ROTTWEIL – Mit Karl Rehfuß hat ein Partner der K.E.R.N.-Gruppe, des bundesweiten Netzwerks für Generationswechsel und Unternehmensnachfolge, in der Heerstraße 44 einen Standort eröffnet. „Ich will einfach näher an meinen Kunden sein“, benennt Rehfuß seine Motivation. Die Abkürzung steht für die Initialen der damaligen zwei Gründungspartner.
Die Botschaft des genossenschaftlich organisierten Verbundes von Beratern lautet „Die Nachfolgespezialisten“ – angesichts der zahlreichen anstehenden Firmenübergaben ist dies eine stark nachgefragte Dienstleistung. Die rechtlich selbständigen Berater der Gruppe sind ansonsten ausschließlich in den Zentren beheimatet. Im Fall von Rehfuß ist das Stuttgart. „Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg verfügt über besonders hohe Wirtschaftskraft, und in der mittelständisch geprägten Wirtschaft vor Ort stehen in den kommenden Jahren zahlreiche Generationswechsel und Verkäufe an“ weiß Rehfuß.
Diese Einschätzung unterfüttert er mit ganz konkreten Zahlen aus der K.E.R.N.-Nachfolgestudie 2017 für die Region: Es gibt in den drei Landkreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar etwa 2600 Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 250.000 und 5 Millionen Euro. Rund 82 Prozent davon sind zumeist inhabergeführte Mittelständler. „Die geburtenstärksten Unternehmerjahrgänge müssen langsam an die Rente denken: 40 Prozent der Unternehmenslenker sind bereits älter als 55 Jahre“ weist die Statistik aus. Bis 2020 steigt die Anzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen, die hierzulande eine Nachfolge für ihren Chef organisieren müssen, auf 61 Prozent an. Dies betrifft dann bis zu 7500 Arbeitsplätze in der Region.
Die Entscheidung für Rottweil fiel, weil bei Nachfolgelösungen und Verkäufen immer auch steuerliche Fragen tangiert sind. In der Region arbeitet der K.E.R.N.-Nachfolgespezialist mit den Steuerberatern der Kanzlei Kiener & Ege zusammen, weswegen es sich angeboten habe, an deren Standort im alten Milchwerk zu ziehen.
„Unternehmensnachfolge, das ist ein sehr emotionales Thema, denn vielen Unternehmern geht es vor allem um die Sicherung des Lebenswerkes und eine gute Zukunft der Mitarbeitenden“ erläutert Rehfuß. Deshalb versuche er stets, eine regionale Lösung zu finden und so die Arbeitsplätze vor Ort zu sichern. Dazu dient auch die enge Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer. Aktuell bearbeitet Rehfuß eine ganze Reihe anstehender Nachfolgelösungen in der Region, dabei handele es sich konkret um Handwerksbetriebe sowie geradezu typische Mittelständler in der Metallbearbeitung. „Die Übergabe oder der Verkauf eines Unternehmens kann schon mal drei bis fünf Jahre dauern, wir begleiten die Unternehmer während des gesamten Prozesses“, berichtet Rehfuß. Da sei es wertvoll, mit dem Standort Rottweil nun einfach dichter dran zu sein.