
Haberkorn ist überzeugt davon, dass die HSG den sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga schaffen wird. „Vielleicht gelingt es uns auch, den einen oder anderen Transfercoup zu landen und unsere Rottweiler Eigengewächse, die aus vielerlei Gründen in anderen Mannschaften in höherklassigen Ligen spielen, zurück zu holen und die HSG Rottweil zu alter Stärke zu führen.“