ROTTWEIL-ALTSTADT – Die dritte Generalversammlung des Bürgervereins Altstadt-Rottweil, zu welcher der Sprecher Friedrich Firnkes am vergangenen Freitag Mitglieder, interessierte Bürgerinnen und Bürger und Vertreter der Altstädter Vereine im Gemeindehaus von St. Pelagius begrüßen konnte, verlief zügig und harmonisch.
Nach Begrüßung und Totenehrung durch den Sprecher ließ Schriftführer Heinrich Rebmann das vergangene Vereinsjahr mit regelmäßigen Vorstands- und Ausschusssitzungen und einzelnen Aktionen in Text und Bild Revue passieren und konnte dabei von einer Reihe gelungener Veranstaltungen berichten: Das Schlachtplattenessen im Herbst, die vierte Altstadt-Putzete vor einigen Wochen seien in der Bevölkerung sehr gut an gekommen, ebenso die gelungene Renovierung des Zugangs zur Hypokaustanlage. Vereinsintern habe man eine „literarische“ Weihnachtsfeier mit Thomas C. Breuer gestaltet. Für den Herbst kündigte Rebmann eine Neuauflage des Schlachtplattenessens in Zusammenarbeit mit der Altstädter Feuerwehr an. Ende Juni sei ein abendlicher Hock am Rondell bei St. Pelagius unter musikalischer Beteiligung des Männergesangvereins „Germania“ geplant.
Nachdem Kassiererin Gerda Willburger ihren Kassenbericht vorgetragen, die Kassenprüfung eine vollständige und fehlerlose Buchhaltung bescheinigt und Bernd Ganter als Vereinsmitglied und Vertreter der Narrenzunft die einstimmig angenommene Entlastung beantragt hatte, konnten die notwendigen Wahlen für Vorstand und Ausschuss durchgeführt werden. Tobias Flaig vom Musikverein übernahm dafür die Leitung der Versammlung und führte die notwendigen Abstimmungen umsichtig und souverän durch.
Friedrich Firnkes als Sprecher und Heinrich Rebmann als Schriftführer wurden für zwei Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Robert Aigeldinger, Reiner „Archie“ Armelder, Raul Lepre und Winfried Wössner bleiben für zwei weitere Jahre im Ausschuss, in welchen Hans-Otto Schmid neu gewählt wurde. Auf eigenen Wunsch verließ Peter Neher dieses Gremium. Friedrich Firnkes dankte ihm für sein sachkundiges Engagement und verabschiedete ihn schweren Herzens mit einem kleinen Präsent.
Mit dem Dank des Sprechers an alle wieder- und neugewählten Vereinsmitgliedern für ihre Bereitschaft, Ämter und Verantwortung im Bürgerverein zu übernehmen, konnte der offizielle Teil der Generalversammlung abgeschlossen werden.
„Oppidum“ – die umwallte Stadt = Altstadt: Hat die Altstadt ihren Namen nicht allein aufgrund der römischen Stadtanlage durch die 11. große Legion von 70 bis 110 nach Chr., sondern vielmehr als Folge von nachfolgenden Alemannensiedlungen erhalten? Grabungsleiter a.D. Thomas Schlipf umschrieb in seinem einstündigen Vortrag: „Das Rätsel Altstadt“ so die neueren Grabungserkenntnisse im Gebiet um die Steinkirche St. Pelagius bis zum Königshof auf dem Wall.
Nach den letzten Grabungsjahren müsste die Geschichte der Stadtgründung Rottweils wenn nicht umgeschrieben, so doch wesentlich ergänzt werden, prognostizierte Schlipf. Rottweils Wurzel liege immer noch in der römischen Zeit um Kaiser Vespasian, als die einzige rechtsrheinische Legion mit ihren 6000 Mann ab 70 n. Chr. Kastelle errichtete und in der Folgezeit an der Kreuzung von Handelsrouten und Militärstraßen eine römische Stadt mit großen Holzhäusern, Stadtpalästen (Orpheus-Mosaik ), römischem Bad, Forum, Tempeln und Theater nach mediterranen Grundrissen entstand. Das römische „Arae flaviae“ bestand bis 260 n.Chr. und verfiel dann zunehmend nach Abzug der römischen Truppen. Dieser römische Teil ist zweifelsfrei erforscht und durch Grabungsfunde weitgehend belegt.
Zur Zeit der Alemannen vom 6. bis 9. Jahrhundert sind zwar die alten Handelswege geblieben. Die Alemannen haben sich jedoch vom Ruinenfeld des römischen Stadtgebiets beidseitig des Neckars ausgedehnt. Zahlreiche Grablegen streuen über das gesamte Gebiet der heutigen „Alt- und Mittelstadt“. Aber genau in dieser Zeit entstand die erste Urkirche in den Ruinen des römischen Bades unter der heutigen Pelagiuskirche. Dies war der Kristallisationspunkt für weitere Ansiedlungen um die Kirche, die im 11. Jahrhundert mit Wall und Graben umwehrt wurden. Kurz vor 1100 wird Rottweil „OPPIDUM“ genannt, was als Siedlung mit „städtischem Charakter“ gedeutet werden kann. Diese erste mittelalterliche Stadtgründung hatte ihre wirtschaftliche Grundlage möglicherweise in der Produktion und dem Handel von gewebtem Tuch. Neufunde von Webkellern bestätigen diese Theorie.
War also die entdeckte Bebauung eine Außensiedlung zum Königshof oder bildeten Königshof und St. Pelagius weltliches beziehungsweise religiöses Zentrum einer zusammengehörenden größeren Ansiedlung? „Wo liegt die Altstadt?“ – Die Frage, mit der Thomas Schlipf seinen faszinierenden Vortrag schloss, wartet zu ihrer Beantwortung auf weitere Erkenntnisse.