Wer auf der Suche nach einem schwäbischen Tüftler ist, der sich mit einer guten Idee selbstständig macht und zum erfolgreichen Unternehmer wird, im Interkommunalen Industriegebiet „Seedorf-Waldmössingen“ – kurz Interkom – kann man einen treffen.
Im Jahr 2000, damals gerade 24 Jahre alt, hatte Ralph Schmid im Internet eine Firma in Ulm entdeckt, die Maschinen baut, die Kabel mit Zahlen und Buchstaben bedruckt. Er selbst arbeitete damals als Anlagenelektroniker bei einem großen Schaltanlagenbauer in Villingen-Schwenningen. „Das wird den Anlagenbau revolutionieren“, dachte Schmid sofort. Bisher mussten ausgebildete Elektriker die Schaltkästen für Maschinen nach Schaltplänen bestücken. Sie mussten genau wissen, welches Kabel an welchen Anschluss gehört. „Wenn das schon auf dem Draht drauf steht, dann kann das auch eine angelernte Kraft – und das Ganze in der Hälfte der Zeit.“
OB schaute vorbei
Beim Besuch von Oberbürgermeister Thomas Herzog und Wirtschaftsförderer Manfred Jungbeck bei seiner Firma WUS-TEC erzählt Schmid davon, wie er zunächst seinen damaligen Chef von der neuen Methode überzeugen wollte, aber scheiterte. „Wir haben je Schaltschrank etwa 40 Stunden gebraucht“, so Schmid, aber sein Arbeitgeber wollte sich zunächst nicht auf die Neuerung einlassen. Also hat er sich die Maschine aus Ulm gekauft, in den Keller gestellt und nächtelang getüftelt.

Schließlich hatte er den Dreh raus, eine eigene Firma gegründet und die neue Methode seinem Chef vorgeführt. „Er wurde mein erster Kunde“, erzählt Schmid lachend. Nach zwei Jahren nebenberuflicher Tätigkeit machte der gebürtige Winzelner sich selbständig, kaufte im Interkom ein Grundstück und baute hier seine Firma mit heute 15 Beschäftigten auf.
Oberbürgermeister Herzog interessierte sich für den genauen Ablauf, ob Schmid die Schaltpläne analysiere und die Beschriftungen festlege, oder ob dies Aufgabe der Auftraggeber sei. Schon aus Gewährleistungsgründen müssten die Auftraggeber die Beschriftungen festlegen, erläuterte Schmid. Das Beschriften funktioniere – und lohne – sich „schon ab Stückzahl eins.“
Frauenpower
Mit Milena Bialas hat WUS-TEC die ideale Prokuristin, findet Inhaber Schmid. Die junge Frau arbeitet seit zwölf Jahren im Betrieb und hat eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik Fachrichtung Schaltanlagenbau absolviert. „Ich habe ganz normal in der Produktion gearbeitet, bis Herr Schmid Unterstützung im Büro gebraucht hat“, erzählt sie. Anfangs habe sie den halben Tag im Büro zugebracht, dann immer mehr Aufgaben übernommen und inzwischen Prokura.
Bei den Kunden sei das manchmal noch merkwürdig: Wenn es um technische Auskünfte gehe, fragten sie nach dem Chef, erzählt Schmid. „Dabei weiß Frau Bialas das genauso gut wie ich.“
Inzwischen hat WUS-TEC sein Angebot noch ausgeweitet und kann Kabelenden mit Ultraschall verdichten. Gegenüber Kabelendhülsen habe dies den Vorteil, dass es auch für stärkere Kabeldurchmesser funktioniert, ein optimaler Leitungsübergang entsteht und die Längen der Verdichtung flexibel sind.
Demnächst wird erweitert

Flexibel sind auch die Arbeitszeiten seiner Mitarbeiterinnen. Sie können sich überwiegend selbst einteilen, wann sie welche Arbeiten erledigen. „Hauptsache, die Arbeit wird gemacht“, findet Schmid, „es ist egal wann.“ Weil es sich um verantwortungsvolle Aufgaben handle, gebe es bei WUS-TEC keine Akkordarbeit, versichert Prokuristin Bialas. Und wenn eine Maschine kaputt gehe, dann repariere die Schmid persönlich. Tüftler eben.
Die Geschäfte laufen gut, und die Räume reichen nicht mehr aus, um Mitarbeiter und Maschinen vernünftig unterzubringen. „Wir haben einfach keinen Platz mehr.“ Deshalb hat Schmid ein Nachbargrundstück im Interkom gekauft. Bis in einem Jahr soll der Erweiterungsbau stehen.