Der beste Azubi als Fachkraft für Abwassertechnik im Land hat seinen Beruf in Schramberg gelernt. In einem Aufenthaltsraum der Gemeinschaftskläranlage im Schiltachtal am Rappenfelsen überreichte Alexander Fritz von der Industrie- und Handelskammer in Villingen-Schwenningen zwei Urkunden: Eine für den Auszubildenden Sebastian Saier und eine für die Stadtwerke als Ausbildungsbetrieb.
Zu seiner Ehrung gekommen war coronabedingt nur eine kleine Gruppe Gratulanten: Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, Stadtwerkeleiter Peter Kälble, der städtische Personalratsvorsitzende Achim Ringwald und natürlich sein Chef auf der Kläranlage Roman Haberstroh.
Saier ist auf einem ungewöhnlichen Weg zur Fachkraft für Abwassertechnik geworden: “Ich habe in Furtwangen einen Bachelorabschluss in Online-Medien gemacht“, erzählt er. Doch irgendwie habe es ihn mehr zum Praktischen, zum Handwerklichen gezogen. “Ich konnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag in einer Agentur am Schreibtisch zu sitzen.”

Weil Abwassertechnik extrem wichtig für die Umwelt sei, die IT eine sehr wichtige Rolle dabei spiele, sei er auf diesen Beruf gestoßen. “Ich habe mich damals bei verschiedenen Klaranlagen umgeschaut, und Schramberg war die erste Wahl.“ Im Februar 2018 habe er mit verkürzter Lehrzeit hier angefangen und schon bald gemerkt: „Da steckt extrem viel dahinter.“
Anspruchsvoller Beruf
OB Eisenlohr bekannte, alle seien sehr stolz gewesen, als sie erfahren hätten, dass Saier mit der Traumnote 1,1 seine Prüfung bestanden hatte. Chemie, Physik und Biologie spielten eine wichtige Rolle in diesem anspruchsvollen Beruf. Kälble ergänzte, dass auch die IT wichtig sei,. Da habe Saier natürlich von seinem Studium profitiert. Gerade im IT-Bereich, so sein Ausbilder Haberstroh, habe Saier mit seinen Kenntnissen schon viel geholfen.
Azubis: Zahlen rückläufig
Die IHK betreue etwa 14000 Ausbildungsbetriebe mit zusammen 90000 Auszubildenden in 120 Berufen. Saier sei der einzige angehende Fachmann für Abwassertechnik in der Region gewesen. Insgesamt sei wegen der Coronapandemie die Zahl der Auszubildenden um etwa 17 Prozent zurückgegangen, bedauerte Fritz den landesweiten Trend. Mit Prämien für die Ausbildungsbetriebe versuche die Regierung dagegen zu wirken. „Wir brauchen Leute wie Sie“, so Fritz.

Kälble hofft, dass Saier noch lange den Stadtwerken erhalten bleibt und sich auch beruflich weiter qualifizieren werde. Der Personalratsvorsitzende der Stadt, Achim Ringwald, lobte den „Spirit“, der inzwischen bei den Klärwerkern herrsche. Haberstroh meinte nur halb im Scherz, er habe viel mehr von seinem Auszubildenden gelernt als umgekehrt. Saier habe sich immer alles notiert und abends nachgearbeitet.
Seit seiner eigenen Ausbildung 1993 habe der Beruf einen „Riesensprung“ gemacht. Viele Themen wie Elektrotechnik und Programmieren seien hinzu gekommen, so Haberstroh. Eisenlohr meinte abschließend, die Arbeit auf der Kläranlage sei bedeutsam. Ja, sie sei „systemrelevant“, wie sich in Corona-Zeiten zeige.
Saier seinerseits bedankte sich bei seinem Ausbilder und Georg Schrempp von der Abteilung Tiefbau für deren Unterstützung. Er versprach, er wolle gerne bleiben und sich weiter entwickeln. Seine Chefs hörten es gern.