Die Anzeichen stehen auf Verbesserung: Die Ergebnisse der dritten Umfrage der MedicalMountains und des Deutschen Industrieverbandes SPECTARIS innerhalb eines halben Jahres zur wirtschaftlichen Situation der Medizintechnikunternehmen Deutschlands bestätigten die Befürchtungen der vorherigen Erhebungen, zeigten aber auch Anzeichen einer positiveren Entwicklung, heißt es in einer Pressemitteilung.
Obwohl gerade die Medizintechnikbranche bei der medizinischen Bewältigung der Coronakrise stark gefordert sei, seien insgesamt deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen und dauerhafte Veränderungen der Geschäftsprozesse zu erwarten. 69 Prozent der Unternehmen gingen für 2020 von einem im Vergleich zum Vorjahr schlechteren, 14 Prozent von einem gleichbleibenden Umsatzergebnis aus. Lediglich 18 Prozent rechnen mit einem Umsatzzuwachs.
Für das Gesamtjahr 2020 werde ein Umsatzrückgang der Branche von etwa vier Prozent erwartet, beim Auslandsgeschäft falle das prognostizierte Minus mit 6 Prozent noch etwas höher aus. Die Umfrage zeige, dass insbesondere kleinere Unternehmen unter den Folgen der Pandemie leiden und diese mehrheitlich von deutlich höheren Umsatzrückgängen berichteten.
Die derzeitige Gesamteinschätzung habe sich im Vergleich zur Juni-Umfrage allerdings verbessert, bei der noch mit einem Rückgang von 8 beim Gesamtumsatz beziehungsweise 12 Prozent beim Auslandsumsatz gerechnet wurde. Auch der Ist-Auftragseingang, der im Zeitraum Januar bis Mai noch um 11 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum lag, zeige mit einem Rückgang von etwa 7 Prozent im Zeitraum Januar bis September eine leicht steigende Tendenz. Das Inlandsgeschäft entwickle sich im Vergleich zum internationalen Geschäft freundlicher und könnte zum Jahresende sogar 1 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen. Ausgehend von diesem Stimmungsbild erwirtschaften die mehr als 1400 deutschen Betriebe (mit mehr als 20 Beschäftigten) mit ihren rund 150.000 Mitarbeitern in diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz von etwa 32 Milliarden Euro, davon etwa 20 Milliarden Euro im Ausland. Im Vorjahr betrug der Gesamtumsatz noch über 33 Milliarden Euro.
„Die deutsche Medizintechnik hat sich in den schwierigen Zeiten der Corona-Krise als verlässlicher Partner bewiesen. Damit das auch künftig möglich ist, brauchen wir ein Umdenken auf Seiten der Politik“, betont Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS. „Das Gesundheitssystem erwartet gerade jetzt, dass die Medizintechnikindustrie liefert. Der stetig zunehmende Bürokratieaufwand bringt viele Hersteller jedoch an ihre Belastungsgrenze und schadet der Innovationskraft der Branche, “ so Leonhard. Auch müsse der internationale Handel und Austausch weiter gestärkt und den Tendenzen nationaler Abschottung entgegengewirkt werden, um den Exportmotor am Laufen zu halten.
Die beiden Geschäftsführerinnen der MedicalMountains, Yvonne Glienke und Julia Steckeler, sähen angesichts der schwierigen, für viele kleinere Medizintechnikbetriebe existenzbedrohenden wirtschaftlichen Herausforderungen Handlungsbedarf. „Die bisherigen branchenübergreifenden Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung waren und sind wichtig. Doch nur ein Fünftel der Unternehmen rechnet damit, dass Anliegen der industriellen Gesundheitswirtschaft in der politischen Gesundheitsagenda auch künftig stärker berücksichtigt werden.“
Positive Impulse erhoffe sich die Branche von der Leitmesse „MEDICA“, die in diesem Jahr als „virtual.MEDICA“ zum ersten Mal rein virtuell stattfinde und am heutigen Montag ihre Pforten geöffnet habe. Dort sei im Rahmen einer Websession die Branchenumfrage vorgestellt worden.
Info: Die Zahlen und weitere Details können auch auf der Webseite der MedicalMountains unter www.medicalmountains.de/positionspapiere – Menüpunkt „Umfrage: Auswirkungen der Corona-Pandemie (Oktober 2020)“ – abgerufen werden.