Eines der Schramberger Traditionsunternehmen, die Spiralfedernfabrik Carl Haas, hat einen neuen Geschäftsführer: Stefan Tschugmell ist zugleich Bereichsleiter Kunststoffverbundteile im Kern-Liebers-Konzern, zu dem Carl Haas gehört.
Bei einem Pressegespräch hat Kern-Liebers Vorstand Hannes Steim berichtet, dass Tschugmells Amtsvorgänger Dr. Torsten Gerberich sich „beruflich verändern“ wollte. Gerberich habe „einen guten Job gemacht“, betonte Steim. Er selbst habe dann interimistisch die Firma mit insgesamt etwa 230 Beschäftigten geleitet.
Großes Potenzial
Weil Kern-Liebers in den Kunststoffverbundteilen großes Potenzial sehe, wolle das Unternehmen diesem Bereich mehr Gewicht geben. Mit der Übernahme der Firma PSM Protech vor vier Jahren sei das Unternehmen in diesem Wachstumsfeld verstärkt aktiv geworden. Carl Haas andererseits sei seit den 90er Jahren bei Kunststoffverbundteilen aktiv.

Gerade im Bereich Elektromobilität und autonomes Fahren würden sehr viele solcher Teile gebraucht. Dabei geht es um Steckverbindungen für Sensoren zur Sicherheit, für das Abgasmanagement oder das Einparken, erläutert Tschugmell. Dabei sind sehr geringe Toleranzen nur erlaubt. „Es gibt nur eine sehr begrenzte Zahl von Unternehmen, die das können.“

Um die Kontaktfähigkeit der Pins dauerhaft zu gewährleisten, werden die dünnen Kontaktstifte versilbert oder gar vergoldet. Die Maschinen für die Produktion stammen von klassischen Herstellern wie Arburg. Für die eigene Produktion entwickeln die Ingenieure bei Carl Haas aber besondere Verknüpfungen und Spezialwerkzeuge.
Vorteile im Konzernverbund
Der Verbund im Konzern biete eine Reihe von Vorteilen, so Tschugmell und Steim: Zum einen kann Carl Haas Produkte aus Schwesterunternehmen beziehen – oder an diese verkaufen. Zum anderen könne man auf die bestehende Infrastruktur etwa in Mexiko und in China zurückgreifen.“Wir fangen dort nicht bei Null an“, so Tschugmell, „die Mitarbeiter dort kennen sich schon aus.“ So gebe es in beiden Ländern bereits einen funktionierenden Werkzeugbau, ergänzt Steim. Es würden aber auch Mitarbeiter aus Deutschland nach Mexiko und China gehen, um dort den Anfang begleiten sollen.
Der 53-jährige Maschinenbauingenieur und Kaufmann Tschugmell soll den Bereich für Kern-Liebers strukturierter und global aufarbeiten. So plant das Unternehmen bereits in diesem Jahr den Aufbau einer eigenen Fertigung in Mexiko, China soll 2021 folgen. Steim: „Wir arbeiten da nach dem Motto: ‘Local for local.‘“
Zweites Standbein bleibt die Medizintechnik
Neben diesen Nischenprodukten, die immerhin etwa 14 Millionen Euro Umsatz bringen, bleibt der Bereich Technische Federn / Spiralfedern und Medizintechnik mit zehn Millionen Euro Umsatz das zweite Standbein bei Carl-Haas, versichert Steim: „Die Menschen werden immer älter, die Medizintechnik bleibt ein wachsender Markt.“

Carl Haas stellt beispielsweise Fangvorrichtungen für Nierensteine aus feinstem Draht her oder auch Führungsdrähte für die Endoskopie. Ein Reinraum im Sulgener Werk bietet Platz für Erweiterungen. Im Gegensatz zur Automobilindustrie ist die Medizintechnik auch weniger konjunkturabhängig.