Wie ist die aktuelle Lage am Zollamt Bargen zwei Jahre, nachdem die Überlegungen zur Schließung offiziell verworfen wurden? Und welche Pläne verfolgt die Eidgenössische Zollverwaltung um ihren neuen Leiter Thomas Zehnder? Diese beiden Fragen standen laut IHK-Pressemitteilung im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen der Zollkreisdirektion Schaffhausen und Wirtschaftsbeteiligten aus dem schweizerisch-deutschen Grenzraum am Rande des jüngsten IHK-Außenwirtschaftsforums 2019 in Donaueschingen.
Thomas Zehnder, seit 1. Januar Chef der Zollkreisdirektion II bei der Eidgenössischen Zollverwaltung, zog eine äußerst positive Bilanz: „Die Abfertigungen in Bargen haben in den vergangenen zwei Jahren überdurchschnittlich zugenommen. Die Deklarationen für den Import in die Schweiz sind um 17 Prozent, für den Export aus der Schweiz immerhin um acht Prozent gestiegen. Andere Zollämter verzeichneten im selben Zeitraum ähnliche Wachstumsraten. Kürzungen beim Dienstleistungsumfang oder gar eine Schließung stehen heute nicht zur Debatte.“
Dr. Steffen Würth, Geschäftsführer der Straub-Verpackungen GmbH und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg: „Die positiven Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung sprechen für sich. Zwei Jahre nach dem Kampf um den Erhalt des Zollamtes Bargen zeigt sich, dass sich das von der IHK initiierte grenzüberschreitende Bündnis aus Wirtschaft und Politik mehr als gelohnt hat. Deswegen bedanke ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich für die Geschlossenheit aller beteiligten Akteure in den vergangenen Jahren. Aber auch in Zukunft wollen wir weiterhin eng und vertrauensvoll mit der Eidgenössischen Zollverwaltung zusammenarbeiten. Das gemeinsame, übergeordnete Ziel ist schließlich ein reibungsloser, grenzüberschreitender Warenverkehr.“
Die anwesenden Unternehmen, Zolldienstleister und Spediteure bestätigten die zunehmende Bedeutung des Zollamtes Bargen. „Die Zollabfertigung über Bargen ist eine echte Alternative zu den anderen nahegelegenen, aber oftmals überlasteten Grenzzollämtern. Für termingerechte Warenlieferungen wird Bargen zunehmend wichtig, da die Transportabwicklung planbar ist“, so Hans-Rudolf Werner von der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen.
Auch Volker Weigel, Präsident des Speditionsverbandes SPEDLOGSWISS Schaffhausen, zog positive Bilanz und wies gleichzeitig auf neue Herausforderungen hin: „Mit der angestoßenen Digitalisierung in der Zollabwicklung wird sich künftig auch die Arbeit der Zolldienstleister verändern. Zwar wird es noch etwas dauern, bis auch Sammelgüter, Risikowaren und Lebensmitteltransporte vollständig digital abgewickelt werden, aber die Richtung dorthin ist klar erkennbar.“
Zuvor hatte Zehnder mitgeteilt, dass die Mengenentwicklung bei gleichem Personalbestand und gleichen Möglichkeiten für die Wirtschaft nur möglich sei, indem die Prozesse digitalisiert würden: „Die Eidgenössische Zollverwaltung befindet sich derzeit mitten in einer Transformation hin zur vollautomatisierten Zollabfertigung. In den kommenden Jahren wollen wir die Zollveranlagungen weitgehend digitalisieren. Das ist eine große Herausforderung, aber wir befinden uns auf einem guten Weg.“
Als im Herbst 2015 erstmals Pläne zur Schließung des Zollamtes Bargen öffentlich wurden, formierte sich auf Initiative der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg ein breites Bündnis aus Wirtschaft und Politik beiderseits der schweizerisch-deutschen Grenze. Höhepunkt war der Aktionstag am Zollamt Bargen im April 2016 mit der Übergabe einer Resolution an die Eidgenössische Regierung. Im Februar 2017 fand schließlich ein finaler Runder Tisch bei der IHK in Villingen-Schwenningen statt – mit der offiziellen Zusage der Zollkreisdirektion, den Dienstleistungsumfang am Zollamt Bargen vollständig zu erhalten.