REGION/ROTTWEIL (pm) – In Hinblick auf die kommende Landtagswahl in Baden-Württemberg hat die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg bei ihrer Herbstsitzung in der Firma Mahle in Rottweil eine Resolution zur Zukunft des ländlichen Raumes beschlossen.
Die Resolution ist laut IHK-Pressemitteilung Teil der wirtschaftspolitischen Positionen, die die IHK zur Landtagswahl herausgibt. „Ländliche Regionen in Baden-Württemberg profitieren von guten wirtschaftlichen Entwicklungen in der Vergangenheit. Wettbewerbsfähige, mittelständisch geprägte Cluster-Strukturen, hohe Bildung, vitale Kommunen und heimatverbundene Einwohner bilden eine europaweit einzigartige Substanz. Aber Abwanderung, Überalterung und deren Folgen könnten die ländlichen Regionen bald aus dem Gleichgewicht bringen“, sagt IHK-Präsident Dieter Teufel.
Die ländlichen Regionen Baden-Württembergs erfänden sich neu und entwickelten mit Unterstützung des Landes individuelle Ansätze, um ihre Infrastrukturen über den demographischen Wandel hinweg zu erhalten und zu stärken. Sie nutzten differenzierte Instrumente, um ihre Lebensqualität und Attraktivität für Familien, Fachkräfte und Unternehmen stetig zu erneuern. Netzwerke, Kooperationen und verzahnte Förderprogramme helfen den Regionen und Kommunen dabei. „Wir möchten, dass die Landesregierung, begleitet von Wirtschaft und Spitzenverbänden, ein neues Bewusstsein für die ländlichen Regionen bewusst initiiert.
Die Regionen ihrerseits sollen Strategien zur Erhaltung und ständigen Weiterentwicklung ihrer besonderen Stärken entwickeln. Dabei soll das Land fortschrittliche interkommunale und ressortübergreifende Konzepte unterstützen und Leistungen passgenau auf die einzelnen Regionsstärken ausrichten“, so Dieter Teufel. Generell, aber auch angesichts der notwenigen Qualifizierung der in den Arbeitsmarkt zu integrierenden Flüchtlinge, kommt der Aus- und Weiterbildung in der Region eine besondere Bedeutung zu. Wie IHK-Geschäftsbereichsleiterin Martina Furtwängler berichtete, können Teilnehmer an Weiterbildungsseminaren und Lehrgängen über ein Programm des Europäischen Sozialfonds (ESF) und den baden-württembergischen Finanz-und Wirtschaftsministeriums direkte Zuschüsse erhalten.
„Durch dieses ‚Förderprogramm Fachkurse‘ können Weiterbildungsteilnehmer von reduzierten Lehrgangskosten In Höhe von 30 Prozent bzw. ab dem vollendeten 50. Lebensjahr in Höhe von 50 Prozent profitieren“, so Furtwängler. Aktuell werden von der IHK Akademie 270 Seminare und Zertifikatslehrgänge in den unterschiedlichsten Fachrichtungen als förderfähige Weiterqualifizierungen angeboten.
„Die Wirtschaft spielt bei der Integration von Flüchtlingen in der Region eine wichtige Rolle“, so Petra Hein, Koordinatorin für die Asylbewerber bei der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen in ihrem Gastreferat. Problematisch seien derzeit die fehlenden Deutschkenntnisse und die vielfach nicht vorhandenen Fachqualifikationen der bislang etwa 4.000 Flüchtlinge in der Region. „Die Agentur für Arbeit sowie die Jobcenter Schwarzwald-Baar-Kreis und Landkreis Rottweil bieten den regionalen Unternehmen eine breite Unterstützung an, beispielsweise beim Heranführen junger Flüchtlinge in ein Ausbildungsverhältnis oder durch Zuschüsse zum Arbeitsentgelt“, so Hein.
Als sehr ernüchternd wurde die Tatsache aufgenommen, dass dem allgemein bekannten Fachkräftemangel kurzfristig aus dem Reservoir der Flüchtlinge kaum begegnet werden kann.
Für den kürzlich plötzlich verstorbenen Rüdiger Bosse ist Ingrid Hölderle in die Vollversammlung nachgerückt. Die Unternehmerin ist Inhaberin des Gasthofs zum Kuhstall in Bräunlingen-Döggingen und war bereits von 2008 bis 2013 Mitglied des Gremiums. Sie vertritt in der Vollversammlung die regionale Wahlgruppe Dienstleistungen/Gastronomie.
Im vorgesehenen Zeitrahmen befinden sich die Planungen zum gemeinsamen Neubau der IHK und der IHK Akademie im Zentralbereich von Villingen-Schwenningen. Die Vollversammlung beschloss als nächsten Schritt, einen Projektsteuerer zur Sicherstellung des Planzieles einzusetzen. Der Projektsteuerer ist unter anderem verantwortlich für die Koordination des Gesamtprojektes und die laufende Projektabwicklung sowie für das Aufstellen und Überwachen von Organisations-, Termin- und Zahlungsplänen.