SCHRAMBERG – Da hatte Lothar Neudeck doch zu schlucken: Die Urkunde des Ehrenvorsitzenden hatte er entgegengenommen, viele Dankesworte gehört. Als aber seine Nachfolgerin im Amt der Vorsitzenden der Sportgemeinschaft Schramberg, Sumi Storz, bekannt gab, der Vorstand habe beschlossen, die Gymnastikhalle im „Lothar-Neudeck-Halle“ umzubenennen, da rang er sehr um seine Fassung.
42 Jahre war Neudeck zunächst Vorsitzender des Turnvereins Sulgen und nach der Fusion mit der Turnerschaft Schramberg Chef der neuen Sportgemeinschaft Schramberg 1858. Nach dieser ungewöhnlich langen Zeit bereiteten die Mitglieder ihrem langjährigen Vorsitzenden einen überaus herzlichen Abschied.
Ein Geschenk war sicher auch, dass Neudeck seine 42. Mitgliederversammlung und seine Nachfolgeregelung völlig problemlos über die Bühne bringen konnte. Nach nicht einmal einer Stunde waren die Regularien abgewickelt, der Vorstand entlastet und seine Tochter Sumi einstimmig zu seiner Nachfolgerin gewählt.
Mit einem satten Plus von 47.000 Euro in der Kasse, noch immer gut 2200 Mitgliedern und einem engagierten Vorstandsteam hinterlässt Neudeck den größten Sportverein im weiten Umkreis in bester Verfassung.

In seiner Abschiedsrede hatte Neudeck versichert, der Verein könne den Leitspruch „Wir bewegen Schramberg“ guten Gewissens so belassen. Er berichtet, dass die Athletenabteilung leider geschlossen werden musste, weil nach einigen Abgängen von Leistungsträgern keine Substanz mehr vorhanden gewesen sei. Der ehemalige Athletenbund lebe aber im Namen der Athletenhalle weiter – und durch die sehr erfolgreiche Taek-Won Do-Abteilung, die ja aus dem Athletenbund hervorgegangen sei.
Bei etlichen der 31 Abteilungen berichtete Neudeck von sportlichen Erfolgen. Die Handballer würden sich künftig im Jugendbereich mit den Dunningern zusammen tun. Zu Zukunft wolle er sich nicht mehr äußern, das überlasse er seiner Nachfolgerin.
Er erinnerte an die vielen Wegbegleiter aus den vergangenen vier Jahrzehnten im Vorstand und meinte: „Es war manchmal anstrengend, aber nie lästig oder demotivierend.“

Seine einstimmig gewählte Nachfolgerin Sumi Storz berichtete, ihr Vater habe den Vorstand bekniet, kein großes Ding um seinen Abschied zu veranstalten. Insofern als keine auswärtigen Festredner eingeladen waren und alles im Kreis der Vereinsfamilie abging, hielt sich der Vorstand auch dran.
Aber mit einem Video, in dem sehr viele Abteilungen, Wegbegleiter, Sportskameraden, aber auch Oberbürgermeister Thomas Herzog und sein Vorgänger Herbert O. Zinell sich von Lothar Neudeck verabschiedeten und ihm für seine Arbeit dankten, gab es doch ein besonderes Geschenk. Die „First Lady“, seine Ehefrau Marianne hatte als Letzte im Film einen Wunsch an ihren Lothar: „Vielleicht können wir jetzt ja den Tango-Kurs besuchen. Die Tanzschuhe haben wir ja schon seit 20 Jahren!“
Storz erinnerte an die unzähligen Veranstaltungen, Aktionen, Feste, Hallensanierungen Krisengespräche und Sitzungen, die ihr Vater in den vergangenen 42 Jahren organisiert hatte. Wie viel Zeit er dafür aufgewandt habe, lasse sich nur erahnen: „Für mich als Deine Nachfolgerin ist das wohl auch besser so“, scherzte sie.

Die SG schenkte den beiden ein Wochenende mit einem Schnapsbrennseminar, er erhielt die Ernennungsurkunde zum Ehrenvorsitzenden – tja und dann das wohlverpackte Schild „Lothar-Neudeck-Halle“. Das hat ihm dann doch die Fassung geraubt, so sehr, dass er nur mühsam lächeln konnte.
Die knapp 100 SG Mitglieder erhoben sich von ihren Plätzen und dankten ihrem Ex-Vorsitzenden mit Minuten langem Beifall.