Am 25. und 26. Juli wird es für die 22-jährige Rottweiler Studentin Carmen Jäger ernst: Als Teil der deutschen Nationalmannschaft nimmt sie an den European Games im Muggle-Quidditch in Sarteano, Italien, teil.
ROTTWEIL, 20. Juli (pm) — Quidditch gibt es seit 2005 und ist ein full-contact-Sport. „Viele Spieler gehen hart ran, das gehört aber dazu“, so Jäger. Man könne sich Quidditch als eine Mischung aus Handball und Rugby vorstellen, mit dem Zusatz, dass jeder Spieler noch einen Besen zwischen den Beinen habe.
Das literarische Vorbild lieferte Joanne K. Rowling in Harry Potter.
„Die erste Frage lautet immer: ‚Habt ihr Besen?‘ Darauf folgt dann stets: ‚Können die auch fliegen?’“, berichtet Carmen Jäger. Doch sie kann die Allgemeinheit beruhigen: Die Besen beim Muggle-Quidditch fliegen nicht – höchstens zusammen mit dem Spieler auf die Nase.
Beim Quidditch gibt es drei verschiedene Bälle: Mit dem „Quaffle“ wird durch Torringe geworfen, die von einem Hüter bewacht werden, und dadurch gepunktet. Zuständig für den Quaffle sind drei „Jäger“ pro Team. Mit den „Klatschern“ (drei davon sind im Spiel) wird die gegnerische Mannschaft am Punkten gehindert, indem man sie damit abwirft. Diesen Job erledigen zwei „Treiber“ pro Team. Außerdem gibt es den „Schnatz“. Anders als bei Harry Potter kann dieser nicht selbstständig fliegen, deswegen ist ein menschlicher neutraler „Schnatzläufer“ dafür zuständig, dass der Schnatz möglichst lange nicht von jeweils einem „Sucher“ pro Team gefangen wird. Fängt eine Mannschaft den Schnatz, gibt dies extra Punkte, und das Spiel ist vorbei.
Carmen Jäger hat auf dem Spielfeld die Position eines Treibers; sie ist ausschließlich für die Klatscher zuständig. „Besonders gefällt mir daran, dass ich aktiv Angriffe auf meine Torringe vereiteln kann, auch wenn ich mit nicht allzu großer Körpergröße körperlich vermeintlich unterlegen bin“, sagt Jäger, dann ergänzt sie schmunzelnd, „ein schmerzerfülltes Gesicht des Gegners ist die Belohnung“.
Kennengelernt hat die 22-jährige Studentin den Sport in Freiburg. Dort hat sie mehrere Monate bei den Black Forest Bowtruckles gespielt. Seit Anfang des Jahres spielt Jäger bei den Heidelberger HellHounds. Im Mai erfolgte die Nominierung zur Teilnahme an der Europameisterschaft als Teil der Nationalmannschaft. Da der Sport in Deutschland noch sehr jung ist, ist dies die erste deutsche Nationalmannschaft.
In der Gruppenphase wird das deutsche Team auf Irland, die Niederlande, Italien, Norwegen und die Mannschaft des Vereinigten Königreiches treffen.
„Aus meiner Sicht wird es am schwierigsten werden, das Team aus UK besiegen zu können“, verrät Jäger. „Es wäre einfach super, wenn dieser Sport durch unsere Teilnahme an den Europameisterschaften auch in Deutschland bekannter werden würde.“