Nach mehr als 70 Jahren ist Schluss. Zu dieser Erkenntnis kam die Staigvereinigung bei ihrer Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag den 25. März 2023. Lediglich 15 Mitglieder fanden den Weg ins „Stammhaus 1888“, obwohl bereits vor wenigen Wochen ein Rundbrief mit der Einladung zur Generalversammlung in den Briefkästen lag.
Darin stand, dass das Vorstandsgremium sich in der Ausschusssitzung vom 1. Februar 2023 beraten hat und nun für eine Auflösung der Bürgervereinigung plädiere, die seit dem Beginn der Pandemie ihre Aktivitäten ohnehin auf Null herabgestellt hat.
Eigentlich begann die Sitzung wie üblich, abgesehen der langen Pause seit der letzten Generalversammlung im Frühjahr 2019. Wolfgang Storz, der den Entschuldigten Walter Kussberger vertrat, begann pünktlich um 18 Uhr mit der Redeleitung. Der erste Punkt der Tagesordnung war das Totengedenken der verstorbenen Mitglieder. Unter anderem war der langjährige Vorsitzende und im Jahr 2000 zum Ehrenvorstand ernannte Schuhmacher Oswald Harter (1931-2021) verstorben.
Anschließend informierte Storz mit Kassiererin Regine Steinmann über die letzten Aktivitäten der Vereinigung, zu denen im Jahr 2019 das Schlachtfest in der Athletenhalle, das Kilbesingen der Kinder und die Nikolausfeier im „Napoleon“ gehörten.
Als nächster Tagesordnungspunkt stand der Kassenbericht auf der Tagesordnung. Mit dem Schlachtfest 2019 gab es ein Plus von 480 Euro. Durch die Mitgliedsbeiträge, die während der Pandemie nicht eingezogen wurden, beläuft sich das Vereinsvermögen auf etwa 2600 Euro.
Noch einmal Ehrungen und Entlastungen
„Nun kommen wir zu einem erfreulichen Punkt, nämlich Ehrungen“ leitete Storz die Versammlung weiter, denn es gab in den vergangenen Jahren natürlich auch mehrere Mitgliedsjubiläen. Im Jahr 2020 gab es vier Ehrungen je für 25 Jahre, 2021 eine weitere für die gleiche Dauer und zwei weitere für das Jahr 2022. Werner Pfundstein konnte weiterhin für seine 40-jährige Mitgliedschaft geehrt werden. Wie immer berichtete der Schriftführer, was im Beitrittsjahr in der Welt so geschehen ist.
Der Form entsprechend entlasteten die anwesenden Mitglieder einstimmig die Vorstandschaft samt Kassiererin. Daraufhin kam statt den Neuwahlen der Tagesordnungspunkt „Auflösung der Staigvereinigung“ zur Sprache, der für ordentlich Diskussionsbedarf sorgte. „Wir haben 57 Mitglieder und nur 15 sind da“ begann Vorstandsmitglied Steffen Trabi, der ohne erforderliche junge Leute keine Zukunft im Verein sieht.
Keine Zukunft ohne Nachwuchs
Auch Kassiererin Steinmann bedauert: „Es gibt keine Aktivitäten mehr. Der Verein ist in die Jahre gekommen.“ Es habe zwar Beitritte gegeben, aber die meisten seien bereits wieder ausgetreten, weshalb die Altersstruktur bei etwa 70 Jahren liegt.
In den letzten Jahren konnten keine Ausflüge mehr stattfinden, und Feste seien so nicht mehr stemmbar. Selbst Kinder für das traditionelle Kilbesingen und die Nikolausfeier fehlen, so Renate Storz.
Dennoch bestand ein Fünkchen Hoffnung, da Ausschussmitglied Winfried Kuhner bereits mit der Göttelbachvereinigung in Kontakt stand, um eine Fusion in die Wege zu leiten. Dort ist er vom 1. Vorstand Daniel Mauch „mit offenen Armen und gutem Zuspruch empfangen“ worden und seit wenigen Wochen schon Mitglied.
Im Göttelbach geht’s weiter
So könne „im Göttelbachtal das Nachbarschaftsgefühl aufrecht erhalten werden“. Kuhner sprach sich weiterhin dafür aus, dass die sich im Vereinsbesitz befindlichen Sachgüter den „Nachbarn im Göttelbachtal“ überschrieben werden.
Die Vereinsunterlagen werden dem Stadtarchiv Schramberg übergeben, wie Wolfgang Storz versicherte, denn diese seien für die geplante Ausstellung im Stadtmuseum zu den Schramberger Bürgervereinigungen im Jahr 2026 nützlich. Bereits im vergangenen Jahr waren sie Grundlage eines Beitrages in der Zeitschrift „D’Kräz“ Nr. 42.
Nachdem wenige Mitglieder nochmals im Gang über die Abstimmung und die Zukunft des Vereins sprachen, stimmten elf von vierzehn anwesenden Mitgliedern (ein Mitglied musste die Versammlung früher verlassen) für die Auflösung der 1952 gegründeten Bürgervereinigung. Da laut Statuten eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig ist, war die Auflösung rechtskräftig.
Kasse für Kindergärten und Kinderfonds
Über die Sachgüter entschied eine weitere Abstimmung, bei der zwölf für eine Übergabe an die Göttelbacher waren. Am Ende stimmten sich die Mitglieder noch darüber ab, wer das Geld bekommen solle, das sich in der Vereinskasse befindet. Die Vorstandschaft schlug vor, dieses in gleichen Teilen an die städtischen Kindergärten und den Kinderfond zu spenden, was die Anwesenden mit 13 Stimmen annahmen.
In einem weiteren Rundbrief werden nun alle Mitglieder über die Auflösung informiert und gleichzeitig ein Beitrittsformular für die Göttelbachvereinigung. beigelegt. Die Auflösung soll zum 30. Juni 2023 abgeschlossen werden. Um 19 Uhr endete die letzte Generalbversammlung mit einer gemütlichen Einkehr.
Die Auflösung der Staigvereinigung stellt einen schmerzhaften Verlust für die Schramberger Vereinskultur dar.