Die Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie sitzen laut IG Metall-Pressemiteilung „schon auf glühenden Kohlen“. Wegen der Covid 19-Pandemie habe man die letzte Tarifrunde beginnend im Frühjahr 2020 erstmalig ausgesetzt. Stattdessen sei ein Solidartarifvertrag abgeschlossen worden, mit dem die IG Metall kurzfristig auf die neue Situation reagiert habe.
„Dieser Solidartarifvertrag lief zum 31. Dezember letzten Jahres aus und nun drängen die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie seit Wochen auf konstruktive Verhandlungen mit den Arbeitgebern, nachvollziehbar, weil auf Grund des Corona bedingten Tarifabschlusses die letzte Entgelterhöhung mittlerweile schon drei Jahre her ist“, schreibt die Gewerkschaft.
Aus diesem Grund trafen sich die Delegierten und gewerkschaftlichen Funktionärinnen und Funktionäre der IG Metall Freudenstadt in dieser Woche zu einem virtuellen Warnstreikplanungstreffen. Fast 90 BetriebsrätInnen und IGM Vertrauensleute trafen sich im virtuellen Raum, um über Stimmungen in den Belegschaften und den aktuellen Stand der Verhandlungen mit Südwestmetall zu diskutieren. „Die Lage in den Betrieben ist unterschiedlich. Einige haben noch mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen, aber überwiegend arbeiten viele Betriebe wieder unter „Volllast“ und benötigen sogar Mehrarbeit“, so Dorothee Diehm, erste Bevollmächtigte der IG Metall in Freudenstadt.
Flexible Forderungen
Aus diesem Grund habe die IG Metall eine flexible Tarifforderung aufgestellt, um den unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen in den Betrieben gerecht zu werden. Das Forderungspaket umfasse ein Entgeltvolumen in Höhe von vier Prozent , welches auf unterschiedliche Weise genutzt werden könne. „Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben, sollen das Geldvolumen vollständig als Entgelterhöhung bei die Beschäftigten weitergeben. In kriselnden Betrieben können mit den vier Prozent Beschäftigungs- oder Standortsicherungsmaßnahmen finanziert werden.“
Lokale Angebote
Ein wichtiger Bestandteil der Forderungen seien der IG Metall Beschäftigungssicherung und ein Zukunftstarifvertrag, um den Auswirkungen der Transformation unter anderem im Automobilsektor wirksam entgegentreten zu können. „Die Geduld der Beschäftigten in Bezug Verweigerungshaltung der Arbeitgeber, nämlich nicht mit der IG Metall über drängende Zukunftsthemen sprechen oder gar verhandeln zu wollen, ist aufgebraucht!“, so Diehm.
Es mache sich Wut breit. Die Beschäftigten leisteten in der Corona Krise großes, weil auch unter erschwerten Bedingungen die Arbeit erledigt werde. Was den Arbeitgebern aktuell zur guten Leistung ihrer lieben MitarbeiterInnen einfalle seien Entgeltkürzungen und die Verschlechterung des Kündigungsschutzes für Ältere und Reden vom Ende des tariflichen „Schlaraffenlandes“. Es liege daher nahe, dass die Arbeitgeber versuchten, die Corona-Situation und Unsicherheiten der Beschäftigten zu missbrauchen, um unliebsame tarifliche Schutzbestimmungen für Menschen zu „entsorgen“!
„Provokanter Rhetorik und Forderungen nach Entgeltkürzungen der Arbeitgeber, werden wir uns mit Zusammenhalt und nach dem Ende der Friedenspflicht mit Warnstreiks entgegenstellen“, so die Gewerkschafterin.
Forderungen für Dual-Studierende
Für die Jugend fordert die IG Metall die tarifliche Gleichstellung von Dual Studierenden mit den Auszubildenden, sowie qualitative Verbesserungen in der Ausbildung. „Dual Studierende sind rechtlich kaum geschützt, da sich diese Form der Ausbildung über die Jahre hinweg etabliert hat, ohne dabei in gesetzliche Strukturen gegossen zu werden. Jetzt in der Krise sind die Dual Studierenden die ersten, die diesen Unterschied negativ spüren. Im Gegensatz zu Auszubildenden haben sie in der Metall- und Elektroindustrie nämlichen keinen Anspruch auf unbefristete Übernahme nach Tarif und landen schnell auf der Straße“ ,sagt Margit Schmitt, zuständige Gewerkschaftssekretärin für Auszubildendenarbeit bei der IG Metall Freudenstadt.
Warnstreiks angekündigt
Das Ende der Friedenspflicht sei gekommen und werde mit einem digitalen Aktionstag am Nachmittag des 1. März eingeleitet. Ab 0 Uhr am 2. März folgten dann die ersten Warnstreiks. „Ab März beginnt die erste Warnstreikwelle auch in Freudenstadt, in der wir in den Betrieben auch unter Corona-Bedingungen eindrucksvoll demonstrieren werden, dass unsere Mitglieder hinter ihren Forderungen, hinter ihrer IG Metall stehen“, so Georg Faigle, 2. Bevollmächtigter der IGM Freudenstadt.
Als Gäste nahmen auch Bundestagsabgeordnete der SPD Saskia Esken und Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg Roman Zitzelsberger an der Versammlung teil und lobten das Engagement der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. „Corona ist keine Ausrede, um den Kopf in den Sand zu stecken. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, Position zu beziehen, um tarifliche Standards zu erhalten und weiter zu verbessern“, spornte Zitzelsberger an. Esken hob in diesem Zuge noch einmal gesondert die Aktivitäten der Jugend in den Betrieben hervor und befürwortete laut IG Metall-Mitteilung „die Beteiligungsformate für junge Menschen in Ausbildung und Studium“.
Nach knapp zwei Stunden verließen die 90 Teilnehmenden voller Motivation die Videokonferenz, „bereit ihre Forderungen in den Betrieben eindrucksvoll und vehement zu vertreten“, heißt es abschießend.