Die industriestarke Region Schwarzwald-Baar-Heuberg verfüge über viel ungenutztes Potenzial zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Um diese klimaschonenden Transportwege künftig vermehrt zu nutzen, kooperiere ein IHK-Netzwerk aus regionalen Unternehmen mit Gleisanschluss und Affinität zum Schienengüterverkehr nun mit dem Land Baden-Württemberg. Das berichtet die IHK in einer Pressemitteilung.
Martin Schmidt, Projektleiter für Verkehr und Infrastruktur bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg: „Die Bereitschaft der Unternehmen zum Gütertransport über die Schiene ist hoch. Gleichzeitig sind die Herausforderungen aber vielschichtig. Genau dort setzt das IHK-Netzwerk zum Schienengüterverkehr an. Es steht allen interessierten Unternehmen offen und hat sich zum Ziel gesetzt, direkt vor Ort schrittweise Verbesserungen zu erzielen.“
Land gibt Hilfestellung
Unterstützt werden die Unternehmen durch Stefan Kindorf und Joachim Zacher, die als Kümmerer des Landes Baden-Württemberg für den Schienengüterverkehr tätig sind und die Schnittstelle zwischen den Akteuren aus der Praxis und dem Verkehrsministerium bilden. „Bei dem Auftakttreffen Anfang April ging es im ersten Schritt darum, sich mit einigen Unternehmen vor Ort zu vernetzen und den Verbesserungsbedarf in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zu ermitteln“, so die beiden Kümmerer. Die kommenden Monate sollen dazu genutzt werden, zusammen mit den Ansprechpartnern aus der Wirtschaft konkrete Lösungen zu erarbeiten.
Eine Möglichkeit bestehe beispielsweise darin, mit Hilfe von Fördermitteln alte, vom Netz genommene Gleisanschlüsse zu reaktivieren oder gar neue Gleisanschlüsse zu schaffen. Ebenfalls soll ausgelotet werden, ob und wie die Auslastung bestehender Gleisanschlüsse erhöht werden kann, indem auch Dritte Zugang zu diesen Verlademöglichkeiten erhalten.
Konkreten Verbesserungsbedarf im Tagesgeschäft gebe es bei der Verfügbarkeit von Waggons, bei der Flexibilität und Pünktlichkeit sowie bei Betriebsförderungen im Einzelwagenverkehr. Mittel- bis langfristig könnten durch das IHK-Netzwerk möglicherweise auch Gütermengen gebündelt oder gar neue Relationen ausfindig gemacht werden.
Vorteile für die Unternehmen
Andreas Pecher von der Silco Logistik in Deißlingen meint dazu: „Silocontainer-Transporte über große Distanzen aus Italien im Alpentransit nach beispielsweise Duisburg oder Transporte von zeitlich unkritischen Gütern sind im Sinne des Klimaschutzes und in Zeiten des Lkw-Fahrermangels dafür prädestiniert, über die Bahn abgewickelt zu werden. Um allerdings mehr Verkehr von der Straße zu verlagern, müssen der Schienengüterverkehr flexibler, die Kapazitäten erhöht und die Netzstabilität verbessert werden.“
Thomas Rathgeb, Schuler Rohstoff in Deißlingen sieh es laut IHK so: „Unsere Sekundärrohstoffe an den regionalen Standorten in Deißlingen und Singen werden primär über die Schiene zu den Abnehmern transportiert. Die eigenen Gleisanschlüsse und Rangierloks ermöglichen hohe Kapazitäten für die Bahnverladung. Leider stellt uns die Versorgung mit Waggons immer wieder vor erhebliche Herausforderungen. Auch das Terminal in Kornwestheim erweist sich immer wieder als Nadelöhr und führt zu Störungen in den Betriebsabläufen.“
Hintergrund
Die Industrie- und Handelskammer hat im Rahmen einer Potenzialanalyse zum kombinierten Verkehr ermitteln lassen, welche Gütermengen aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg auf die Schiene verlagert werden könnten. Ein zentrales Ergebnis war, dass ein kleines Verladeterminal erst langfristig entstehen könnte. Kurz- und mittelfristig bieten die Mitverladung bei Unternehmen mit bestehender Gleisanbindung und die verstärkte Nutzung regionaler Verlademöglichkeiten schnellere Erfolge auf pragmatischer Ebene.
Die IHK-Potenzialanalyse kann unter www.ihk-sbh.de durch Eingabe der Dokumentennummer 4828272 in der Suchmaske heruntergeladen werden. Bei Fragen und Interesse am IHK-Netzwerk Schienengüterverkehr steht IHK-Projektleiter Martin Schmidt unter Telefon: 07721 922-207 oder per E-Mail an [email protected] zur Verfügung.