Rottweil. Die Kreissparkasse Rottweil ist in den wesentlichen Bereichen des Bankgeschäfts gewachsen. Trotz eines schwierigen Marktumfelds mit einem historischen Zinsanstieg, einer hohen Inflation, der Energiekrise und einem Kriegsausbruch in Europa hat die Kreissparkasse laut eigenen Angaben ein solides Ergebnis erzielt. Die Bilanzsumme stieg im Jahr 2022 leicht an und betrug 3.453 Millionen Euro zum 31.12.2022. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Instituts hervor.
Der Bestand an Kundenkrediten ist 2022 auf 2.004 Millionen Euro gewachsen, die Neuausleihungen betrugen mehr als eine halbe Milliarde Euro. Gerade im Wohnungsbau zeigte sich jedoch ein geteiltes Bild. Nachdem die Kreditvergaben im ersten Halbjahr noch rekordverdächtig waren, sind diese im zweiten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Die Zurückhaltung seitens der Kunden sei verständlich. Matthäus Reiser, Vorsitzender des Vorstands, erläutert: „Es ist natürlich ein Unterschied, ob Sie ein oder vier Prozent Zins für ein Wohnbaudarlehen bezahlen müssen. Zusätzlich haben die hohe Inflation und die damit schwer kalkulierbaren Baukosten viele Kunden verunsichert. Ein wichtiger Baustein in der Immobilienfinanzierung hat eine Renaissance erlebt: der Bausparvertrag. Damit können langfristig niedrige Zinsen gesichert werden. Dass dieses Modell funktioniert, zeigt uns ein Blick in die Vergangenheit. Bausparverträge waren ein zentraler Baustein, der die Finanzierung in Hochzinsphasen für viele erschwinglich machte. Auch in Zukunft können diese vielen Menschen den Weg ins Eigenheim ebnen.“ Im Bausparneugeschäft verzeichnete die Kreissparkasse ein Plus von 18 Millionen Euro. Die vermittelte Bausparsumme ist um 36 Prozent auf 67,4 Mio. Euro gestiegen. Auch Förderkredite wurden in Höhe von 74 Mio. Euro vermittelt. Der Bestand an Förderdarlehen erhöhte sich um 4,3 Prozent auf 415 Mio. Euro.
Die Kundeneinlagen haben um 2,3 Prozent weiter zugenommen und beliefen sich zum 31.12.2022 auf 2.548 Millionen Euro. Trotz der attraktiven Zinsangebote für Geldanlagen mit fester Laufzeit ist das Einlagengeschäft nach wie vor von täglich fälligen Einlagen geprägt. Die Aktienmärkte gerieten nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine ins Wanken. Durch die späte, aber konsequente Zinserhöhungen der EZB sind die Kurswerte von festverzinslichen Wertpapieren deutlich zurückgegangen. Die Bestände der Kundendepots sind leicht von 850 Mio. auf 845 Mio. Euro gesunken. „Ein breit gestreutes Anlageportfolio mit regelmäßiger Sparrate hilft, gut durch diese Zeit der vielen Umbrüche und Schwankungen zu gelangen. Wertpapiere bleiben nach wie vor ein wichtiger Baustein in der Geldanlage, wenn man den hohen Inflationsraten begegnen möchte.“ so Reiser. 2/2
Im Jahr 2022 habe sich die Sparkasse auch mit der Gefährdungsbeurteilung der Geldautomaten-Standorte beschäftigen müssen. Angriffe auf Geldautomaten haben deutlich zugenommen und die Lage der Kreissparkasse Rottweil an der Bundesautobahn A81 mache das Geschäftsstellennetz für Kriminelle interessant. „Die Sicherheitslage hat sich verändert“ so Christian Kinzel, stellvertretender Vorsitzender der Sparkasse. Als erste Maßnahme wurden die Öffnungszeiten der Selbstbedienungs-Bereiche in den Nachtstunden eingeschränkt. Auch die Nutzung der Geldautomaten habe deutlich abgenommen, daher schließt die Kreissparkasse weitere Maßnahmen am Geldautomatennetz nicht aus.
Zum Geschäftsstellennetz heißt es weiter: „Wir richten uns künftig mehr an den Wünschen und dem Nutzungsverhalten unserer Kunden aus. Unser Augenmerk liegt auf der Beratung unserer Kundinnen und Kunden, ob vor Ort oder über digitale Beratungskanäle“, so Kinzel. Gerade die Nachfrage nach Video-Beratungen habe zugenommen. Viele Kunden schätzen diese bequeme Möglichkeit, beraten zu werden. Digital und vor Ort – beides auf höchstem Niveau – stelle keinen Widerspruch dar. Persönliche Besuche für reine Serviceangelegenheiten auf den Geschäftsstellen seien rückläufig und konzentrierten sich auf die größeren Standorte.
Die Anzahl der Mitarbeitenden bei der Kreissparkasse Rottweil lag zum Jahresende unverändert bei 459 Beschäftigten. Angestiegen ist die Anzahl der Mitarbeitenden in Teilzeit. Zum 31.12.2022 waren 169 Mitarbeitende in Teilzeit beschäftigt. Neben dem Angebot der Teilzeitarbeit wurde auch das Schulungsangebot von den Mitarbeitenden stark nachgefragt. Die Kreissparkasse investierte 338.000 Euro in die Weiterbildungen der 292 Mitarbeiterinnen und 167 Mitarbeiter. Auch die Ausbildung neuer Mitarbeitenden stellt einen Schwerpunkt in der Personalentwicklung dar. Damit in Zukunft genügend qualifiziertes Personal für die Beratung der Kundinnen und Kunden zur Verfügung steht, sind 46 Auszubildende und 8 Studierende bei der Kreissparkasse Rottweil beschäftigt.

Im vergangenen Jahr wurde Gemeinschaft in der Region wieder gelebt. Ausstellungen, Messen und Veranstaltungen konnten durchgeführt werden. Die Kreissparkasse Rottweil sowie die Stiftungen der Kreissparkasse erreichte eine Vielzahl an Spenden- und Förderanträgen. In Summe schüttete sie über 330.000 Euro aus. Das sind im Vergleich zum Vorjahr über 9 Prozent mehr für das gesellschaftliche Engagement in der Region. Stolz ist die Kreissparkasse über die Auszeichnung mit dem Stiftungsförderpreis DAVID. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zeichnet jährlich besonders wirkungsvolle Projekte der bundesweit 760 Sparkassenstiftungen aus. Die Stiftungen der Kreissparkasse Rottweil bewarben sich mit dem Vereinswettbewerb „Auf die Plätze, fertig, los!“ und wurde von der Jury mit dem Stiftungsförderpreis ausgezeichnet.
Das Betriebsergebnis vor Bewertung konnte im Vergleich zum Vorjahr um 0,09 Prozentpunkte auf 0,79 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme gesteigert werden. Ergebnistreiber war insbesondere die gestiegene Zinsspanne. Die Kernkapitalquote ist spürbar von 18,3 auf 18,8 Prozent gestiegen. „Wir haben damit ausreichend Handlungsspielraum, um den regionalen Kreditbedarf zu decken und die wirtschaftlichen Herausforderungen abzufedern. Die Kreissparkasse Rottweil ist grundsolide aufgestellt“, so Matthäus Reiser, Vorsitzender des Vorstands.