Es klingt kaum glaubhaft: Eine Mannschaft erspielte in der gesamten Vorrunde der vergangen Saison keinen einzigen Punkt, um in der Rückrunde dann fast alles zu gewinnen und am Ende den direkten Klassenerhalt zu erreichen. Der Abstiegsrelegation 2018 gerade noch auf der Zielgeraden entwischt, spielt dasselbe Team 2019 ebenfalls wieder in der Relegation. Dieses Mal um den Aufstieg, nicht um die Vermeidung eines Abstiegs.
In der nächsten Episode dieser Geschichte empfing der TTC Rottweil zum Endspiel um Platz zwei die Verbandsliga-Reserve des TTC Ergenzingen. Gegen die Gäste hatte man zuletzt im Februar 2016 gewonnen. Seither trug Ergenzingens gute Jugendarbeit immer zahlreichere Früchte. Da auf Seiten der Hausherren zudem Rückrunden-Neuzugang Sebastian Hirschberg fehlte, lag die Favoritenrolle mehr bei den Rottenburger Vorstädtern.
Kampflos geschlagen geben wollten sich die Gastgeber aber nicht. Ihre Strategie: Eine gut durchdachte, überraschende Doppelaufstellung und möglichst viele Unterstützer auf den Zuschauerrängen. Der zweite Teil des Plans hatte bereits Erfolg, als man kurz vor Spielbeginn auf die Tribüne der Doppelsporthalle blickte. Der erste Part der Taktik lief ebenfalls gut an: Sowohl das Doppel Müller/Schwicker als auch das Offensiv-Gewitter von Rieger/Reichelt behielten klar die Oberhand. Kapitän Lehmann wollte gemeinsam mit Doppelpartner und Edeljoker Herwig Lehnert nachlegen und tat dies. Rottweils Doppel 3 komplettierte den sehr guten Start mit einem Sieg gegen die Ergenzinger Routinier-Paarung.
Gerd Müller erhöhte im Duell mit dem jungen Angriffsspieler Schnaidt auf 4:0, bevor Stefan Reichelt an den Tisch trat. In den letzten beiden Vergleichen mit Ergenzingens Hofmann hatte der Rottweiler den Kürzeren gezogen, doch angefeuert von vielen Zuschauern begann er mutig. Nach einer umkämpften Startphase verließ er nach vier Sätzen die Box tatsächlich als Sieger. Auf den teilweise noch recht jungen Gästespielern lastete nun ein großer Druck, denn die Hausherren führten überraschend mit 5:0. Philipp Rieger setzte mit starken Schlägen gegen den erfahrenen Hörmann gar noch eins drauf zum 6:0-Zwischenstand.
Wenn die Zweitgarnitur des TTC Ergenzingen ins Spiel zurückfinden wollte, musste sie nun anfangen zu punkten. Allerdings spielte Rottweils Vorsitzender Markus Wöhrstein von Beginn an fokussiert, mit der richtigen Mischung aus Angriffs- und Abwehrbällen. Sein Gegner, das Nachwuchstalent Gustedt, ging schnell mit 0:2 in Rückstand. Wer aber nun dachte, dass der junge Ergenzinger schnell einbrechen würde, sah sich eines Besseren belehrt. Trotz der brisanten Lage kämpfte er sich zurück, als er bereits Matchbälle gegen sich hatte. Das Einzel drohte zu kippen, aber Wöhrstein wollte den Erfolg unbedingt. Trotz heftiger Gegenwehr gewann er den Entscheidungssatz zum 7:0.
Da ein Remis bereits zur Vizemeisterschaft gereicht hätte, mussten die Rottweiler nur noch eine Partie gewinnen. Die Gastgeber boten dafür im hinteren Paarkreuz den erfahrenen Julius Schwicker und den zuletzt formstarken Timo Lehmann auf. Von Beginn an diktierte Schwicker das Duell mit dem jungen Schenk, während Lehmann Satz eins gegen Knuplesch knapp abgab. Schwicker ließ seinen Gegner am Nebentisch weiter nicht ins Spiel kommen und gewann die beiden nächsten Sätze. Die Relegation war damit gesichert. Mannschaftsführer Lehmann toppte das aber noch und stellte in den nächsten drei Sätzen gegen Knuplesch ein lupenreines 9:0-Endresultat her. Ausgerechnet im letzten Spiel und zudem gegen einen starken Gegner fuhren die Rottweiler ihren höchsten Saisonsieg ein.
Seine Geschichte hat das Team von Kapitän Timo Lehmann längst geschrieben, allerdings soll diese gerne noch um ein letztes Kapitel erweitert werden. Am 4. Mai versuchen die TTC-ler in der Relegation in Sindelfingen, den Aufstieg in die Landesliga zu erspielen. Dafür müssen sie gegen den Landesliga-Achten, die SG Deißlingen, und den Vizemeister der Landesklasse Schwarzwald/Böblingen, die TTG Unterreichenbach-Dennjächt, gewinnen.