Die Ausbildungsbetriebe in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg investieren trotz wirtschaftlich unbeständiger Zeiten weiterhin in die Ausbildung der Fachkräfte von Morgen. Im Beratungsjahr 2021/22 wurden der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Ausbildungsstellen gemeldet.
Laut Pressemitteilung der Agentur für Arbeit stieg die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 4389 Angebote. Auf Seite der Bewerbenden für Ausbildungsplätze setzte sich dagegen der Trend der vergangenen Jahre fort: Schon vor der Pandemie hatte das Interesse der Jugendlichen, direkt nach Abschluss der allgemeinbildenden Schule eine Ausbildung zu beginnen, abgenommen. In diesem Berichtsjahr waren es noch einmal 7 Prozent weniger Bewerberinnen und Bewerber als im Jahr zuvor. Insgesamt meldeten sich 2546 Bewerberinnen und Bewerber für eine Vermittlung.
Sylvia Scholz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen erklärt:
„In unserer Region können Schülerinnen und Schüler weiterhin aus einem breit gefächerten Angebot an attraktiven und zukunftssicheren Ausbildungsstellen wählen. Jedoch fällt es vielen jungen Menschen angesichts der Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten und Informationsquellen im Berufsorientierungsprozess zunehmend schwerer, die Entscheidung für einen Ausbildungsberuf zu treffen. #
Schwierig wird es immer dann, wenn die vom sozialen Umfeld bevorzugte Berufswahl nicht zu den Fähigkeiten und Kompetenzen des Jugendlichen passen. Denn Eltern sind nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, in der Schülerinnen und Schüler befragt wurden, mit 73 Prozent die wichtigsten Ratgeber bei der Berufswahl. Vor diesem Hintergrund wird das persönliche Beratungsgespräch mit Experten für Jugendliche und ihre Eltern immer wichtiger, um die Anforderung des Berufes mit den Kompetenzen und beruflichen Wünschen des Jugendlichen in Einklang zu bringen.
Eltern und nahestehende Bezugspersonen sollten Jugendliche im Berufswahlprozess aktiv bei der Berufsorientierung begleiten, zur Unterstützung vorhandene Beratungsangebote, wie zum Beispiel die Berufsberatung der Agentur für Arbeit, nutzen. Haben sich bisherige Planungen zerschlagen – auch jetzt ist es für das laufende Ausbildungsjahr noch nicht zu spät, eine Berufsausbildung zu beginnen. „Deshalb möchte ich junge Menschen, die derzeit noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind, ermutigen, sich intensiv bei den Betrieben vor Ort zu den noch offenen Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Unsere Vermittlungsfachkräfte der Berufsberatung und der Arbeitgeber-Service unterstützen dabei gerne.“
Birgit Hakenjos,Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg meint:
„Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern, gilt es die duale Ausbildung zu fördern und Ausbildungsplätze zu besetzen.“ Denn sie ist laut Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und unseres Mittelstandes. Dreh- und Angelpunkt sei hier eine zielgerichtete Berufsorientierung.

Dabei gelte es immer größer werdenden Übergangszeiten junger Menschen zwischen Schule und Ausbildung oder Studium entgegen zu wirken, denn sie erschweren es letztendlich in eine Ausbildung zu münden, so Hakenjos. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und der Handwerkskammer mache sich die IHK stark in puncto Ausbildung, für die Region. Sie informiere über die vielfältigen Berufsbilder und versuche im Bereich Berufsorientierung aktiv Jugendliche für die duale Ausbildung zu begeistern.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern spiele dabei eine zentrale Rolle. Daher appelliert sie an alle noch unentschlossenen Jugendlichen: „Wir brauchen Euch in den Betrieben. Eine berufliche Aus- oder Weiterbildung ist der Grundstein für einen erfolgreichen Weg in der Arbeitswelt.“ Denn noch immer sei ein Einstieg in eine duale Ausbildung möglich.
Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz sagt:
Trotz der derzeitigen Unsicherheit in allen Wirtschaftsbereichen halten die Handwerksbetriebe laut Kammerpräsident Werner Rottler an ihrem hohen Ausbildungsengagement fest. So gebe es mit 0,24 Prozent sogar ein leichtes Plus bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in der Region, wohingegen die Zahlen auf Bundes- und Landesebene um durchschnittlich zwei Prozent zurückgegangen seien.
Dennoch könnte der Fachkräfteengpass zum „Bremsklotz beim Klimaschutz, für die Energie- und Mobilitätswende“ werden, befürchtete Rottler. Es bedürfe weiterhin intensiver Bemühungen um Ausbildung, um den Bedarf an Fachkräften zu decken und damit die Zukunftsaufgaben im Wohnungsbau, Energie- und Verkehrsbereich zu stemmen.

„Junge Menschen sind gesucht, die in einem der vielen spannenden Handwerksberufe mit anpacken wollen. Durch ein wachsendes Ausbildungsangebot in den wichtigen Energiewendeberufen wie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Elektroniker sind hier auch noch die meisten freien Ausbildungsplätze in unserer Lehrstellenbörse online zu finden“.
Die Handwerkskammer werde weiterhin mit unterschiedlichsten Angeboten und Maßnahmen, die sich auch an Eltern und Lehrer richteten, für eine duale Ausbildung im Handwerk werben. „Parallel hierzu freuen wir uns über jede Unterstützung der Politik, um die Attraktivität der beruflichen Bildung zu steigern. Sie ist aus unserer Sicht der zentrale Schlüssel zur Fachkräftesicherung und braucht daher mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung – auch finanziell“, betonte Rottler.