Der tatsächliche Ausbau der Stromnetze hinkt – laut IHK-Pressemitteilung – aktuell dem geplanten Ausbau hinterher. Dieser soll vor allem dazu dienen, den Windstrom aus dem Norden in den Süden zu transportieren, wo eine deutlich höhere Nachfrage nach Elektrizität besteht.
Dabei liegt der aktuell ermittelte Ausbaubedarf in Deutschland bei rund 7.700 Kilometern, was etwa der Strecke von Berlin nach Peking entspricht. Doch bislang ist nur wenig geschehen. Von diesem erforderlichen Ausbau an neuen Leitungen sind bislang erst 1.750 Kilometer genehmigt und 950 Kilometer auch tatsächlich realisiert worden.
Der nun von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vorgestellte Aktionsplan Stromnetz schlägt eine Vielzahl an Maßnahmen vor, die den Netzausbau weiter beschleunigen sollen. Nach erster Einschätzung der Industrie-und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg könnten die darin aufgeführten Aktionen zwar durchaus geeignet sein, einen Beitrag zur Beseitigung von Netzengpässen zu leisten.
Allerdings lässt er auch Fragen unbeantwortet: „Uns fehlt zum Beispiel ein konkreter Zeitplan, bis wann welche Maßnahmen gesetzgeberisch und anschließend durch die Netzbetreiber umzusetzen sind. Fast vollständig ausgeblendet werden im Aktionsplan auch Maßnahmen, um die Akzeptanz des Netzausbaus vor Ort zu verbessern. Denn ohne die Akzeptanz der Betroffenen vor Ort lassen sich derartige Projekte nur schwer realisieren“, so IHK-Energiereferent Marcel Trogisch.
Er unterstreicht dabei auch die Bedeutung dieses Themas: „Wir sind hier in der Region zwar nicht direkt von größeren Ausbaumaßnahmen betroffen, dürfen das Thema dadurch aber nicht völlig außer Acht lassen“, so der Energiereferent weiter. Schon heute gibt es im deutschen Stromnetz regelmäßig Engpässe, die zum Beispiel durch teure Eingriffe in die Leistungserzeugung von Kraftwerken oder durch eine zeitweise Abschaltung von Windkraftanlagen kompensiert werden müssen. Die Kosten dafür müssten die Bürger begleichen.
Dass angesichts der Verzögerungen beim Netzausbau auch die Unternehmen im Süden anfangen, sich Gedanken um die künftige Versorgungssicherheit zu machen, zeige die Auswertung des jüngsten IHK-Energiewendebarometers. Bei dieser jährlichen Befragung von mehreren tausend Betrieben in Deutschland zählt laut IHK der zügige Netzausbau zwischenzeitlich zu den Top-Themen der Industrie im Land und der Region.