Während Einzelhändler und Friseure bereits gegen Ende des vergangenen Jahres schließen mussten, durften die Fahrschulen ihren Betrieb bis zum 10. Januar aufrechterhalten. Die neue Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg sieht nun vor, dass die Praxisstunden wie gewohnt mit den gebotenen Hygienemaßnahmen abgehalten werden dürfen, der Theorieunterricht hingegen darf nur digital als Online-Unterricht stattfinden.
Prospekt der Woche
... zum Vergrößern und Durchblättern:Der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais tauschte sich laut einer Pressemitteilung seines Büros mit Marcus Pollermann, Kreisvorsitzender des Fahrlehrerverbandes im Kreis Rottweil, zu den Schwierigkeiten der Fahrschulen im Lockdown aus. Im Verband engagieren sich zwischen 25 bis 30 Mitgliedern. Fahrschulen gebe es hingegen um die 40 im Kreis.
Die geltende Corona-Verordnung des Landes, die ausschließlich Online-Theorie vorsieht – für Pollermann ein Problem, denn seine Fahrschule verfügt über keinen Internetzugang. „Für die fünf Stunden, die ich in der Woche in meinem Schulungsraum bin, benötige ich keinen Internetanschluss“, so Pollermann, der bereits seit 1988 als Fahrlehrer arbeitet. Den Unterricht digital von zuhause aus durchzuführen ist gar nicht möglich und in der Fahrschule muss er vom Landratsamt genehmigt werden. Dabei sei der Theorieunterricht ein wichtiger Bestandteil und nicht einfach durch Online-Unterricht ersetzbar.
Was Pollermann zusätzlich ärgere sei die Kurzfristigkeit der Verkündung der Maßnahmen. Am vergangenen Sonntagabend sei man davon ausgegangen, den Theorieunterricht in Präsenz abzuhalten. „Am Montag hieß es dann hingegen, dass dies doch nicht erlaubt ist“, so Pollermann kopfschüttelnd. Auch finanziell gesehen, stelle dies die Fahrschulen vor eine große Herausforderung. Pollermann hoffe nun auf die wärmeren Tage und die Motorrad-Interessierten, die bereits in den Startlöchern stehen.
Während man von Großstädten immer öfter höre, dass die Zahl der Fahrschüler abnehme, sei dies im ländlichen Raum hingegen noch nicht so. „Mehr als die Hälfte meiner Fahrschüler nutzt den BF17-Führerschein, also das begleitende Fahren“, schilderte Pollermann die aktuelle Situation. Das größere Problem sei der Rückgang an Fahrlehrern. Der Fahrlehrer beschreibt das Problem eindrücklich: „Immer mehr hören aus Altersgründen auf. Der Nachwuchs fehlt aber leider nach wie vor.“
Für Karrais ist das Vorgehen laut der Pressemitteiung in Sachen Fahrschulen nicht nachvollziehbar. „In den Fahrschulautos, auf engstem Raum, darf man mit seinen Schülern sitzen, im Schulungsraum mit genügend Abstand und lüften, da geht es nicht“, so Karrais verwundert. Dabei müsse man in den Blick nehmen, dass viele Jugendliche, vor allem solche in Ausbildung, auf einen Führerschein angewiesen seien.