Der Niedergang des Schiltacher Felgenherstellers BBS geht weiter: Bei der nunmehr dritten Insolvenz werden weitere 160 Jobs verloren gehen. Der Käufer, kw Automotive, fordert außerdem, dass die verbleibenden 270 Arbeitnehmer einem Sanierungstarifvertrag zustimmen.
Stefan Prutscher, bei der IG-Metall Freudenstadt Gewerkschaftssekretär und für BBS zuständig, traut dem Käufer Klaus Wohlfarth zu, „BBS nach Jahrzehnten der Unruhe und Unsicherheit wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, wo diese tolle Marke BBS mit ihren prämierten Rädern auch hingehört“. In einem Flugblatt für die Belegschaft erklärt Prutscher aber auch die „andere Seite der Medaille“, nämlich den von Wohlfarth angestrebten „massiven Abbau von Beschäftigung“.
Strukturwandel: Vom Automobilzulieferer zum Fachhandel
In einer Pressemitteilung informiert Prutscher, die Insolvenzverwaltung habe die Belegschaften in Schiltach und Herbolzheim „über den aktuellen Stand des Insolvenzverfahrens und die weitere Entwicklung informiert“. Demnach wird zum 1. Juni 2021 die BBS an die KW automotive Gruppe übertragen. Mit der Übernahme werde auch ein Richtungswechsel in der Ausrichtung von BBS stattfinden. Statt „zum allergrößten Teil“ die Automobilhersteller (OEM) zu beliefern, werde sich der neue Eigentümer auf den sogenannten Aftermarket konzentrieren. Das seien die Fachhändler für Reifen und Räder und den Tuningbereich.
Im Flugblatt erklärt Prutscher weshalb: „Wer sich einzig und allein in die Fänge der OEM’s begibt, wird nur sehr schwer auf Dauer Geld verdienen können. Die Automobilhersteller sind in der Regel nur an einem interessiert: Viel Geld verdienen und die Zulieferer auf einen niedrigen Preis drücken, wie und wo es nur geht.“ Prutschers Fazit: „Die einzige Chance für die Zukunft von BBS besteht in einer radikalen Veränderung.“
Massiver Arbeitsplatzverlust
Durch diesen Strukturwandel habe die „neue“ BBS automotive aber nur noch einen Bedarf von etwa 280 Arbeitsplätzen einschließlich der Auszubildenden. Es müssten etwa 160 Beschäftigungsverhältnisse abgebaut werden. Der Betriebsrat habe mit Unterstützung der IG Metall einen Interessenausgleich und Sozialplan mit der Insolvenzverwaltung verhandelt.
Außerdem habe man die Schaffung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, einer Transfergesellschaft erreicht. Diese habe eine Laufzeit von sieben Monaten. Außer dem gebe es eine Aufzahlung auf etwa 85 Prozent des ursprünglichen Netto-Entgelts. Allen 160 Betroffenen werde ein Wechsel in die Transfergesellschaft angeboten.
Sanierungstarifvertrag als letzte Chance
Aber auch die verbleibenden BBSler werden finanziell bluten. Nur wenn die Gewerkschaft einem Sanierungstarifvertrag zustimme, werde die KW automotive Gruppe die BBS übernehmen. Über den finanziellen Beitrag der verbleibenden Beschäftigten verhandle die IG Metall derzeit mit dem Erwerber Klaus Wohlfarth. „Eine Verweigerung der IG Metall einen Sanierungstarifvertrag zu verhandeln, könnte das Aus von BBS bedeuten, da dies ein klare Kaufbedingung darstellt“ so Prutscher. Die Übernahme durch die KW Gruppe sei für BBS „die einzige und letzte Chance wieder ein erfolgreiches Unternehmen zu werden“.
Andere Interessenten hätten „einzig und allein den Markennamen BBS“ kaufen wollen, um dann “irgendwo in der Welt Räder mit diesem Namen zu produzieren“. Für die Standorte Schiltach und Herbolzheim hätte das „das sichere Aus bedeutet“, erklärt Prutscher abschließend.