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Hirschbrauerei Flözlingen: Hilfe fraglich – bei vollen Kosten

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Rolf Schittenhelm macht die aktuelle wirtschaftliche Situation zu schaffen. Der Inhaber der Flözlinger Hirschbrauerei scheint durchs Raster zu fallen in der Corona-Krise. Das wurde offenbar bei einem Besuch durch den Rottweiler FDP-Landtagsabgeordneten Daniel Karrais deutlich. Die Hirschbrauerei ist bereits eine der letzten Brauereien mit Gaststätte in der Gegend. Karrais versprach Unterstützung.

„Wir sind ein Mischbetrieb, da wir neben der Brauerei noch die Gaststätte betreiben. Das führt dazu, dass wir nicht ohne Weiteres an Hilfen kommen“, klagte Schittenhelm dem Abgeordneten sein Leid. Hintergrund sei eine Regelung aus der Novemberhilfe, wonach Betriebe, die mehr als ein Fünftel ihrer Einnahmen aus einer anderen Tätigkeit beziehen, leer ausgehen.

„Bei mir sind rund 80 Prozent des Umsatzes aus der Gaststätte und nur rund 20 Prozent aus dem Brauereibetrieb. Dadurch ist es fraglich, ob ich Unterstützung bekomme, habe aber trotzdem die vollen Kosten“, so der Braumeister laut einer Mitteilung der FDP. Mit der Brauerei könne er die Ausfälle nicht kompensieren, da auch der Absatz von Fässern eingebrochen sei, da die gesamte Gastronomie geschlossen ist und keine Feste stattfinden. „Mit den Flaschen, die wir im Handel verkaufen, machen wir das nicht wett“, sagte der Gastronom.

Er hoffe jetzt, dass er doch noch Unterstützung erhalte, sagte Schittenhelm laut Pressemitteilung. Dazu sei er regelmäßig im Austausch mit dem Steuerberater und Brauereikollegen. Er sei enttäuscht von der Politik, die im November angekündigt hatte, 75 Prozent des Umsatzes zu ersetzen, das jetzt aber so nicht eingehalten werde. Die kurze Phase der Öffnung im vergangenen Sommer habe nur bedingt geholfen. So habe der Hirsch zwar einen regen Betrieb gesehen, dabei sei aber der Personalaufwand höher gewesen. „Wir waren froh, aufmachen zu dürfen, haben jedoch auch mehr Leute gebraucht und konnten drinnen aber von unseren 72 Plätzen nur 26 besetzen“, erklärt der Wirt die Schwierigkeit, Einnahmeausfälle zu kompensieren.

Trotz der beschwerlichen Phase betonte Schittenhelm, wie toll er die Unterstützung durch seine Stammkunden in Sachen Abholdienste finde. „Support your locals, das nehmen sich doch viele zu Herzen und das finde ich wirklich toll“, so der Gastronom.

Daniel Karrais, der auch das Thema Tourismus, also auch die Gastronomie, im Landtag bearbeitet, berichtete, dass er mit seiner Fraktion einen Antrag gestellt habe, um Mischbetrieben Hilfen zukommen zu lassen und nach der Situation zu fragen. „Die Antwort war leider nichtssagend, gemacht wird wenig. Ich finde das sehr schwach, die Mischbetriebe so hängen zu lassen. Dabei sind die Probleme doch schon seit Monaten bekannt,“ kritisiert der FDP-Politiker. Dabei sei der Hirsch kein Einzelfall, sondern viele Bäcker mit Cafés, Raststätten und auch Einzelhändler mit Gastrobereich seien betroffen, weiß Karrais auch aus einer jüngst abgehaltenen Diskussionsrunde.

Schittenhelm erklärt: „Ich denke, viele Maßnahmen waren nötig. Ich habe viel Kontakt zu Leuten aus aller Welt. Zum Teil waren die Maßnahmen viel restriktiver als bei uns. Aber langsam geht uns durch die Länge der Schließung die Luft aus.“ Tatsächlich hat der Braumeister immer wieder internationale Auszubildende, zuletzt aus Brasilien und Australien bei sich gehabt. „Wir müssen die Sache ernst nehmen, brauchen aber auch Perspektiven, wie es weitergeht oder Entschädigungen,“ so Schittenhelm, bei dem in normalen Zeiten 25 Leute hinzuverdienten, wovon drei Festangestellt waren.

Karrais stimmt zu: „Wenn der Staat die Betriebe schließt, muss er für die Ausfälle ohne Wenn und Aber aufkommen, sonst geht für die Zukunft Investitionsspielraum verloren. Das schadet der Wirtschaft. Oder man muss eben Regeln schaffen, wie man mit der Corona-Situation umgeht und weiterarbeiten kann.“ Die Gesprächsrunde war sich einig, dass das Thema noch lange brauche, um bewältigt zu sein.

Pressemitteilung (pm)
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