Gemeinsamer Tunnel-Einsatz unter realen Bedingungen
Neun Feuerwehren trainieren in Schiltach im dichten Rauch die Zusammenarbeit für den Ernstfall

Dichter Rauch, Blaulicht flackert, Suchstöcke tasten über den Asphalt: Die Tunnelfeuerwehren im mittleren Schwarzwald (TwimS) haben im Schiltacher Kirchbergtunnel eine groß angelegte Ausbildungsübung durchgeführt. Feuerwehren aus der Region trainierten dabei realitätsnah gemeinsame Abläufe für Rettung und Brandbekämpfung in unterirdischen Verkehrsanlagen, wie das Landratsamt in Rottweil berichtet.
Schiltach. Bevor die Einsatzkräfte in den Tunnel gingen, startete der Abend mit einer strukturierten Vorbereitung im Schiltacher Feuerwehrhaus. Dort erläuterte Tunnelmultiplikator Frieder Götz, gleichzeitig Schriftführer der Feuerwehr Schiltach, die Einsatzszenarien und gab einen Überblick über die Aufgaben, die die einzelnen Gruppen erwarten würden. Auf dem Parkplatz folgte anschließend die praktische Einstimmung: An zwei Stationen wurden Personensuche und -rettung sowie Löschangriff geübt – unter Anleitung und mit klaren Standards, denn bei TwimS ist ein einheitliches Vorgehen entscheidend.
„Löschen, um zu retten“
Zum Standard gehört beispielsweise, dass der Zugang ausschließlich unter Atemschutz erfolgt. Deshalb rüsteten sich die Staffeln (jeweils sechs Feuerwehrangehörige) am Tunneleingang vollständig aus, bevor sie in die Röhre einfuhren. Ein weiterer Grundsatz ist: „Löschen, um zu retten“, anders zu Gebäude- oder Fahrzeugbränden.
Im Tunnel selbst warteten zwei anspruchsvolle Szenarien. Auf der einen Seite sorgte eine leistungsstarke Nebelmaschine für nahezu Nullsicht. Mehrere Fahrzeuge waren „verunfallt“, Verletzte lagen im Tunnel, ein Autofahrer hatte sich aus Panik sogar im Kofferraum verschanzt. Für die Atemschutzträger bedeutete das: keine Sicht, kaum Orientierung – und der Auftrag, alle Personen schnell und sicher nach draußen zu bringen. Suchstöcke halfen beim Abtasten des Bodens und der Fahrzeugunterseiten, da im dichten Rauch buchstäblich nichts mehr zu sehen war.



Zusammenspiel der Kräfte
Auf der gegenüberliegenden Tunnelseite forderte eine zweite Station die Kräfte mit einem brennenden Kleinwagen. Neben dem Löscherfolg selbst spielten auch das Vorgehen und die Sicherheit eine wichtige Rolle: So muss in Tunnelröhren etwa die Tunneldecke über dem Brand gekühlt werden – damit wird verhindert, dass der Beton platzt und Trümmerteile auf die Einsatzkräfte stürzen.
Bei jeder der Stationen waren ein oder mehrere Tunnelmultiplikatoren präsent, einerseits zur Einweisung, andererseits im praktischen Teil zur Kontrolle des Lernerfolgs. Die Gesamtleitung hatte an diesem Abend TwimS-Leiter Lucas Richter, zugleich stellvertretender Kommandant in Schiltach.
Begleitet wurde die Übung noch von anderer Seite, nämlich aus dem Tunnelbetriebsgebäude. Dort laufen alle technischen Informationen zusammen: Lüftung, Beleuchtung, Detektoren, Kameras und Notfallsysteme. Tunnel gehören zu den bestüberwachten Straßenabschnitten überhaupt; entsprechend wichtig ist es, dass nicht nur die Feuerwehren, sondern auch der Tunnelbetrieb selbst auf realistische Szenarien vorbereitet wird. Tunnelmeister Helmut Fauter und Mitarbeitende der Straßenmeisterei und des Straßenbauamtes behielten in der Zentrale im Blick, ob die Technik wie erwartet reagiert.

Auch Beobachter des Regierungspräsidiums waren vor Ort. TwimS gilt in dieser Form als einmalig in der Region und nach Einschätzung vieler Beteiligter sogar landesweit. Die gemeinsame Ausbildung ermöglicht es, Ressourcen zu bündeln, Standards abzustimmen und Einsatztaktiken verlässlich einzuüben – gerade dort, wo einzelne Feuerwehren allein an Grenzen stoßen würden.
Hervorragende Zusammenarbeit
Die Bilanz von Tunnelmultiplikator Frieder Götz nach der Ausbildungsübung: „Tunnel sind ein extrem anspruchsvolles Einsatzgebiet – personalintensiv, lange Wege, begrenzte Sicht und hohe körperliche Belastung. Genau deshalb ist gemeinsames Training so wichtig. Die landkreisübergreifende Ausbildung hat gezeigt, dass wir im Verbund hervorragend zusammenarbeiten und im Ernstfall schnell und strukturiert helfen können.“
Zum Verbund TwimS gehören die Städte und Gemeinden Hausach, Hornberg, Oberkirch, Schenkenzell, Schiltach, Schramberg, St. Georgen, Triberg, Wolfach