„Es war höchste Zeit für eine Neuauflage in Präsenz.“ So lautete die eine Botschaft der Referenten und der 120 Teilnehmer des 6. Außenwirtschaftsforums, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Donauhallen in Donaueschingen ausgerichtet hat. Über die Veranstaltung berichtet die IHK in einer Pressemitteilung:

Die andere Botschaft, die sich bei dieser Veranstaltung manifestierte, erzählte von den mannigfaltigen Herausforderungen, denen sich die exportierende Wirtschaft aktuell gegenübersieht – von einer sich nach Asien verschiebenden Hauptrolle im Weltwirtschaftsgeschehen bis hin zu den alltäglichen Mühen bei der Aus- und Einfuhr von Gütern, die noch durch die Folgen von Ukrainekrieg, Corona und Energiekrise verschärft werden. Der direkte Austausch brannte den Besuchern entsprechend unter den Nägeln.
In der Krise Existenzen sichern
„Es ist ein anderes Gefühl, wieder vor Menschen stehen zu dürfen“, begrüßte IHK-Vizepräsident Dr. Steffen P. Würth die Zuhörer. Die Vorzeichen, unter denen das am vergangenen Mittwoch geschah, hätten allerdings nach Würths Geschmack gerne andere sein dürfen. Der Ukraine-Krieg, die Folgen der Corona-Pandemie und die aktuelle Energiekrise seien die Faktoren, welche die Wirtschaft vor echte Herausforderungen stellen und die dazu führen würden, dass sich unser Wirtschaftssystem stark verändern werde.
„Jetzt geht es darum, Existenzen zu sichern“, so Würth in seinem Appell an die Unternehmen in der Region, sich mehr denn je auf ihre Flexibilität zu besinnen und Innovation zu nutzen.
Rauhes Verhandlungsklima
Die von Würth angedeuteten Herausforderungen für die Unternehmen und deren versammelte Export-Experten wurden im Lauf des Tages sogar noch zahlreicher. Die Vorsitzenden der IHK-Außenwirtschaftsarbeitskreise Heiko Finke (IMS Gear), Thomas Kern (Firma Dreher) und Bernd Seemann (Aesculap AG) präzisierten zunächst die Themen, die den meisten der Forumsgäste ebenfalls täglich begegnen:

Rückläufige Umsätze mit nur schleppender Erholung seit 2019, Lieferverzögerungen oder -ausfälle, enorme Preissteigerungen, Reisebeschränkungen und dadurch misslingende Kommunikation mit Partnern in Fernost und nicht zuletzt ein immer rauer werdendes Verhandlungsklima seien kennzeichnend für die aktuelle Situation. Hinzu kämen neue Regularien wie das Lieferkettengesetz, die weitere Standards etablieren, um die sich andere jedoch nicht zwingend scheren.
Europa fällt zurück
So werde Europa nach Einschätzung von Professor Hans-Michael Wolffgang (Rechtswissenschaftliche Fakultät Münster) als Wirtschaftsraum künftig nicht mehr die maßgebliche Rolle spielen, die es einst hatte – weder hinsichtlich seiner Führungsrolle bei Normen und Standards noch in Fragen des Arbeitnehmer- oder des Umweltschutzes.
Denn in der Vielzahl der inzwischen weltweit existierenden Freihandelsabkommen steche vor allem das seit Januar gültige RCEP-Abkommen hervor, das mit China an der Spitze rund ein Drittel der Weltbevölkerung und 29 Prozent des Welthandelsvolumens vereint und unter einheitliche Bedingungen stellt. „Arbeitnehmer-Schutz und Umwelt sind in diesem Abkommen nicht geregelt“, so Wolffgang. Das werde die Globalisierung, wie wir sie gehabt hätten beenden, prophezeite der Experte.
Zoll digital
Nach diesem breiten Blick auf die weltweiten Entwicklungen widmete sich das Außenwirtschaftsforum thematisch den Details: So stellte Bertine Geyer, kommissarische Leiterin des Hauptzollamts Singen, Erleichterungen im Abwickeln von Im- und Exporten durch den Zoll in Aussicht.

Digitalisierung sei hier ein wichtiges Instrument, das aber durch umfangreiche Verschränkungen unterschiedlicher Interessen nur langsam vorankommt. Immerhin: Projekte wie der Unionszollkodex (UZK), das Border Ticket zum Grenzübertritt von Lkw in die Schweiz ohne komplizierten Papierkrieg oder das elektronische Zollpassierscheinheft Carnet ATA seien in der Bearbeitung.
In einer Podiumsrunde mit Moderatorin Kimsy von Reischach appellierten Bernd Seemann, Bertine Geyer und ihr Kollege vom Schweizer Zoll, Thomas Zehnder, an die Bereitschaft, der Unternehmen, sich mit Neuerungen zu befassen, statt sie als zusätzliche Belastung abzuwehren: „Wer mitmacht, kommt in der Zukunft an, wer sich verweigert, bleibt zurück“, fasste es Zehnder zusammen.